Studie: Kapitalmarkt-Orientierung deutscher Mittelstandsunternehmen ist unzureichend

Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Finanzplatzes sind zu verbessern

Die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen in Deutschland leidet unter einer unzureichenden Vorbereitung auf die gestiegenen Anforderungen des Kapitalmarkts. Hinzu kommt, dass der Finanzplatz Deutschland im internationalen Vergleich an Attraktivität gewinnen muss. Dazu sind weitergehende Reformen im Bereich der Kapitalmärkte, der Steuergesetzgebung und im Arbeitsrecht notwendig. Das hat eine gemeinsame Studie von KPMG Corporate Finance und dem F.A.Z.-Institut ergeben, bei der Ende 2001 rund 300 mittelständische Unternehmen in Deutschland sowie 34 international tätige Private Equity Manager befragt wurden.

Nur jedes dritte Unternehmen glaubt, dass der Shareholder-Value-Gedanke in der deutschen Unternehmenspraxis bereits ausreichend verankert ist. Drei von vier der internationalen Private Equity Manager bestätigen diesen Befund. Thomas Ehren, Leiter KPMG Corporate Finance: „Mittelständische Unternehmen müssen ihre Geschäftspolitik stärker an den Anforderungen des Kapitalmarktes ausrichten, um im Wettbewerb bestehen zu können. Der Zugang zum Kapitalmarkt bildet einen Schlüsselfaktor für den künftigen Erfolg der Unternehmen.“

Dazu gehört auch eine wirksame Corporate Governance, die von internationalen Investoren auf den Kapitalmärkten gefordert wird. Hier zeigt sich für Deutschland allerdings Nachholbedarf. Internationale Investoren stellen der deutschen Corporate Governance mit der Durchschnittsnote 3,6 kein gutes Zeugnis aus. Die Notwendigkeit für eine Verbesserung in Form einer erhöhten Transparenz der Unternehmensführung wird auch von fast der Hälfte der Unternehmen (45 Prozent) für erforderlich gehalten, allerdings fehlt es den Unternehmen an der Überzeugung, dass damit auch konkrete Vorteile verbunden sind. Nur 30 Prozent glauben, dass eine transparente Unternehmensführung vorteilhaft ist. Darüber hinaus steht der Mittelstand auch den Reformen von Basel II skeptisch gegenüber. Die befragten Unternehmen gehen davon aus, dass die Zinsen in Folge von Basel II eher steigen (44,4 Prozent) oder eher gleich bleiben (41,1 Prozent). Nur 14,5 Prozent erwarten eine Verringerung der Zinsen. Thomas Ehren: „Der Mittelstand muss die Herausforderungen einer erhöhten Transparenz und einer stärkeren Shareholder-Value-Orientierung annehmen, um der zunehmenden Globalisierung der Kapitalmärkte und Finanzdienstleistungen erfolgreich zu begegnen. Nur dann ist wirklich eine Verbesserung der Finanzierungskonditionen zu erwarten“.

Bezüglich des Finanzplatzes Deutschland und der anstehenden Änderungen des Vierten Finanzmarktförderungsgesetzes fordern sowohl mittelständische Unternehmen als auch internationale Private Equity Manager eine weitere Professionalisierung. Als notwendige Rahmenbedingung wird dabei von den Befragten mehrheitlich eine europaweit einheitliche Regelung für Unternehmensübernahmen auch nach In-Kraft-Treten des deutschen Übernahmegesetzes angesehen. Thomas Ehren: „Ein europaweit verbindliches Regelwerk würde die M&A-Märkte weiter integrieren, wovon der Investitionsstandort und Finanzplatz Deutschland profitieren wird.“

Hinsichtlich der Rahmenbedingungen für den Investitionsstandort Deutschland gab es auch in anderen Bereichen schlechte Noten. Im Durchschnitt vergeben die deutschen Unternehmen für die Steuerpolitik in unserem Land nur die Note „ausreichend“. Die Mehrzahl der mittelständischen Unternehmen fühlt sich durch die Steuerreform im Vergleich zu den Großunternehmen benachteiligt. Sie hoffen auf eine weitere Verbesserung der Rahmenbedingungen am Standort Deutschland in der kommenden Legislaturperiode. Fast 90 Prozent der befragten Unternehmen fordern eine Vereinfachung des Steuerrechts, knapp 80 Prozent plädieren für eine weitere Senkung der Steuersätze. Jedes zweite Unternehmen (53 Prozent) hält eine Abschaffung der Gewerbesteuer für „sehr wichtig“ oder „wichtig“. Auch das deutsche Arbeitsrecht muss nach Ansicht der Befragten dringend flexibler werden. 84 Prozent der Unternehmen fordern eine Deregulierung des Arbeitsmarktes, drei von vier (77 Prozent) wünschen sich, dass die Befristung von Arbeitsverhältnissen erleichtert wird. Fast ebenso viele (73 Prozent) halten eine Lockerung des Kündigungsschutzes für „sehr wichtig“ oder „wichtig“.

Einig waren sich Unternehmen und Private Equity Manager bezüglich der Attraktivität von Deutschland als Investitionsstandort und Finanzplatz: Deutschland bleibt in der Attraktivitätsskala hinter den meisten anderen Ländern zurück. Thomas Ehren: „Aufgrund der Größe und Bedeutung des Finanzplatzes Deutschland innerhalb der globalen Wirtschaft ist bei Umsetzung weiterer Reformen allerdings mit einer erheblichen Verbesserung des Investitionsklimas zu rechnen“.

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Marita Reuter Pressemitteilung

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