Bioinformatik als boomender Zukunftsmarkt

Studie: Höchstes Wachstum in Österreich zu erwarten – Fachleutemangel als Wachstumsbremse

Der noch relativ junge Wirtschaftszweig Bioinformatik, die Verschmelzung von Biotechnologie und Informationstechnologie, birgt enormes Zukunftspotenzial in sich. Die Steigerungsraten beim Umsatz liegen in diesem Teilbereich der Biotechnologie zwischen 20 und 25 Prozent pro Jahr. Insgesamt haben rund 15 Prozent der Bioinformatik-Unternehmen weltweit ihren Sitz in den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz. Das größte Hindernis für die volle Entfaltung dieses neuen Hoffnungsmarktes liegt, ähnlich wie im IT-Bereich vor zwei Jahren, beim Mangel an Fachleuten. Allein in den deutschsprachigen Ländern fehlen bis Anfang 2005 rund 700 Spezialisten. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie, die heute, Mittwoch, vom Management- und IT-Berater Cap Gemini Ernst & Young vorgestellt wurde. Das höchste Wachstumspotenzial wurde in Österreich geortet.

Für die Studie wurden 294 Unternehmen aus dem Bioinformatik-Umfeld sowie Venture Capital Firmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Mehr als 60 Unternehmen mit rund 2.000 Mitarbeitern sind in diesen drei Ländern auf dem Spezialgebiet der Biotechnologie tätig, davon rund 85 Prozent in Deutschland, zehn Prozent in der Schweiz und fünf Prozent in Österreich. „Für die Entwicklung neuer Wirkstoffe ist die Bioinformatik von erheblicher Bedeutung“, so Marc Reinhardt, Leiter des Biotech-Teams bei Cap Gemini Ernst & Young. „Rund zehn Prozent Zeitersparnis durch die Bioinformatik sind bei der Entwicklung eines Medikaments durchaus realistisch, so dass sich Kosten in Höhe von bis zu 50 Mio. Dollar pro Wirkstoff sparen lassen.“ Generell liege Europa, gerade im Vergleich mit den USA, in der Bioinformatik auf einer guten Position. In einigen Teilbereichen wie der Softwareerstellung oder der Auswertung von Daten, dem Data Mining, sind europäische Firmen sogar führend. Immer mehr IT-Unternehmen wie IBM, Sun oder Motorola entdecken diesen Markt für sich bzw. gehen mit einzelnen Bioinformatik-Unternehmen Allianzen ein.

Für Österreich sind mit durchschnittlich 50 Prozent pro Jahr, verhältnismäßig gesehen, die höchsten Zuwächse bis zum Jahr 2005 zu erwarten, wenn auch von einem bislang niedrigen Niveau ausgegangen werden muss. Der Standort Wien werde durch die Ansiedlung der onkologischen Forschung von Boehringer Ingelheim und durch Baxter Biosciences stark aufgewertet, hieß es in der Studie. Hinzu kommt, dass auch Novartis hier ein Forschungsinstitut unterhält. In Deutschland existiere bereits eine bemerkenswerte Breite an Bioinformatik-Unternehmen mit Angeboten im Software- und Dienstleistungsbereich. Speziell in letzterem zeigt sich bereits heute ein spürbarer Wettbewerbsdruck. Trotzdem rechnet man bis 2005 ebenso wie in der Schweiz mit jährlichen Wachstumsraten von bis zu 25 Prozent. Heidelberg, München und Berlin stellen, gemessen an der Zahl von Anbieterfirmen, Zentren der deutschen Bioinformatik dar. Auch die Schweiz verfügt mit Basel, Genf und Zürich über drei Ballungsgebiete für Biotech-Unternehmen allgemein, wobei Basel und Genf gleichzeitig auch Zentren der Bioinformatik sind. Dies liegt laut Studie vor allem daran, dass die in Basel ansässigen Unternehmen wie Novartis und Roche häufig Biotech-Spin-Offs gründen. Außerdem ist in Genf das Schweizer Institut für Bioinformatik beheimatet. Der inhaltliche Schwerpunkt in der Schweiz liegt auf den Bereichen Softwareprodukte und Content.

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Oliver Scheiber pte.monitor

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