Innovatives Filtersystem bewährt sich bei Herzmuskelschwäche

Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (Essen) wird eine multizentrische klinische Studie zu einem neuartigen Blutwäscheverfahren (Immunadsorptionstherapie) in Höhe von 1,226 Mio. Euro unterstützen. In das Forschungsprojekt sind 15 Universitätsklinika Deutschlands unter Federführung der Klinik für Innere Medizin B der Universität Greifswald eingebunden, informierten der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Prof. Berthold Beitz, und der Direktor der Kardiologischen Klinik, Prof. Stephan Felix. Durch das Forschungsprojekt sollen neue diagnostische und therapeutische Optionen bei weit verbreiteten Herzmuskelerkrankungen erschlossen werden. Bundesweit verfügt die Greifswalder Einrichtung mit über 150 Immunadsorptionstherapien bei schwer herzkranken Patienten über die größten Erfahrungen.

Die Universität Greifswald ist seit 2004 an einem Medizinischen Sonderforschungsbereich zur Herzmuskelforschung beteiligt. Renommierte deutsche Klinika arbeiten hier mit Wissenschaftlern aus der Virologie, Biochemie, Immunologie und Pharmakologie in Berlin, Greifswald und Tübingen zusammen, um neue Behandlungsformen bei Herzmuskelschwäche zu finden.

Krankheitsverursachende Stoffe aus dem Blut entfernen
An Herzmuskelschwäche leiden in Deutschland rund 500.000 Menschen. Für Patienten mit einer so genannten dilatativen Kardiomyopathie*, eine Form der chronischen Herzmuskelschwäche mit sehr schlechter Heilungsprognose, gibt es seit zwei Jahren neue Hoffnung durch die nur an wenigen Standorten durchgeführte Immunadsorptionstherapie. Bei diesem Verfahren werden ähnlich wie bei einer Blutwäsche bestimmte Stoffe, die den Herzmuskel schädigen, aus dem Blut gefiltert. Die neuartige Methode funktioniert wie eine Dialyse bei Nierenkranken. Sie reinigt in einem fließenden Kreislaufprozess das Blut außerhalb des Körpers von den krankmachenden Antikörpern. Dazu wird das Blut des Patienten aus der Armvene gepumpt und anschließend in Blutzellen und Blutplasma aufgespaltet. Das Plasma fließt über einen Adsorber, der wie eine Art Filter funktioniert. Ein spezieller Eiweißstoff – Protein A – bindet dort die unerwünschten Antikörper und Immunkomplexe und entfernt diese aus dem Blut. In einem weiteren Schritt werden das gereinigte Plasma und die Blutzellen wieder zusammengeführt und über die Vene an den Patienten zurückgegeben. Die schmerzfreie Behandlung dauert mehrere Stunden und wird an fünf aufeinander folgenden Tagen durchgeführt. Die Beschwerden bessern sich unmittelbar nach der Blutreinigung.

Mit der von der Krupp-Stiftung unterstützten multizentrischen Studie kann die therapeutische Wirkung dieses Verfahren nun erstmals an einer größeren Zahl an Patienten überprüft werden. „Wir erwarten von dieser Gemeinschaftsstudie neue Erkenntnisse über die für die Entstehung und Entwicklung der Herzkrankheit relevanten Faktoren sowie effektivere Therapiemöglichkeiten. Insbesondere soll belegt werden, ob mittels der schonenden Entfernung von Autoantikörpern aus dem Blut die Herzfunktion von Patienten nachhaltig verbessert werden kann.“ Der Kardiologe hob hervor, dass es durch das persönliche Engagement des Stiftungsvorsitzenden Prof. Berthold Beitz und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung in Greifswald ermöglicht wird, grundlegende wissenschaftliche Ergebnisse auch in klinische Forschung und medizinischen Fortschritt umzusetzen. „Gerade in heutigen Zeiten können oftmals wichtige Forschungskonzepte auf Grund immer knapper werdender öffentlicher Mittel nicht mehr realisiert werden“, so Felix.

*Wenn der Herzmuskel schlapp macht – Hintergrund „dilatative Kardiomyopathie“

„Dilatation“ bedeutet Erweiterung oder Vergrößerung. Die dilatative Kardiomyopathie ist eine Erkrankung des Herzmuskels, bei der die Herzkammern und die Herzvorhöfe vergrößert sind. Dadurch ist die Pumpfähigkeit des Herzens eingeschränkt, es kommt es zu einer gefährlichen Minderversorgung des Organismus mit Blut und zu dem Krankheitszeichen einer Herzschwäche. Die dilatative Kardiomyopathie als häufigste Form der Herzmuskelerkrankung ist oft Folge eines Virusinfektes, findet sich aber auch bei so genannten Autoimmunerkrankungen. Auch jahrelanger Alkoholmissbrauch kann dazu führen.

Eine allgemeine körperliche Leistungsschwäche und leichte Ermüdung sind typisch für diese Erkrankung. Sie macht sich bemerkbar in Form von Luftnot bei Belastung, beispielsweise beim Treppensteigen, beim Tragen schwerer Gegenstände, bei fortgeschrittener Erkrankung sogar im Ruhezustand. Durch die Herzschwäche kommt es auch zu einer Einlagerung von Wasser in den Beinen, in der Lunge oder auch im Herzbeutel. Trotz Therapie mit Medikamenten bleiben die Patienten meist in ihrer Leistungsfähigkeit und Lebensqualität erheblich eingeschränkt.

Mit Medikamenten lässt sich der Krankheitsverlauf aufhalten, eine Heilung ist bisher jedoch nicht möglich. In schweren Fällen wird eine Herztransplantation notwendig.

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
Vorsitzender und geschäftsführendes Mitglied
des Kuratoriums der Stiftung
Prof. Dr. h. c. mult. Berthold Beitz
Hügel 15, 45133 Essen
T +49 201 188-1
F +49 201 41 25 87
Universitätsklinikum Greifswald
Zentrum für Innere Medizin
Klinik und Politklinik für Innere Medizin B
Direktor: Prof. Dr. med. Stephan Felix
Friedrich-Loeffler-Straße 23 a, 17475 Greifswald
T + 49 3834 86-66 56
F + 49 3834 86-66 57
E felix@uni-greifswald.de

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Constanze Steinke idw

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