Warum Berlin eine Lab-Metropole ist … und Digitalarbeiter soziale Orte brauchen

„Gerade in Berlin florieren diese temporär nutzbaren Arbeitsorte, was sowohl an der großen Attraktivität der Stadt für Gründer und Freiberufler liegt als auch an der Verfügbarkeit von Räumen“, sagt Verena Brinks, die an beiden Studien mitgearbeitet hat. „Labs bieten zudem Schnittstellen für kreatives Arbeiten und Freiräume für unkonventionelles Testen und Experimentieren innovativer Ideen.“

Dr. Suntje Schmidt und Verena Brinks erstellten in Zusammenarbeit mit dem Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung eine umfassende Aufstellung der Berliner Lab-Szene. Als „Labs“ qualifizieren sich kooperative Arbeitsorte wie z.B. Grassrootlabs oder Co-Working Labs, die oft aus einer do-it-yourself Initiative entstanden sind.

Gemeinsames Praktizieren, Entwickeln und Testen stehen im Fokus. Demgegenüber gibt es aber auch solche Labs, die von Unternehmen oder Forschungseinrichtungen als Think Tanks und als Orte für die Umsetzung von Open Innovation Prozessen eingerichtet werden. Grundlegendes Kennzeichen ist ihre interdisziplinäre und branchenübergreifende Ausrichtung.

„Von einer Hacker-Werkstatt über Mietschreibtische in einem Büroloft bis hin zu professionellen Medien-Lab bietet Berlin eine sehr große Bandbreite dieser neuen Arbeitsorte“, fasst Schmidt zusammen. Diese Labs stehen in engem Zusammenhang zu neuen wirtschaftlichen Entwicklungen in der Stadt. Sie stützen Innovationsprozesse, indem sie Experimentierfelder für neue Ideen darstellen und Unternehmensgründungen fördern.

„Der große Erfolg von Initiativen wie die Open Design City, das Aufbauhaus und die T-Labs hat zudem zu selbstverstärkenden Effekten geführt und die Gründung ähnlicher Kreativorte angeregt oder Global Player wie Google, die Bertelsmann AG oder die Otto Group veranlasst, in Berlin Kreativlabs einzurichten“, so Schmidt.

Neben Angestellten von Unternehmen oder Forschungs- und Kultureinrich-tungen nutzen vor allem Selbstständige und Freiberufler die gemeinschaftlichen Arbeitsorte. Insbesondere im Umfeld von Digitalarbeitern wie Designern, Programmierern, Journalisten oder Medienspezialisten haben sich „Coworking Spaces“ etabliert. „Obwohl die Arbeit vor allem an PCs und im Netz stattfindet, suchen die Menschen gemeinsame physische Orte zum Arbeiten auf.

„Die Arbeitstätigkeit wird bewusst als soziales Ereignis inszeniert. Nebenbei entstehen neue Kontakte, die zwar vielfach nicht direkt professionell genutzt werden können, aber das eigene Netzwerk vergrößern“, hat Brinks herausgefunden. „Informelle Begegnungen stimulieren die Kreativarbeiter und sorgen für ein Gleichgewicht von Kernarbeit und Netzwerkarbeit. Die Arbeit im Coworking Space ist daher in erster Linie eine rationale Entscheidung für Freiberufler oder Einzelunternehmer.“

Berlin verfügt über eine große Vielfalt wirtschaftlicher Aktivitäten, einer breit aufgestellten Kreativwirtschaft, und Strukturen sowie eine hohe Dichte an Ausbildungsstätten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Darüber hinaus scheint Berlin sich das Image einer „Freelancer Met-ropole“ und als „Place to be“ aufgebaut zu haben. „Förderlich ist hierbei eine Kultur der Offenheit, Neugierde und gemeinschaftlichen Zusammenarbeit über Organisations- und Branchengrenzen hinweg“, fasst die Berliner Innovations- und Kreativlabs Studie zusammen.

Die komplette Studie zum Download:
http://www.berlin.de/projektzukunft/fileadmin/user_upload/pdf/studien/130626
_Innovations-_und_Kreativlabs_in_Berlin_-_eine_Bestandsaufnahme.pdf

Media Contact

Torsten Thurmann idw

Weitere Informationen:

http://www.irs-net.de

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