Big Data braucht Datenfairness
Trotz Risiken für die Privatsphäre befürworten viele Bürger Big Data, wenn es ihnen konkrete Vorteile verschafft. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT zum Thema Big Data und Privatsphärenschutz.
Zwei Drittel der Befragten sehen in Big Data zwar ein Risiko für die Privatsphäre, gleichzeitig sehen mehr als die Hälfte der Befragten aber auch große wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile – insbesondere in den Bereichen Kriminalitätsbekämpfung und Medizin.
„Grundsätzlich stehen die Bürger Big Data skeptisch gegenüber“, sagt Projektleiter Martin Steinebach, „bringt die Technik für den Einzelnen aber einen konkreten Mehrwert – etwa niedrigere Versicherungstarife – , befürworten viele den Einsatz von entsprechenden Technologien und sind bereit, eigene Daten preiszugeben.“
Bestätigt werden die Umfrageergebnisse durch einen Bürgerdialog und die Analyse von 10.0000 Online-Artikeln, Kommentaren und Twitter-Feeds. Die Gesamtergebnisse und Schlussfolgerungen haben die Wissenschaftler in der aktualisierten Studie „Big Data und Privatheit“ zusammengefasst, die kostenlos im Internet unter www.sit.fraunhofer.de/bigdatastudie heruntergeladen werden kann.
Die Studie erläutert nicht nur die Umfrageergebnisse, sondern bietet eine leicht verständliche Einführung ins Thema Big Data. Sie beschreibt Anwendungsbeispiele wie die Ermittlung von Grippetrends oder die Vorhersage von Einbrüchen und erklärt deren technische Grundlagen, Potenziale und Datenschutzrisiken.
Die Umfrageteilnehmer sahen die Anwendung von Big Data in der Medizin überwiegend als sinnvoll an. Hier ist es mithilfe entsprechender Verfahren in Pilotprojekten zum Beispiel gelungen, die Krebsfrüherkennung wesentlich zu verbessern. Kritisch sahen die Bürger hingegen oft den Einsatz von Big Data bei Scoring-Verfahren, in denen automatische Bewertungsmechanismen Menschen benachteiligen können – etwa bei der Kreditvergabe.
„Wenn man den Nutzern konkrete persönliche Vorteile aufzeigen kann, steigt bei vielen jedoch die Bereitschaft, Zugang zu den eigenen Daten zu gewähren“, sagt Steinebach. „Wichtig ist, dass der Nutzer das Gefühl hat, der Tausch lohnt sich, es herrscht Datenfairness.“
Um den Bürgern die Ängste vor Big Data zu nehmen, sind sinnvolle und faire Regeln im Umgang mit personenbezogenen Daten nötig, schlussfolgern die Wissenschaftler. Die geltenden Datenschutzgesetze sind hierfür in den Augen der Teilnehmer der Online-Umfrage nicht ausreichend: 69 Prozent halten sie für überholt und wünschen sich eine Modernisierung der Gesetze.
Die Ergebnisse entstanden im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Big Data und Privatsphärenschutz am European Center for Security and Privacy by Design (EC SPRIDE), dem größten vom Bund finanzierten Kompetenzzentrum für Cybersicherheit, das von TU Darmstadt und Fraunhofer SIT gemeinsam betrieben wird.
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