Elektroauto kommt erst übermorgen

Das Elektroauto hat in Deutschland auf absehbare Zeit nur begrenzte Marktchancen. Denn gut 60 Prozent der Verbraucher würden erst dann einen Pkw mit rein oder zumindest überwiegend elektrischem Antrieb kaufen, wenn dieser zu einem vertretbaren Preis die vom Verbrennungsmotor gewohnten Fahrleistungen bringt, wie aus einer Umfrage im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hervorgeht. Bis entsprechend leistungsfähige und bezahlbare Batterien für den elektrischen Antrieb zur Verfügung stehen, sind jedoch Investitionen in Milliardenhöhe notwendig.

„Die Autofahrer stehen der neuen Technik zwar aufgeschlossen gegenüber. Allerdings wird das Elektroauto in Deutschland nur dann zum Erfolg, wenn es die bestehenden Mobilitätsanforderungen erfüllt und nicht umgekehrt eine Anpassung der Konsumenten an technische Beschränkungen verlangt“, kommentiert Felix Kuhnert, Leiter des Bereichs Automotive bei PwC.

Die Umfrage, für die im April 2010 mehr als 500 repräsentativ ausgewählte Autofahrer befragt wurden, ist Teil einer von Automobil-, Energie- und Experten für die Finanzierung von Infrastruktur gemeinsam erstellten Studie zur Elektromobilität in Deutschland, die im Juni erscheint.

An einem Strang ziehen

Automobilindustrie, Energiewirtschaft und öffentliche Hand sind gefordert, gemeinsam neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln, die die Möglichkeiten der E-Technologie mit den Bedürfnissen der Verbraucher in Einklang bringen. Dazu wäre es nach Einschätzung der Experten notwendig, eine leistungsfähige Infrastruktur aufzubauen, die für jedes Elektrofahrzeug zwei bis drei Ladestationen zur Verfügung stellt. Insbesondere urbane Regionen bieten Potenzial für innovative Car-Sharing-Modelle mit rein elektrisch betriebenen Pkw. Im Jahr 2020 könnten demnach über 55.000 Elektroautos in deutschen Städten unterwegs sein, die sich Autofahrer bei Bedarf ausleihen. Voraussetzung dafür ist aber auch, dass in unmittelbarer Umgebung der Ladestationen hinreichend Parkraum zur Verfügung steht.

„Das Elektroauto wird sich in jedem Fall nur dann durchsetzen können, wenn Autohersteller, Zulieferer, Energieunternehmen und neu entstehende Mobilitätsdienstleister eng zusammenarbeiten. Die Politik muss diesen Prozess begleiten, in dem sie für Investitionssicherheit sorgt und beispielsweise die internationale Standardisierung vorantreibt“, betont Dr. Wilhelm Bauer, Institutsdirektor am Fraunhofer IAO.

130 Kilometer sind zu wenig

Um die hohen Anschaffungskosten für Elektroautos zu senken, setzen derzeit viele Hersteller auf den Einbau von Batterien mit beschränkter Kapazität. Als reines Kurzstreckenmobil hat das Elektroauto aber kaum Marktchancen. Knapp 90 Prozent der Befragten halten es für wichtig oder sehr wichtig, dass die Batterie mehr als die heute durchschnittlich erreichten 130 Kilometer mit einer Ladung durchhält. Selbst in der Gruppe der Autofahrer, die überwiegend in der Stadt unterwegs sind, legen 92 Prozent Wert auf eine entsprechende Reichweite.

Auch das tatsächliche Nutzungsverhalten legt nahe, dass das eigene Auto kaum zu ersetzen ist. Insbesondere auf dem Land oder in Kleinstädten nutzen fast 90 Prozent den Pkw für tägliche Besorgungen, drei von vier Befragten fahren jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit. In den urbanen Zentren spielt das Auto erwartungsgemäß eine etwas geringere Rolle, doch selbst in den Großstädten fahren immerhin rund zwei Drittel der Befragten in der Regel mit dem Pkw zur Arbeit und zum Supermarkt.

Informationslücken bei E-Mobilität

Um die Marktchancen des Elektroautos zu erhöhen, ist auch eine bessere Information der potenziellen Käufer bzw. Nutzer notwendig.
Derzeit glaubt nicht einmal jeder zehnte Befragte, dass er über die
Vor- und Nachteile des elektrischen Antriebs in seinen verschiedenen Varianten gut Bescheid weiß.

Entsprechend ambivalent ist die Einstellung der Konsumenten zur neuen Technik. So sind zwar acht von zehn Verbrauchern davon überzeugt, dass dem Elektroauto die Zukunft gehört. Ein ebenso großer Teil der Befragten gibt jedoch zu Protokoll, dass der Kauf eines E-Mobils für sie auf absehbare Zeit nicht in Frage kommt.

Unentschieden fällt auch die ökologische Bewertung der Elektromobilität aus. Knapp 50 Prozent der Befragten glauben, dass nur mit dem Elektroauto die Umweltschäden durch den Pkw-Verkehr begrenzt werden können. Ebenso viele geben aber zu bedenken, dass Emissionen von Klimagasen und anderen Schadstoffen nur dann sinken, wenn die Batterien der Elektrofahrzeuge mit Öko-Strom geladen werden.

Redaktionshinweis:

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 9.000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,37 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 29 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Deals und Consulting (Advisory).

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Stefan Bießenecker presseportal

Weitere Informationen:

http://www.pwc.de

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