Deutschland verliert im Wettbewerb um die besten Köpfe in Europa

Deutschland verliert im Wettbewerb um die besten Köpfe in Europa. Das zeigt eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

Die Bundesrepublik war in den vergangenen Jahren nicht in der Lage, die Auswanderung hochqualifizierter Erwerbstätiger in andere EU-Staaten durch die Einwanderung ähnlich qualifizierter Personen aus anderen EU-Staaten zu kompensieren.

Im Zeitraum zwischen 2005 und 2009 wanderten im jährlichen Durchschnitt etwa 40.000 Führungskräfte und Wissenschaftler aus Deutschland in die EU-15-Staaten aus, während mit 38.500 Einwanderern dieser Berufsqualifikation eine etwas niedrigere Einwanderung zu verzeichnen war. Durchschnittlich verließen im Jahr also 1.500 hochqualifizierte Erwerbstätige mehr das Land als Personen mit diesem Profil einwanderten.

Damit steht Deutschland, das früher ein Magnet für Einwanderung in Europa war, im Mittelfeld des europäischen Wettbewerbs um die besten Köpfe. Inzwischen sind Schweden, Spanien, Österreich, Großbritannien und Belgien vorbeigezogen.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschland an Anziehungskraft gerade für hochqualifizierte Einwanderer verloren hat“, sagte Vorstandsvorsitzender Dr. Gunter Thielen bei der Vorstellung der Studie. Ob die Öffnung des Arbeitsmarkts für die osteuropäischen EU-12-Länder im nächsten Jahr die Situation in Deutschland grundlegend verändern werde, sei ungewiss. Andere Länder in Europa wie Großbritannien hätten Deutschland mittlerweile als Hauptzielland für osteuropäische Hochqualifizierte abgelöst. Der in der Studie erstmals für Deutschland belegte negative Wanderungssaldo für hochqualifizierte Erwerbstätige im europäischen Vergleich unterstreiche die Notwendigkeit einer neuen Einwanderungspolitik in Deutschland.

„Wir brauchen einen Perspektivwechsel bei der Zuwanderung“, betonte Thielen. „Deutschland muss attraktiver werden für Hochqualifizierte. Wir können uns dabei an erfolgreichen Einwanderungsgesellschaften orientieren und das Beste aus den unterschiedlichen Systemen der Zuwanderungssteuerung übernehmen.“ Die Bertelsmann Stiftung werde hierzu Vorschläge erarbeiten. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssten ein großes Interesse daran haben, die besten Köpfe aus aller Welt anzuziehen und ihnen interessante Perspektiven zu bieten.

Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt in der aktuellen Debatte eine Kombination der etwa in Kanada oder Großbritannien praktizierten Modelle, die vor allem auf die Qualifikation der Zuwanderer setzen, mit Modellen wie in Schweden, die sich enger am Arbeitsmarkt orientieren.

Rückfragen an: Ulrich Kober, Telefon: 0 52 41 / 81-81 598
E-Mail: ulrich.kober@bertelsmann-stiftung.de

Media Contact

Ute Friedrich idw

Weitere Informationen:

http://www.bertelsmann-stiftung.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer