Vom Image der Münchener Krankenhäuser

Anders als in den Vereinigten Staaten gibt es in Deutschland kein offizielles Ranking von Kliniken. Umso interessanter ist deswegen die Untersuchung „Image Münchner Krankenhäuser“, die das Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Ludwigs-Maximilians-Universität (Leitung: Prof. Dr. Karl Überla) heute vorgestellt hat. Zwar ist das Image einer Klinik nicht automatisch mit den Behandlungsergebnissen gleichzusetzen, trotzdem sagt der Ruf eines Krankenhauses natürlich auch viel über seine Leistungsfähigkeit aus. Im Anschluss finden Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Studien-Ergebnisse.

Was denken die Münchener über ihre Krankenhäuser? Eine Arbeitsgruppe um Professor Überla legt die Ergebnisse zweier repräsentativer Befragungen zum Image Münchener Krankenhäuser vor, die das Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE) in den Jahren 1998 und 2000 durchgeführt hat. Insgesamt wurden 3649 Münchenerinnen und Münchener telefonisch befragt, davon 1338 mit einem Klinikaufenthalt in den vorausgegangenen drei Jahren. Diese 1338 „Experten“ für die Münchener Krankenhäusern gaben ausführlich Auskunft zu ihren Erfahrungen während des stationären Aufenthalts. Die übrigen Teilnehmer absolvierten ein kürzeres Interview, das einen repräsentativen Einblick in die subjektive Beurteilung der großen Münchener Krankenhäuser durch die Allgemeinbevölkerung gestattet.
Zwei Drittel der Befragten beurteilen die Krankenhausversorgung als „sehr gut“ oder „gut“, ein Drittel ist von der Qualität der Versorgung nicht voll überzeugt. In einer Stadt mit mehreren Universitätskliniken und akademischen Lehrkrankenhäusern, die sich in der medizinischen Fachwelt eines guten Rufs erfreuen, muss ein derartiger Befund ernüchtern.

DAS BESTE IMAGE
Die höchste Reputation – das beste Image – der großen Münchener Krankenhäuser genießt in der Gesamtbevölkerung das Klinikum Großhadern: 79,4% bescheinigen ihm einen „sehr guten“ oder „guten“ Ruf. Auf den Rängen zwei und drei finden sich das Krankenhaus Bogenhausen (73,7%) und das Klinikum Rechts der Isar (72,7%). Mit einigem Abstand folgen die Innenstadtkliniken der Universität (62,1%) sowie die Krankenhäuser Harlaching (57,4%), Neuperlach (45,0%) und Schwabing (39,7%).

WEITEREMPFEHLUNG
Bei den ehemaligen Patienten zeigt sich ein etwas anderes Bild. So sprechen z. B. 93% der Neuperlacher Patienten eine Weiterempfehlung für das Haus aus. Dieser Anteil ist höher als die entsprechenden Prozentsätze ehemaliger Großhaderner und Bogenhausener Patienten (87% bzw. 88%). Eine besonders hohe Bereitschaft zur Weiterempfehlung zeigen die Patienten einiger kleinerer Häuser: Sana-Kliniken Solln und Sendling (97%), Dritter Orden (97%) und Barmherzige Brüder (94%).
Auf die Frage nach den Häusern, in denen die Münchener sich oder ihre Verwandten bei bestimmten Indikationen am besten aufgehoben fühlen, wird häufig das Klinikum Großhadern genannt. Es ist die bevorzugte Unfall- (vor Rechts der Isar), Herz- (vor dem Deutschen Herzzentrum) und Tumorklinik (wiederum vor Rechts der Isar). Lediglich bei einer Geburt gelten andere Präferenzen. Hier wird am häufigsten die Universitätsfrauenklinik in der Maistraße genannt, gefolgt von der Rotkreuzfrauenklinik in der Taxisstraße.

ÄRZTE
Mit den behandelnden Ärzten sind die ehemaligen Krankenhauspatienten offenbar recht zufrieden. Die besten Bewertungen für die Kompetenz der Ärzte erhielten die Sana-Kliniken, das Krankenhaus Neuperlach und das Krankenhaus der barmherzigen Brüder mit über 90% „sehr guten“ und „guten“ Bewertungen. Selbst bei den am schwächsten beurteilten Häusern (Krankenhaus Schwabing, Rotkreuzkrankenhaus und Innenstadtkliniken der Universität) dominieren gute und sehr gute Noten (77% bis 79%). Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch hinsichtlich der menschlichen Zuwendung seitens der Ärzte und deren Verfügbarkeit im Bedarfsfall ab.

PFLEGEPERSONAL
Tendenziell schwächer als die Ärzteteams beurteilen die ehemaligen Patienten die Schwestern und Pfleger, von denen sie betreut wurden. Die besten Bewertungen für die Kompetenz des Pflegepersonals erzielen die Sana-Kliniken (91% „sehr guter“ und „guter“ Bewertungen) und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder (89%). Im Mittel herrschen aber deutlich kritischere Urteile vor. So sind insgesamt nur 74% der Patienten der großen universitären und städtischen Häusern von der Kompetenz ihrer Pfleger und Schwestern überzeugt. Die Aufmerksamkeit des Pflegepersonals wird generell noch schwächer eingestuft. So beträgt die entsprechende Quote beim Klinikum Rechts der Isar nur 49%. Vergleichsweise weniger problematisch verhält es sich offenbar mit der menschlichen Zuwendung durch das Pflegepersonal. Den höchsten Rang erzielen die Sana-Kliniken mit 93% „guten“ und „sehr guten“ Einschätzungen. Die beiden am schwächsten eingestuften Häuser – das Klinikum Rechts der Isar und das Rotkreuz-Krankenhaus – erreichen Quoten um die 70%.

KRANKENZIMMER
Am besten gestaltet und ausgestattet sind offenbar die Krankenzimmer im Krankenhaus des Dritten Ordens: 87% seiner ehemaligen Patienten vergeben die Bestnoten „sehr gut“ und „gut“. Am anderen Ende der Verteilung findet sich das Krankenhaus Schwabing mit nur 37% positiven Bewertungen, wobei sich zwischen den Befragungszeitpunkten eine fallende Tendenz abzeichnet.

UND LAST BUT NOT LEAST – DAS ESSEN
Neben dem Krankenzimmer stellt das Essen einen weiteren Schwachpunkt in mehreren Häusern dar. Am besten schmeckt es offenbar in den Sana-Kliniken: 79% ihrer Patienten haben hier „sehr gute“ oder „gute“ Erfahrung gemacht. Die Schlußlichter bilden dagegen die Universitätskliniken. Hier äußern sich nur 38% (Großhadern) bzw. 41% (Innenstadtkliniken der Universität, Rechts der Isar) der ehemaligen Patienten positiv.

Zwischen 1998 und 2000 hat sich manches verbessert. Die Erreichbarkeit der Ärzte ist praktisch durchgängig besser geworden, die Patienten fühlen sich über ihre Erkrankung und deren Behandlung besser informiert und können vertrauliche Fragen besser mit den behandelnden Ärzten besprechen. Hierin spiegelt sich vielleicht das steigende Bewußtsein für Qualitätssicherung wider.

Das Buch „Image Münchner Krankenhäuser: Was denken die Münchner über ihre Kliniken?“ ist im Verlag Urban & Vogel erschienen und kostet im Buchhandel DM 37,90. Auf Anforderung schicken wir Ihnen die Studie natürlich auch gerne zu, Bestellungen unter der Fax-Nummer 089/ 7095-7491

Für Rückfragen stehen Ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung:
Prof. Dr. Karl Überla, Telefon 7095-4490
Privatdozent Dr. Rolf Weitkunat, Telefon 7095-4599

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S. Nicole Bongard idw

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