Ärzte schöpfen Möglichkeiten bei Herzschwäche nicht aus

Der Kampf gegen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) geht weiter. Kürzlich wurde der zweite Teil der SHAPE(1)-Studie in Deutschland veröffentlicht: Die befragten deutschen Hausärzte zeigen gravierende Defizite, wenn sie Herzschwäche bei ihren Patienten erkennen und optimal therapieren sollen. Zum siebten Weltherztag will SHAPE erneut die Aufmerksamkeit der deutschen Bevölkerung auf diese Krankheit richten. Weitere 100.000 Broschüren „Herzschwäche verstehen und vorbeugen“ sind verfügbar.

Rund 1,8 Mio. der Deutschen sind von chronischer Herzschwäche betroffen und jedes Jahr kommen 200.000 bis 300.000 Menschen hinzu. Dennoch schätzen nur 20 Prozent der befragten Hausärzte die Verbreitung dieser tödlichen Krankheit korrekt ein.

Wie die SHAPE-Studie(2) zeigt, diagnostiziert die große Mehrheit deutscher Hausärzte (88 Prozent) Herzschwäche 'oft' oder 'immer' allein aufgrund von Symptomen und Beschwerden. Hierzu zählen beispielsweise Dyspnoe (Atemnot bei Anstrengung, nächtliche Atembeschwerden) und Ödeme (Wasseransammlung im Gewebe, die z.B. geschwollene Beine verursacht). Objektive Standardtests wie die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) werden viel zu selten eingesetzt.

Die Echokardiographie ist die wichtigste Untersuchung zur Diagnose einer Herzschwäche, selbst im Frühstadium. Sie misst die Herzleistung direkt und erkennt, wenn das Herz nicht mehr genügend Kraft hat, um ausreichend Blut durch den Körper zu lebenswichtigen Organen zu pumpen.

„Wir wollen mit unserer Aufklärungsarbeit erreichen, dass Hausärzte die Leitlinien zur Diagnose und Therapie der chronischen Herzinsuffizienz im Praxisalltag stärker beachten“, so Dr. Christian Zugck, SHAPE-Vorstandsmitglied und Kardiologe an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Hugo A. Katus). „Gleichzeitig wollen wir Ärzte durch mündige Patienten unterstützen. Ähnlich wie in Schulungsprogrammen zu Diabetes sollen Betroffene gezielt über ihre Krankheit informiert werden, damit sie bei Veränderungen ihres Befindens und bei Auftreten typischer Beschwerden rechtzeitig zum Arzt gehen.“

Daher unterstützt SHAPE die diesjährige Kampagne des Weltherztages, die fragt „How young is your heart?“ (Wie jung ist dein Herz?). Jeder ist aufgefordert, sich mit der Gesundheit seines Herzens auseinanderzusetzen. Die SHAPE-Informationsbroschüre soll dabei helfen.

FAST DIE HÄLFTE ALLER HAUSÄRZTE VERORDNET NICHT DIE OPTIMALE EINSTIEGSTHERAPIE

Ist bei einem Patienten Herzschwäche diagnostiziert, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie die Gabe eines ACE-Hemmers zur Entlastung des Herzens und zur Senkung des Blutdrucks. Diese Therapie der ersten Wahl ziehen jedoch nur 49 Prozent der befragten deutschen Hausärzte in Betracht. Vielmehr sind bei 39 Prozent der Befragten harntreibende Medikamente (Diuretika) die erste Behandlungsoption.

Dauern die Symptome an, raten die Leitlinien zusätzlich zur Anwendung von Beta-Blockern. Sie schützen das Herz vor Stresshormonen und lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen. Fälschlicherweise sind 74 Prozent der befragten Hausärzte der Meinung, dass Beta-Blocker zu einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz führen können. Die Studie zeigt darüber hinaus, dass viele Hausärzte ACE-Hemmer und Beta-Blocker nicht in der optimalen Dosis verschreiben.

„Eine optimale Herzinsuffizienztherapie verlangt Ärzten einen enormen Einsatz und den Patienten Geduld, Compliance und Selbstkontrolle ab“, kommentiert SHAPE-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Bernhard Rauch vom Herzzentrum Ludwigshafen die Umfrageergebnisse. „Die Medikamente müssen individuell dosiert und sehr langsam gesteigert werden. Das kann bis zu drei Monate dauern und erfordert neben regelmäßigen Kontrollen auch intensive Arzt-Patienten-Gepräche. Und dieser erhebliche Zeitaufwand für Gespräche, Beratung und Kontrolle der Patienten wird den Ärzten in Deutschland nicht angemessen vergütet.“

Für die Herzinsuffizienz stehen wirksame Therapieformen zur Verfügung. Neben medikamentöser Behandlung werden geeigneten Patienten spezielle Herzschrittmacher und/oder Defibrillatoren implantiert, die Lebensqualität und Lebenserwartung der Herzschwächepatienten entscheidend verbessern. Doch das erfordert eine neu gestaltete medizinische Versorgung dieser Patienten, die den niedergelassenen Arzt in der Betreuung und Kontrolle unterstützt. Solche langfristigen Versorgungsprogramme können die Anzahl der Krankenhausaufenthalte der Patienten mit Herzschwäche deutlich reduzieren und damit Kosten sparen. In anderen europäischen Ländern sind solche Programme bereits seit längerer Zeit etabliert.

Interessierte können die kostenlose Broschüre „Herzschwäche verstehen und vorbeugen“ unter www.herzschwaeche-europa.de oder folgender Adresse anfordern:

SHAPE-Büro Deutschland
– Öffentlichkeitsarbeit –
c/o Fleishman-Hillard Germany GmbH
Hanauer Landstraße 182c
60314 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 405 702-333
1) SHAPE ist die Study group on Heart failure Awareness and Perception in Europe, gegründet von einer Gruppe führender europäischer Herzspezialisten.

2) Im Rahmen der SHAPE-Studie wurden in Deutschland 331 Hausärzte, 389 Fachärzte und 912 Personen aus der Allgemeinbevölkerung zufällig ausgewählt und befragt. Die Gesamtzahl der Befragten erstreckt sich auf rund 15.000 Teilnehmer aus neun europäischen Ländern.

Media Contact

Martina Brunner presseportal

Weitere Informationen:

http:// www.herzschwaeche-europa.de

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