BIBB-Studie zur Gestaltung des Übergangs Schule – Beruf

Der Berufseinstieg junger Menschen ist langwieriger und komplexer geworden. Im Zentrum einer jetzt veröffentlichten Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) stehen die pädagogischen Fachkräfte, die am Übergang von der Schule in die Berufsausbildung eine Schlüsselfunktion einnehmen.

Die Studie veranschaulicht ihren Tätigkeitsbereich und gibt einen ungewöhnlich direkten Einblick in den kaum überschaubaren und wenig transparenten Bereich des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung.

Sie zeigt, dass sich Rahmenbedingungen wie eine gute Vernetzung, eine regionale Koordinierung oder auch bessere didaktische Kenntnisse positiv auf die pädagogische Arbeit auswirken. Grundlegend verändern muss sich der pädagogische Ansatz, der deutlich stärker vom Jugendlichen her, also individuell unterstützend, zu gestalten ist. Aus den Ergebnissen des Projektes wurden Eckpunkte für ein Curriculum zu den Kompetenzen für pädagogisches Handeln erarbeitet.

Die BIBB-Studie mit dem Titel „Gestaltung individueller Wege in den Beruf. Eine Herausforderung an die pädagogische Professionalität“ verdeutlicht exemplarisch die Sichtweise von Lehrkräften der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, von sozialpädagogischen Fachkräften sowie Ausbilderinnen und Ausbildern, die am Übergangsgeschehen beteiligt sind.

In Interviews berichten sie aus ihrer Praxis, in der veränderte Anforderungen, neue Aufgaben durch individuelle Begleitung und Unterstützung der jungen Menschen sowie die Bildung von Netzwerken zentrale Bedeutung erhalten und eine Herausforderung für die Fachkräfte darstellen.

Zur Umsetzung in der Praxis nehmen diese pädagogischen Fachkräfte und ihre Professionalität eine zentrale Rolle ein. Die Studie des BIBB verdeutlicht die grundlegenden Veränderungen ihrer Arbeit im Übergangsbereich.

Die notwendige individuelle Begleitung und (Lern-)Unterstützung erfordert, pädagogisches Handeln viel deutlicher vom Jugendlichen her zu gestalten. Notwendig wird damit, die eigene Sichtweise im pädagogischen Prozess immer wieder zu überprüfen und „neu“ am Jugendlichen auszurichten.

Zum anderen erfordert die Vernetzung und Kooperation unterschiedlicher Institutionen wie Schulen, Bildungsdienstleistern und Betrieben, trotz unterschiedlicher gesetzlicher Grundlagen eine Zusammenarbeit aufzubauen. Die Studie verdeutlicht, dass eine Annäherung der verschiedenen Fachkräfte, ihrer Sichtweisen, Konzepte und Berufskulturen notwendig ist, damit Kooperation gelingen kann.

Die Interviews mit den pädagogischen Fachkräften zeigen einerseits Barrieren auf diesem Weg auf: „Jeder geht …nebeneinander und nicht oder wenig zusammen …“, so ein Handwerksmeister aus Lübeck. Positiv gesehen wird von den Ausbilderinnen und Ausbildern dagegen beispielsweise ein regionales Koordinierungsbüro, das alle Aktivitäten und Akteure verknüpft. Auch mehr über die Jugendlichen zu wissen und mehr methodisch-didaktische Fähigkeiten sowie diagnostische Kompetenzen zu erlangen, ist Wunsch der Lehrkräfte und Ausbildenden.

Aus den Ergebnissen des Projektes konnten Eckpunkte für ein Curriculum abgeleitet werden, das die notwendigen Kompetenzen für pädagogisches Übergangshandeln beschreibt. Es spricht die Fachkräfte an, die vor der wichtigen Aufgabe stehen, junge Menschen auf ihrem Weg von der Schule in die Berufsausbildung zu unterstützen.

Zum Hintergrund:
Trotz leichter Verbesserungen beim Zugang zur Berufsausbildung ist die Situation für Jugendliche mit maximal einem Hauptschulabschluss weiterhin prekär, regional finden sich große Unterschiede. Immer noch beginnen rund 270.000 Jugendliche nach der Schule eine Maßnahme im Übergangsbereich, obwohl sie dort keinen berufsqualifizierenden Abschluss erwerben können. Die Begleitung der jungen Menschen zum Beispiel durch (Übergangs-)Coaches oder Berufseinstiegsbegleiter/-innen und das Herstellen von Bildungsketten sowie der Aufbau eines Regionalen Übergangsmanagements sollen dazu beitragen, den Berufseinstieg junger Menschen zu unterstützen.

Weitere Informationen zur BIBB-Studie unter http://www.bibb.de/bildungspersonal-uebergang

Die BIBB-Publikation „Gestaltung individueller Wege in den Beruf. Eine Herausforderung an die pädagogische Professionalität“ aus der Reihe „Berichte zur beruflichen Bildung“ kann unter http://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/show/id/7215 oder beim W. Bertelsmann Verlag (wbv) unter service@wbv.de zum Preis von 29,90 Euro bestellt werden.

Ansprechpartnerin im BIBB:
Dr. Ursula Bylinski; E-Mail: bylinski@bibb.de

Media Contact

Andreas Pieper idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer