Netzwerken gehört die Zukunft – Organisationsform mit besonderer Bedeutung für den Handel

Strategische Allianzen gewinnen im Handel immer größere Bedeutung. Kooperative Unternehmensnetzwerke sind sowohl im Business-to-Consumer- als auch im Business-to-Business-Bereich die am stärksten wachsende unternehmerische Organisationsform. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Unternehmenskooperation – Auslauf- oder Zukunftsmodell?“, die PricewaterhouseCoopers (PwC) heute auf dem Deutschen Handelskongress in Berlin vorstellt. Besonders im globalen Wettbewerb bieten Unternehmenskooperationen gute Perspektiven, so die Studie. Denn ihnen gelingt die unter diesen Umständen notwendige flexible Kombination von Ressourcen. „Gerade in Zeiten dynamischer und sich ständig ändernder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen gehört exzellenten kooperativen Unternehmensnetzwerken die Zukunft“, so die Einschätzung von Gerd Bovensiepen, Leiter des Competence Centers Retail & Consumer Deutschland. PwC hat die Studie ebenfalls in Form einer Kooperation mit dem Internationalen Centrum für Franchising und Cooperation (F&C) der Universität Münster durchgeführt.

Verbundgruppen und Franchisesysteme – Paradebeispiele unter Netzwerken

Verbundgruppen und Franchisesysteme haben einen hohen Stellenwert im deutschen Handel. Die im Zentralverband Gewerblicher Verbundgruppen zusammengefassten Kooperationen erzielten 2005 einen Innenumsatz von über 100 Milliarden Euro. Franchisesysteme liegen mit einem Gesamtumsatz von 32 Milliarden Euro zwar deutlich hinter den Verbundgruppen, zeichnen sich jedoch durch ein enormes Wachstum aus. So stieg die Anzahl der Franchisegeber im Zeitraum von 1995 bis 2005 um 64 Prozent. Die deutsche Franchise-Branche verzeichnete im gleichen Zeitraum ein Umsatzwachstum von 170 Prozent und einen Anstieg der Beschäftigten um 83 Prozent.

Als typisches Beispiel und Erfolgsmodell sieht PwC den 1990 gegründeten Franchisegeber Fressnapf, der heute über 777 Märkte, davon 603 in Deutschland und weitere 174 im europäischen Ausland, umfasst. „Aufgrund des rasanten Expansionstempos und dem vergleichbar geringen Kapitaleinsatz scheinen Franchisesysteme für die Umsetzung einer Internationalisierungsstrategie gerade zu prädestiniert zu sein und werden daher auch von Unternehmen anderer Organisationsformen herangezogen“, sagt Harald Ewig, zuständig für Verbundgruppen/ Kooperationen im PwC Competence Center Retail & Consumer. Im Vergleich zu Filial- können Franchisesysteme besser an lokale Marktverhältnisse angepasst werden. Das Wachstum wird aber auch durch externe Übernahmen generiert. So konnte das Franchiseunternehmen Apollo durch den Zukauf der Marktkauf-Tochter Krane Optik aus der Verbundgruppe Edeka den Abstand zum Marktführer Fielmann verringern.

Kooperation der Netzwerke immer bedeutender

Ein Trend unter den Verbundgruppen gewinnt immer mehr an Dynamik: Selbst die Handelsriesen gehen Allianzen untereinander ein, um so weiteres Potenzial für Synergien zu heben, indem sie ihre Kernkompetenzen bündeln. Beispiele dafür sind die „Europäische Allianz selbständiger Handelsunternehmen“, zu der sich die deutsche REWE Group, Colruyd (Belgien), CONAD (Italien), COOP (Schweiz) und E.Leclerc (Frankreich) unter dem Namen COOPERNIC zusammengeschlossen haben oder die im August angekündigte Allianz zwischen Idee + Spiel und der Vedes-Gruppe, die mit der Gründung der TOY ALLIANCE GmbH nach eigenen Angaben zum größten Spielwaren-Fachhandels-Verbund in Europa avanciert. Ewig: „Vor dem Hintergrund des immer härter werdenden Wettbewerbs unter den Konsumgüterherstellern und zwischen den Handelsformaten ist das Bündeln von Einkaufsvolumina, Systemen und Vertriebskanälen eine notwendige Voraussetzung für den Erfolg der Verbundgruppen“.

Hybride Systeme auf dem Vormarsch

Die Studie zeigt, dass die Reinform der Verbundgruppen und Franchisesysteme immer weniger auf dem Markt vorhanden ist. Vielmehr lässt sich eine Konvergenz der beiden Systeme beobachten, die auf dem Markt als Mischformen auftreten. Bei den so genannten hybriden Systemen machen sich die Organisationen die Vorteile beider Kooperationsformen zu nutzen, um im schärfer werdenden Wettbewerb zu bestehen.

Herausforderungen und Hemmnisse

Die größten Herausforderungen bestehen gegenwärtig darin, kooperationswillige Mitglieder und Partner zu gewinnen und zu binden. Gleichermaßen kommt es auf eine straffe Systemführung an, die den Netzwerkteilnehmern dennoch hinreichenden Handlungsspielraum lässt. Ebenso entscheidend ist die Frage der System- und Mitgliederfinanzierung. Jedoch stellen die skizzierten Herauforderungen aktuell auch die größten Hemmnisse solcher Unternehmenskooperationen dar. So liegen die Schwachstellen in der Professionalisierung der Zentralprozesse, in der Vernetzung der Kommunikation untereinander und letztendlich auch in der Kapitalbeschaffung.

Strategische Erfolgsfaktoren

Die Finanzstärke der Mitgliedsunternehmen spielt aufgrund der in Deutschland vorherrschenden restriktiven Vergabe bei den Krediten eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Außerdem verfügen die Mitglieder oftmals nur über geringes Eigenkapital. Daher werden sowohl spezifische risikoorientierte Finanzierungsmöglichkeiten aus dem eigenen Netzwerk oder durch die Kooperation mit Spezialbanken als auch Beteiligungsfonds zur Stärkung der Eigenkapitaldecke an Bedeutung gewinnen. Weitere Erfolgsfaktoren liegen darin, relevante und potenzielle Risiken zu beobachten, damit diese nicht zu Schieflagen oder Krisen führen. Auch vertrauensbildende Maßnahmen für potenzielle und bestehende Geschäftspartner gehören dazu. Nicht minder bedeutsam ist ein exzellentes Netzwerkmanagement, für das PwC einen ganzen Anforderungskatalog entwickelt hat.

Bovensiepen:“In Zeiten des Hyperwettbewerbs ist es entscheidend, die Anforderungen des Marktes und der Kunden schnell und flexibel zu erfüllen. Kooperative Unternehmensnetzwerke bieten hierzu eine geeignete Basis, wenn Zentrale und Mitglieder am gleichen Strang ziehen“. Dennoch können solche Kooperationen auch scheiten, wenn die Zentrale nicht in der Lage ist, ein exzellentes Netzwerk aufzubauen und zu steuern.

Die Studie“Unternehmenskooperation – Auslauf- oder Zukunftsmodell?“ können Sie bestellen bei natalie.parvis-trevisany@de.pwc.com

Weitere Informationen erhalten Sie bei:

Gerd Bovensiepen
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Leiter des Competence Center Retail & Consumer
Tel.: (0211) 981 – 29 39
E-Mail: gerd.bovensiepen@de.pwc.com
Harald Ewig
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Competence Center Retail & Consumer
Tel.: (0211) 981 – 71 30
E-Mail: harald.ewig@de.pwc.com
Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,1 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).

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Weitere Informationen:

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