Mediterranes Klima der letzten 420'000 Jahre untersucht

Erstmals konnten Daten über mehrere hunderttausend Jahre aus verschiedenen Klimaarchiven direkt miteinander verglichen werden. Die Informationen wurden aus Eisbohrkernen einerseits und Ablagerungen aus Meeressedimenten im Mittelmeerraum andererseits gewonnen.

Der Vergleich erlaubt die bisher präziseste Rekonstruktion des Klimaverlaufs, der bisher nur grob in Zeiträumen von Jahrhunderten bis Jahrtausenden nachgezeichnet werden konnte. In der vorliegenden Studie erlaubten zwei Sedimentbohrungen die Rekonstruktion der Klimageschichte des Mittelmerraumes der letzten 420'000 Jahre. Zwischen der letzten Eiszeit vor 11'000 Jahren bis zur Eiszeit vor 380'000 Jahren konnte das Klima in Intervallen von 130 Jahren nachgezeichnet werden. Für die Zeit vor 380'000 bis vor 430'000 Jahren liegt alle 600 Jahre eine Messung vor.

Je näher an der Gegenwart, desto instabiler das Klima

Der untersuchte Zeitraum umfasst die vier letzten Klimazyklen von je ungefähr 100'000 Jahren. Ein Klimazyklus besteht aus einem längeren Eiszeitalter, bevor mit einer Erwärmung und darauffolgenden Abkühlung der nächste Zyklus einsetzt. Wie die gewonnenen Daten zeigten, begannen die vier Zyklen mit einer raschen Erwärmungsphase, die nur wenige Jahrhunderte dauerte. Auf diese Erwärmung folgte jeweils eine längere, graduelle Abkühlung über mehrere tausend Jahre, die meist in eine kurze, abschliessende Kaltphase mündete. Während der Anfänge der Zyklen dominierten warme, stabile Perioden, in denen Klimaschwankungen selten waren, aber stärker ausfielen als während der Eiszeiten. Während der Eiszeiten kam es hingegen zu häufigeren Klimaschwankungen. Diese nahmen immer mehr zu, bis es im letzten Zyklus der vergangenen 130'000 Jahre sogar zu 18 abrupten Wechseln kam. Insgesamt verzeichneten die untersuchten Sedimentproben einen allgemeinen Trend: Je näher zur Gegenwart, desto mehr abrupte Klimawechsel gab es.

Wechsel durch Schwankungen der Ozeanzirkulation

Die untersuchten Klimawechsel hängen mit der Ozeanzirkulation zusammen. Die Sedimentproben wiesen ein wiederkehrendes Muster von sich abwechselnden Oberflächen- und Tiefenwasserverteilungen auf, die das Resultat schneller Schwankungen der Ozeanzirkulation im Atlantik sind. So enthalten Sedimentproben aus dem Iberischen Kontinentalrand Spuren der unterschiedlichen Wassermassen aus dem nördlichen Atlantik und der Antarktis. Wie die Forscher herausfanden, entspricht die isotopische Zusammensetzung von fossilen Organismen, die am Meeresboden des Iberischen Kontinentalrands lebten, dem bereits früher rekonstruierten Temperaturverlauf aus Eisbohrkernen der Antarktis. Die isotopische Zusammensetzung von fossilen Organismen, die in derselben Region hingegen an der Meeresoberfläche lebten, entspricht Temperaturdaten, die aus grönländischen Eisbohrkernen gewonnen wurden. Diese Unterschiede bestätigen erstmals ein bereits früher entdecktes Phänomen: Nämlich die sogennante Nord-Süd-Klimaschaukel, die auf den Erdhalbkugeln gekoppelten Klimaphasen während der letzten 130'000 Jahre. Der Iberische Kontinentalrand ist somit von zentraler Bedeutung, um die Klimaschwankungen beider Hemisphären über lange Zeiträume untersuchen zu können.

Die Resultate dieser Studie belegen, dass die Nord-Süd Klimaschaukel nicht nur während der letzten Eiszeit (Nature, 9. Nov. 2006), sondern während mindestens 420'000 Jahren vorherrschte. Die kombinierte Information aus Meeressedimenten und Eisbohrkernen ermöglicht eine bessere Abschätzung der Stabiliät der Ozeanzirkulation und ihrer Veränderung in einem wärmeren Klima.

Media Contact

Nathalie Matter Universität Bern

Weitere Informationen:

http://www.unibe.ch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Transparente emissive Mikrodisplays

… für ultraleichte und kompakte Augmented-Reality-Systeme. Im Rahmen des Projektes HOT („Hochperformante transparente und biegbare Mikro-Elektronik für photonische und optische Anwendungen“) haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Photonische Mikrosysteme IPMS ein…

Mikroplastik im Meer: Neue Methode

Mikroplastik im Meer könnte größtenteils auch aus Beschichtungen sowie Farbanstrichen von Schiffen und Bauwerken im Meer stammen. Daten dazu gibt es allerdings kaum. Das Helmholtz-Zentrum Hereon und das Bundesamt für…

Wie Produktionstechnik Leben retten kann

Auf der Hannover Messe präsentiert das Fraunhofer IPT vom 22. bis 26. April an gleich zwei Ständen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Lasertechnologien in der Produktion: Ein »tierisches« Exponat verdeutlicht am…

Partner & Förderer