EU fährt bei Biokraftstoffen hinter her

Biokraftstoffe für Pkw sind in der Europäischen Union (EU) im Vergleich zu Brasilien, Nordamerika und Asien bislang wenig verbreitet. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Analyse des Automotive Institute der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Demnach wurden in der Europäischen Union (EU) 2005 rund drei Milliarden Liter Biokraftstoff erzeugt, davon der weitaus größte Teil Biodiesel. Demgegenüber produzierten Brasilien und die USA jeweils über 16,5 Milliarden Liter Biokraftstoff. China, Indien und die übrigen asiatischen Staaten kamen zusammen auf über zwölf Milliarden Liter. Karl Gadesmann, Automotive-Leader bei PwC: „Deutsche Raffinerien steuerten 2005 gut eine Milliarde Liter Biodiesel zur EU-Produktion bei – mit steigender Tendenz. Damit ist Deutschland Marktführer in Europa.“ Nach PwC-Schätzungen dürfte der weltweite Ausstoß bis Ende des Jahrzehnts um jährlich 24 Prozent zulegen.

Biologische Pkw-Kraftstoffe wie Ethanol und Biodiesel sind aus mehreren Gründen eine interessante Alternative zu Benzin und Diesel auf Erdölbasis. So würde eine größere Verbreitung von Biokraftstoffen die Abhängigkeit vom Erdöl und damit auch den Erdöl-Exportstaaten verringern. Zudem könnten die Kohlendioxid-Emissionen durch Einsatz von Ethanol oder Biodiesel an Stelle herkömmlicher Treibstoffe sinken.

Allerdings erreichen alternative Treibstoffe bislang lediglich in Brasilien nennenswerte Marktanteile. „Während von der Automobilindustrie die technischen Voraussetzungen für eine stärkere Verbreitung geschaffen wurden, sind die Raffinerie- und Tankstellenkapazitäten in den meisten Ländern noch längst nicht ausreichend“, erläutert Gadesmann. Zudem lohnt sich der Umstieg auf Ethanol oder Biodiesel für viele Autofahrer nicht. In den USA beispielsweise müssen Verbraucher für Biokraftstoff per Saldo sogar mehr ausgeben als für Benzin.

Ethanol nur bei günstigem Ausgangsrohstoff konkurrenzfähig

Ethanol ist im Gegensatz zu Biodiesel weniger energieeffizient als das Treibstoff-Pendant auf Erdölbasis. Das in den USA und Europa verbreitete Ethanol-Gemisch müsste zwischen 35 und 40 Prozent weniger kosten als Benzin, um den höheren Energieeinsatz bei der Ethanol-Erzeugung auszugleichen. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit alternativer Kraftstoffe ist die Rohstoffbasis: Bei der Raffinierung von Zuckerrohr beispielsweise muss deutlich weniger Energie pro Liter Biokraftstoff eingesetzt werden als bei Getreide, das vor allem in den USA zur Ethanol-Erzeugung dient.

Biodiesel ist hingegen ebenso energieeffizient wie herkömmlicher Diesel. Zudem lässt sich Biodiesel nicht nur aus Ölsaaten wie Raps erzeugen, sondern auch aus Abfall-Fetten. Allerdings ist Biodiesel in erster Linie für Europa relevant, da Dieselantriebe in anderen Regionen nach wie vor wenig verbreitet sind. In jüngster Zeit ist das Interesse an Biokraftstoffen in der EU wieder gestiegen. Ausschlaggebend ist nicht nur der hohe Ölpreis, sondern auch der Kohlendioxid-Ausstoß der europäischen Pkw, der aller Voraussicht nach über den freiwillig zwischen EU-Kommission und Automobilindustrie vereinbarten Klimaschutz-Zielen liegen dürfte.

Raffinerie- und Tankstellenkapazitäten als Engpass

Ein maßgebliches Hindernis für die bislang geringe Verbreitung von Biokraftstoffen ist die in vielen Ländern mangelhafte Infrastruktur. In den Vereinigten Staaten reichen beispielsweise weder die Raffineriekapazitäten noch das Tankstellennetz in nächster Zukunft aus, um eine größere Nachfrage nach Biokraftstoffen zu decken. Zwar haben die drei großen US-Automobilhersteller Ford, General Motors und DaimlerChrysler bislang schätzungsweise rund fünf Millionen Pkw produziert, die problemlos mit einem Ethanol-Benzin-Gemisch (E85) fahren könnten. „Würden sich jedoch alle Besitzer dafür entscheiden, ihr Auto mit E85 zu betanken, gäbe es ein Problem: Denn in den gesamten Vereinigten Staaten kommt auf 10.000 für den Biotreibstoff geeignete Pkw nur eine einzige E85-Tankstelle“, so Gadesmann. Die Raffinerie-Kapazitäten sollen in den kommenden Jahren zwar deutlich erweitert werden, nach den bisherigen Planungen könnte Ethanol-Treibstoff dennoch nur fünf Prozent des derzeitigen Benzinbedarfs der USA ersetzen.

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,1 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).

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Karl Gadesmann presseportal

Weitere Informationen:

http://www.pwc.com

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