Mit dem Grauen allein?

Unfälle, Naturkatastrophen, Gewalt – viele Menschen werden im Laufe ihres Lebens Opfer traumatischer Ereignisse. Das hat nicht selten Folgen für die Psyche. Doch werden die Betroffenen angemessen versorgt? Dieser Frage widmet sich jetzt eine neue Studie, für die Forschende der Universität Zürich und der Freien Universität Berlin Teilnehmende suchen.

Eine repräsentative Studie von Prof. Andreas Maercker und Mitarbeitern zeigt, dass 12 Prozent der deutschen Bevölkerung ein traumatisches Ereignis erlebt hat. Diese Traumata reichen von Unfällen, Naturkatastrophen oder Kriegserlebnissen bis zum gewalttätigen Überfall oder sexueller Gewalt. Während manche Menschen so etwas gut verarbeiten, entwickeln andere psychische Probleme, Experten bekannt als Posttraumatische Belastungsstörung. In der genannten Studie zeigten mehr als 2 Prozent aller Befragten das Vollbild der Störung mit sich aufdrängenden Erinnerungen und Alpträumen, ständiger Unruhe und Schreckhaftigkeit sowie Angst und Hoffnungslosigkeit.

Offen bleibt jedoch die Frage, weshalb nur ein Bruchteil der Betroffenen die existierenden Hilfsangebote nutzen. Was hält Betroffene davon ab, sich Hilfe zu suchen, obwohl sie selbst überzeugt sind, diese zu benötigen? Warum schiebt ein Betroffener die Kontaktaufnahme zu einem Hilfsangebot immer wieder auf? Was hilft ihm, den Schritt zu professioneller Hilfe zu tun? Um solche Fragen zu beantworten, führt die Psychologin Viola Schreiber in Kooperation mit den Professoren Andreas Maercker von der Universität Zürich und Babette Renneberg von der Freien Universität Berlin eine Umfrage durch, in der es um die Gründe geht, die vielen Betroffenen den Zugang zu professioneller Hilfe verwehren. „Die Ergebnisse der Umfrage sollen es erlauben, Hilfsangebote möglichst bedarfsgerecht und barrierenfrei zu gestalten und bessere Öffentlichkeitsarbeit zu leisten“, sagt Viola Schreiber. „Damit wird es möglich sein, in Zukunft noch besser helfen zu können und eine bessere Versorgung der Betroffenen zu erreichen.“

Für diese Studie suchen die Forschenden Menschen, die innerhalb der letzten 10 Jahre ein Trauma in der einen oder anderen Form erlebt haben. Um sich ein umfassendes Bild machen zu können, interessieren dabei nicht nur besonders schweren Traumata sondern auch der „normale Unfall“ oder der „glimpflich verlaufene Angriff“. Auch die Erfahrungen jener Menschen, die mit dem Erlebten in der Folge gut zu Recht kamen, sind wichtig für das Gesamtbild.

Interessierte können unter www.trauma-umfrage.de weitere Informationen finden oder direkt online an der Umfrage teilnehmen. Auf Wunsch können sie sich im Anschluss eine Rückmeldung bezüglich ihrer posttraumatischen Belastung geben lassen.

Kontakt für Rückfragen oder Interviewwünsche:

Prof. Andreas Maercker, Psychologisches Institut, Universität Zürich
Tel.+41(0)44 635 73 10
Fax.+41(0)44 635 73 19
E-Mail: maercker@psychologie.unizh.ch

Media Contact

Beat Müller idw

Weitere Informationen:

http://www.trauma-umfrage.de

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