Accenture-Studie: Die Zukunft der Börsenlandschaft

Der steigende Wachstumsdruck und die gestiegenen Ansprüche an die Profitabilität der Handelsplätze werden die weltweite Börsenlandschaft massiv verändern. Maßgeblich bestimmt wird diese Entwicklung durch die Marktkapitalisierung auf öffentlich gelisteten Börsen, die sich in den vergangenen sechs Jahren nahezu verachtfacht hat, sowie durch neue Regularien. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, für die der Management-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister Accenture über 50 Interviews mit Top-Managern führender Aktien- und Terminbörsen, Abwicklungsinstitutionen sowie unterschiedlichster Wertpapierhandelsunternehmen in Europa, Nordamerika und Asien geführt hat.

Der Studie zufolge hat sich die weltweite Marktkapitalisierung auf öffentlich gelisteten Börsen von acht Prozent im Jahr 2000 auf 63 Prozent in diesem Jahr erhöht. Die Entwicklung der Handelsplätze hin zu börsennotierten Unternehmen hat in der Branche zu einem beispiellosen Druck geführt, neue Einnahmequellen zu erschließen und profitabler zu werden. Parallel dazu werden die „Regulation National Market System“ (Reg NMS) in den Vereinigten Staaten und die „Markets in Financial Instruments Directive“ (MiFID) in der Europäischen Union dazu führen, dass sich der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Handelsformen – Börsen, alternative Handelssysteme und Internalisierung in global agierenden Investmentbanken – weiter verschärfen wird.

„Der durch die Forderung nach mehr Shareholder Value und neue gesetzliche Vorschriften verursachte Konkurrenzdruck treibt sowohl die Konsolidierung als auch die Fragmentierung der Märkte sowie die grenzüberschreitende Expansion und die Produktdiversifikation voran“, sagt Susanne Klöß, Autorin der Studie und Managing Partner Capital Markets bei Accenture. „Angesichts dieser Entwicklung müssen die Börsen mit dem hohen Innovationstempo in der Branche Schritt halten und ständig neue Produkt- und Dienstleistungsstrategien entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Weitere wichtige Studienergebnisse und Prognosen:

– Derzeit werden etwa 83 Prozent der Derivate weltweit und etwa 96 Prozent der US-amerikanischen Schuldverschreibungen außerbörslich gehandelt. Hier bieten sich für die Börsen potenziell neue Wachstumsmärkte, die sich aber nur durch Produktindividualisierung und Verkürzung der Entwicklungszyklen adressieren lassen.

– Dem globalen Kapitalmarkt droht eine Fragmentierung, da neue Regularien den Eintritt neuer Wettbewerber in den Markt begünstigen, die bestimmte Handels-volumina auf sich vereinigen werden.

– China und Indien werden die wichtigsten Wachstumszentren für die Kapitalmärkte sein. In Indien werden sich die derzeit mehr als 20 Börsen mittelfristig zu zwei bis drei zentralen Handelszentren zusammenschließen.

– Die pan-europäische Clearing- & Settlement-Industrie wird sich konsolidieren und stärker vernetzen oder in einer pan-europäischen Lösung, die Finanzinstrumente über verschiedene Börsen und Ländergrenzen hinweg unterstützt, aufgehen.

– Die Struktur des Aktienhandels in den USA wird durch Reg NMS nachhaltig verändert. Die Vorschrift stellt eine erhebliche Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit der herkömmlichen Märkte mit Parketthandel dar.

„Sowohl für Kleinanleger als auch für institutionelle Investoren bedeuten diese Veränderungen künftig eine schnellere Abwicklung des Handels, engere Preisspannen und eine größere Auswahl an Handelsplätzen“, so Susanne Klöß. „Während der Nutzen dieser Entwicklung für Investoren auf der Hand liegt, wird es für die traditionellen Börsen schwieriger, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Differenzierte Strategien und neue Wege zu Unternehmenswachstum werden nötig sein.“

Die Studie nennt folgende Optionen, mit denen Börsen auf die aktuellen Trends reagieren können:

– Die Börsen müssen ihre vorhandenen Dienstleistungen attraktiver gestalten: durch eine diversifizierte Produktgestaltung sowie eine höhere Effizienz und eine wettbewerbsfähige Preisgestaltung.

– Die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Derivate, strukturierte Produkte und Cross-Asset-Class-Instrumenten erlaubt Börsen eine zunehmende Produktdifferenzierung.

– Die großen Börsen sollten sich darauf vorbereiten, durch strategische Allianzen und internationales Marketing vom Wachstumspotenzial in China und Indien zu profitieren.

– Da die Einführung von Reg NMS und MiFID innerhalb weniger Jahre zu einer Verdreifachung des Umsatzes des Algorithmic Tradings und anderer Formen des elektronischen Handels führen wird, müssen die Börsen sich auf die Verarbeitung deutlich höherer Datenmengen einstellen. Um Margen, die in diesem Prozess verloren gehen, aufzufangen, müssen sie individualisierte Produkte und Dienstleistungen entwickeln, mit denen sich höhere Margen erzielen lassen. Diese Produkte und Services müssen gleichzeitig kürzere Entwicklungszyklen aufweisen.

– Börsen, die mit anderen Handelsplätzen fusionieren, müssen vor allem ihr Geschäftsmodell und die entsprechenden IT-Systeme abgleichen. Zudem sollten sie insbesondere die kulturelle Integration vor und nach einer Fusion entsprechend gestalten.

– Kleinere nationale Börsen sollten sich ihr lokales Wissen über den Markt wertschöpfend zunutze machen und attraktive Kanäle entwickeln, über die kleine und mittlere Unternehmen an Kapital gelangen können. Dies könnte auf der Basis der gemeinsamen Nutzung von Plattformen oder über Allianzen mit anderen Handelsplätzen geschehen.

Zur Studie:

Für die Studie wurden 50 qualifizierte Interviews mit Top-Managern führender Aktien- und Terminbörsen, Abwicklungsinstitutionen sowie unterschiedlichster Wertpapierhandelsunternehmen in Europa, Nordamerika und Asien geführt.

Media Contact

Mag. Katharina Riedl pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.accenture.com

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