Erste prospektive Studie zeigt: Acetylsalicylsäure senkt Darmkrebs-Risiko

Geringe Dosis mit großer Wirkung

Die Acetylsalicylsäure, der Wirkstoff in Aspirin®, kann das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken um 40 Prozent vermindern. Die Gefahr, erneut Darmpolypen zu entwickeln, reduzierte sich um 19 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die von Dr. John A. Baron an der Dartmouth Medical School, USA, geleitet wurde. Sie ist die erste Studie, die vorausschauend und gezielt der Frage zur Wirksamkeit der Acetylsalicylsäure (ASS) bei Darmkrebs nachgegangen ist. Das jetzt veröffentlichte positive Resultat bestätigt, dass ASS vor Darmkrebs schützen kann, und das bereits bei einer geringen Dosierung von 81 Milligramm ASS täglich. Eine konkrete Therapie-Empfehlung kann aber noch nicht gegeben werden.

Die Untersuchung umfasste 1.121 Männer und Frauen, denen Darmpolypen operativ entfernt worden waren. Darmpolypen sind zunächst gutartige Geschwüre, die jedoch unbehandelt bösartig entarten können. Nach dem Eingriff wurde eine Gruppe mit einem Scheinmedikament (Placebo) behandelt, eine zweite erhielt entweder 325 oder 81 Milligramm Bayer® Aspirin täglich. Die Forscher stellten nach einem Beobachtungszeitraum von drei Jahren fest, dass sich bei 47 Prozent der Patienten, die ein Placebo erhielten, erneut Darmpolypen gebildet hatten. In der Patientengruppe, die mit niedrig-dosierter ASS behandelt wurden, war dies dagegen bei lediglich 38 Prozent der Fall. Außerdem zeigte die Studie, dass das Darmkrebs-Risiko bei einer niedrigen Dosierung von 81 Milligramm Bayer® Aspirin um 40 Prozent zurück ging, gegenüber 19 Prozent bei einer Dosis von 325 Milligramm. Ausgewertet wurden Fälle mit diagnostiziertem Darmkrebs und Darmpolypen, die kurz vor der Entartung stehen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Wirkung von ASS unter anderem mit der Fähigkeit zusammenhängt, die Bildung von Prostaglandinen zu verhindern. Tumore weisen nämlich eine besonders hohe Konzentration dieser hormonähnlichen Substanzen auf.

Darmkrebs gilt als die zweithäufigste Todesursache bei Tumorerkrankungen. Weltweit treten jährlich etwa 850.000 neue Darmkrebsfälle auf, davon allein 50.000 in Deutschland. Obwohl die Heilungschancen bei frühzeitiger Diagnose gut sind, sterben allein in den USA jedes Jahr etwa 48.000 Menschen daran. Zu den vermeidbaren Risikofaktoren zählen beispielsweise ungesunde Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum und Bewegungsmangel. Daneben spielen aber auch bestimmte Gen-Defekte eine Rolle. Ende der achtziger Jahre hatten 14 wissenschaftliche Untersuchungen bereits erste Hinweise geliefert, dass die regelmäßige Einnahme von ASS über einen mehrjährigen Zeitraum, das Darmkrebs-Risiko um durchschnittlich 40 Prozent senken kann. Da die Auswertung dieser Studien zur Wirkung von ASS jedoch retrospektiv, also rückblickend erfolgte, konnten die Ergebnisse bisher nur einen indirekten Zusammenhang darstellen.

Aspirin® wurde ursprünglich als Schmerzmittel entwickelt und hat inzwischen auf vielen weiteren Anwendungsgebieten Bedeutung erlangt, etwa bei Migräne-Kopfschmerz oder zur Vorbeugung eines zweiten Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Ob der Wirkstoff ASS in Zukunft auch eine Rolle bei der Prophylaxe von Darmkrebs spielen wird, müssen weitere langfristig angelegte Studien allerdings noch beweisen.

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