Egalitär arbeiten – familienzentriert leben: Laut DJI-Studie kein Widerspruch für ostdeutsche Eltern

Obwohl mindestens jedes zweite Elternpaar in den östlichen Bundesländern dieses ausgewogene Erwerbsmodell praktiziert, empfinden sie dies nicht als besondere Belastung. Sie fühlen sich in ihrer Familie wohl und unternehmen in der freien Zeit mehr gemeinsam als westdeutsche Eltern, so das Ergebnis einer Studie des DJI-Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“, AID:A.

Die Erwerbsmuster von Paaren in Ost- und Westdeutschland, in deren Haushalt keine Kinder leben, unterscheiden sich dagegen kaum voneinander: Bei rund 60 Prozent der Paare sind Mann und Frau in gleichem Umfang erwerbstätig, während in 30 Prozent der Fälle der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit arbeitet. Nur bei etwa jedem zehnten kinderlosen Paar ist die Frau nicht erwerbstätig und der Mann der alleinige Ernährer.

Die AID:A-Daten belegen, dass ostdeutsche Eltern nicht nur insgesamt deutlich häufiger egalitäre Erwerbsarrangements (beide Teilzeit oder beide Vollzeit) praktizieren als westdeutsche, sondern dass sie auch bemüht sind, dieses Arrangement in den unterschiedlichen Phasen der Familienentwicklung durchzuhalten. In Westdeutschland sind das traditionelle Modell (Mann Vollzeit, Frau nicht erwerbstätig) und das semi-traditionelle (Mann Vollzeit, Frau Teilzeit) die am häufigsten praktizierten Varianten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. So sinkt der Anteil der Paare, bei denen beide entweder Teilzeit oder Vollzeit arbeiten, nach der Geburt eines Kindes in Ostdeutschland nur auf 45 Prozent, während er in Westdeutschland auf 12 Prozent schrumpft. Hier ist das semi-traditionelle Modell mit 45 Prozent die vorherrschende Vereinbarkeitsvariante. Über ein Viertel der westdeutschen Paare kehrt sogar vollständig zur traditionellen Arbeitsteilung zurück.

Mit einem noch nicht schulpflichtigen Kind sind Hausfrauen und Teilzeit arbeitende Mütter in Westdeutschland etwa gleich stark vertreten, bei schulpflichtigen Kindern überwiegt die Teilzeitarbeit von Müttern. Diese Korrelation von Erwerbsarrangement mit dem Alter des jüngsten Kindes zeichnet sich für ostdeutsche Mütter nicht bzw. deutlich geringer ab. In Ostdeutschland dominiert die egalitäre Erwerbskonstellation in allen Altersstufen des jüngsten Kindes, gefolgt von der semi-traditionellen Variante. Eine Teilzeit-Tätigkeit entspricht in Ostdeutschland zudem nicht notwendigerweise dem gewünschten Erwerbsumfang, sondern ist häufig der Lage auf dem Arbeitsmarkt geschuldet.

Ebenso wie das Alter des jüngsten Kindes deutlich geringeren Einfluss auf die Erwerbsarrangements von ostdeutschen gegenüber westdeutschen Eltern hat, hat auch das Bildungsniveau deutlich geringeren Einfluss auf ihr Erwerbsverhalten. D.h. ostdeutsche Eltern jeden Bildungsniveaus bemühen sich, Beruf und Familie mit dem Partner egalitär zu vereinbaren. Westdeutsche Eltern orientieren sich hingegen noch deutlich stärker an der ganztägigen Anwesenheit der Mutter in der Familie, wenn Kinder unter sechs Jahren im Haushalt leben. Zwar erleichtert ein höherer Bildungsabschluss durch bessere materielle Bedingungen, moderne Einstellungen zum Mutterbild und zur Partnerschaft westdeutschen Müttern eine Erwerbsbeteiligung; diese findet jedoch auch bei Akademikerinnen überwiegend in Teilzeit und nicht in Vollzeit statt.
Obwohl in Ostdeutschland das egalitäre Erwerbsmodell mindestens von jedem zweiten Elternpaar praktiziert wird, scheint dies nicht als „Doppelbelastung“ empfunden zu werden. Diese Eltern verbringen ihre Freizeit häufiger gemeinsam mit der Familie und äußern sich insgesamt zufriedener als ihre westdeutschen Pendants.

Neben der Erwerbstätigkeit gibt es weitere Einflüsse auf das Wohlbefinden von Eltern: Mit fortschreitender Familienentwicklung gehen charakteristische Veränderungen in der subjektiven Sicht einher: Die Freude in der Familie nimmt ab, und Sorgen nehmen zu – jedoch für Mütter und Väter teils in unterschiedlicher Weise. In Einkindfamilien geht es freudvoller zu als in Familien mit mehreren Kindern.

Ab dem zweiten Kind nimmt bei Müttern die Freude an der Familie generell ab. Auch das Alter zeigt seine Wirkung: Mütter zwischen 45 und 55 Jahren haben deutlich weniger Freude in und an ihrer Familie als Mütter im Alter von 33 bis 44 Jahren. Für Väter lässt sich kein Alterseffekt nachweisen. Sowohl für Mütter als auch Väter reduziert sich die Freude an der Familie, sobald die Kinder ins schulpflichtige Alter kommen, und die Sorgen nehmen zu.

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Andrea Macion idw

Weitere Informationen:

http://www.dji.de/thema/1206

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