Unfalldatenerfassung in Vietnam läuft auf Hochtouren

Am Dienstag, dem 25. Juli 2006, werden Mediziner der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie vom Universitätsklinikum Greifswald an der Medizinischen Fakultät der Universität Pecs eine erste Zwischenbilanz zur gemeinsamen Unfallforschung in Vietnam ziehen (Pressekonferenz 10.00 Uhr/Medizinische Fakultät Pecs).

Unter Federführung von Prof. Axel Ekkernkamp, Direktor des Unfallkrankenhauses Berlin und Inhaber des Erwin-Payr-Lehrstuhles in Greifswald, und in Kooperation mit der Universität Pecs sowie der Universität Thai Binh in Vietnam wurde Ende vergangenen Jahres das Projekt zur Notfallbehandlung von Schwerstverletzten sowie Unfallprävention initiiert. An dem Gründungstreffen in Vietnam nahm auch der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Greifswald, Prof. Dr. med. Claus Bartels, teil. Das Vorhaben mit dem Titel SAVE (Study and prevention measures on Accidents in Vietnam and Europe) mit einem finanziellen Gesamtvolumen von 400.000 Euro wird durch das ASIA-Link-Programm der Europäischen Kommission gefördert.

„Die Verkehrssicherheit ist in dem aufstrebenden asiatischen Land sicherlich noch unzureichend und dem zu erwartenden Wachstum des Verkehraufkommens in Zukunft nicht gewachsen „, konstatierte Ekkernkamp. „Vom Baby bis zum Opa fahren nicht selten vier Personen auf bedingt fahrtüchtigen Mopeds, fast immer ohne Kopfschutz. Eine Helmpflicht gibt es nur auf der Autobahn. Das führt zu einer Vielzahl an unnötigen Verletzungen mit schweren Folgen, die leicht vermeidbar wären“, zog der Unfallforscher ein erstes Fazit. Bereits im März dieses Jahres wurde zusammen mit ungarischen Kollegen eine eigens entwickelte Unfalldatenbank in Thai Binh installiert und mit der Informationserfassung begonnen. Zusätzlich wurden für das Land spezifische Fragebögen zur Verkehrssicherheit erarbeitet.

Schon im September werden die Greifswalder Unfallforscher erste Ergebnisse des praxisnahen Forschungsprojektes in Vietnam – wie beispielsweise typische Unfallmechanismen, Verletzungsmuster und Notfallversorgungsabläufe – präsentieren und eine auf die Situation vor Ort abgestimmte Informationskampagne mit detaillierten Präventionsmaßnahmen starten. „Dafür analysieren wir momentan auch das Medienverhalten jüngerer Zielgruppen in Vietnam“, erläuterte Dr. Gerrit Matthes. „Wie erreichen wir die jungen Familien, die ihre Informationen immer noch teilweise oder ausschließlich aus öffentlichen Lautsprechern beziehen? Die Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer kann nur wirksam werden, wenn wir vor allem an die Masse der Zweiradfahrer herankommen. Diese haben sich sehr schnell als Hauptunfallquelle herauskristallisiert.“

Als einen wesentlichen Schwerpunkt des multinationalen Projektes bezeichnete der Greifswalder Mediziner darüber hinaus die zügige Einführung moderner Notfallstrukturen. „Die Erkenntnisse europäischer Unfallforschung sollen schnellstmöglich sowohl im Verkehrsalltag, in den Krankenhäusern als auch in die Ausbildung vietnamesischer Medizinstudenten integriert werden“, unterstrich der Unfallchirurg das Kernanliegen von SAVE. „Es geht darum, eine optimale Krankenversorgung nach Unfällen aufzubauen und somit viel menschliches Leid zu verhindern.“

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den letzten Jahren kam es in Vietnam zu einer deutlichen Zunahme der zugelassenen motorisierten Zweiräder, aber auch Pkw. Erste Untersuchungen in der Region Thai Binh haben gezeigt, dass mit der Verdichtung des Verkehrs ein erheblicher Anstieg der Unfallzahlen zu verzeichnen war, Verkehrsunfälle inzwischen die häufigste Todesursache sind sowie viele Unfallopfer auf Grund der noch unzureichenden Notfallversorgung versterben.

Ansprechpartner
Universitätsklinikum Greifswald
Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Dr. Gerrit Matthes
Neubau/Sauerbruchstraße, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-61 01
F +49 3834 86-61 02
M +49 171-522 64 58
E gerrit.matthes@uni-greifswald.de

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Constanze Steinke idw

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