Brasilien – nicht nur stark im Fußball! – IAT-Studie vergleicht Open-Access-Publikationen international

Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts Arbeit und Technik (IAT/ Fachhochschule Gelsenkirchen) zu Open Access in Brasilien und Deutschland.

Die IAT-Wissenschaftlerin Dr. Karin Weishaupt hat das im April 2010 initiierte Deutsch-Brasilianische Jahr der Wissenschaft, Technologie und Innovation zum Anlass genommen, die Publikationslandschaft und insbesondere die Erfolgsfaktoren für Open Access in Brasilien näher zu untersuchen.

Brasilien hat eine sehr auffällige Struktur in seiner gesamten Zeitschriftenlandschaft: Mit nur 2.248 Zeitschriften insgesamt ist der Zeitschriftenmarkt außergewöhnlich klein. Gut die Hälfte davon (1.155) sind aber wissenschaftliche Zeitschriften, während in den USA der Anteil der wissenschaftlichen Zeitschriften bei knapp 22 Prozent, in Kanada sogar unter 20 Prozent liegt.

Während in Deutschland das mangelnde Renommee ein starkes Hindernis für die Akzeptanz von Open-Access-Zeitschriften darstellt, sind in Brasilien die hochwertigsten Zeitschriften mit Impact Factor nahezu ausschließlich frei zugänglich (29 von 30). Deutschland hat 582 Zeitschriften mit Impact Factor, lediglich 13 davon fallen unter die Open-Access-Zeitschriften. Weishaupt hat in ihren bibliometrischen Analysen einige Faktoren identifiziert, die den Erfolg von Open Access in verschiedenen Ländern begünstigen, um daraus abzuleiten, was in Deutschland zur Förderung von Open Access getan werden kann:

Erfolgsfaktoren für Open Access

So gibt es in Lateinamerika Internetportale, die eine besonders hohe Sichtbarkeit der Open-Access-Zeitschriften ermöglichen und gute Recherche-Möglichkeiten und komfortablen Einblick in die Nutzung über Abrufstatistiken mit Vergleichsmöglichkeiten bieten, es existieren hochwertige Open-Access-Zeitschriften mit Impact Factor. Weitere Aspekte, die in Brasilien besonders günstigen Einfluss auf die Umsetzung des Open-Access-Gedankens haben: die Wertschätzung muttersprachlicher Veröffentlichungen, verpflichtende Regelungen durch die Politik und Selbstverpflichtungen von Wissenschaftlern und Wissenschaftsorganisationen durch Open-Access-Erklärungen.

Dass in Brasilien eine gute Infrastruktur für wissenschaftliche Publikationen fehlt, ist nach Einschätzung Weishaupts nicht unbedingt als Nachteil anzusehen, sondern eher als Vorteil für neue Publikationsformen. In Deutschland wie in anderen Ländern sei dagegen der Einfluss einer starken Verlags-Lobby unverkennbar. Inzwischen öffneten sich zwar auch kommerziell tätige Verlage mehr und mehr dem Open-Access-Gedanken, doch bestehe tendenziell weiterhin eher ein Konkurrenzverhältnis zwischen kommerziellen Vertriebsmodellen und dem freien Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Ein Ziel der Open-Access-Bewegung ist die Verringerung der digitalen Kluft – der freie Zugang zu Wissen und Information via Internet soll Wissenschaftler fördern, die sich teure Publikationen und Zeitschriften sonst nicht leisten können. Weishaupts Analyse zu Brasilien zeigt allerdings: „Die Sichtweise, dass die hoch entwickelten Länder die ärmeren durch Open Access fördern können, ist zu einseitig; vielmehr sollten sich alle im Sinne eines Eine-Welt-Gedankens bemühen, als gleichberechtigte Partner voneinander zu lernen“.

Ihre Ansprechpartnerin:
Dr. Karin Weishaupt, Durchwahl: 0209/1707-135, E-Mail: weishaupt@iat.eu
Claudia Braczko
Pressereferentin
Institut Arbeit und Technik
der Fachhochschule Gelsenkirchen
Telefon: 0209/1707-176
E-Mail: braczko@iat.eu

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Claudia Braczko idw

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