Deutsche Großunternehmen haben beim eLearning noch Nachholbedarf

Erst wenige Beschäftigte deutscher Großunternehmen nutzen die Möglichkeiten des computergestützten Lernens am Arbeitsplatz („eLearning“), um sich weiterzubilden. Außerdem werden eLearning-Projekte vergleichsweise selten effizient in die konventionelle Bildungsarbeit eingebunden, und die durchschnittlichen Projektlaufzeiten sowie Kosten entsprechen kaum den Anforderungen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen Studie im Auftrag von KPMG Consulting, bei der bundesweit über 600 Personalverantwortliche in Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten befragt wurden.*

Lediglich knapp jedes zweite der befragten Großunternehmen (46 Prozent) bietet durch eLearning gestützte Bildungsmaßnahmen an. Erreicht werden damit nur 18,4 Prozent aller Mitarbeiter, von denen wiederum weniger als die Hälfte (46,5 Prozent) schließlich Gebrauch von diesen Angeboten macht. Den größten Anteil an eLearning-Unternehmen weist der Dienstleistungsbereich auf. Spitzenreiter ist hier das Kredit- und Versicherungsgewerbe, bei dem bereits mehr als zwei Drittel der Großunternehmen (68 Prozent) zu den Anwendern zählen. In der Branchengruppe „Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung“ liegt der Anteil deutlich darunter (38 Prozent).

Bei der Anwendungshäufigkeit spielt neben der Branchenzugehörigkeit auch die Größe des Unternehmens eine entscheidende Rolle: Während in der Gruppe mit 1.000 bis 2.000 Beschäftigten nur 38 Prozent der Unternehmen eLearning anbieten, sind es bei Firmen mit 2.000 bis 5.000 Beschäftigten bereits knapp die Hälfte (47 Prozent) und bei mehr als 5.000 Beschäftigten die Mehrzahl (60 Prozent). Ähnlich verhält es sich mit den Möglichkeiten des selbstgesteuerten Lernens: Nur in jedem dritten Unternehmen (30 Prozent) mit eLearning-Angebot können sich die Mitarbeiter individuelle Lernwege zusammenstellen lassen und die persönlichen Fortschritte verfolgen. Bei Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten ist dies bereits in 41 Prozent der Fall.

eLearning erfolgt in den Großunternehmen überwiegend in Form von computergestütztem Training, das in erster Linie in lokalen Netzwerken (LAN) oder per CD-ROM zum Einsatz kommt (82 Prozent). Inter- oder Intranetgestütztes Lernen kommt nur bei jedem dritten Unternehmen (34 Prozent) zur Anwendung. Anders sieht es bei den Firmen aus, die zum Befragungszeitpunkt den eLearning-Einsatz erst planten: hier wird das Verhältnis zwischen computer- bzw. webgestütztem Training mit 59 zu 58 Prozent ausgewogen sein.

Oft findet eLearning über Pilotprojekte Eingang in die betriebliche Weiterbildung. Stärkstes Motiv ist für mehr als die Hälfte der Unternehmen (60 Prozent), ein „schnelles Update für fachliches Know-how“ anbieten zu können. 43 Prozent nennen die Einführung neuer Software, was häufig auch der Anforderung – Training als Massengeschäft – entspricht.

Die Erfahrungen beim Einsatz von betrieblichem eLearning zeigen, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt. Am weitesten erfüllt sehen die Anwender ihre Erwartungen bei der Flexibilisierung und Individualisierung des Lernens (58 Prozent bzw. 55 Prozent). Nach Ansicht der Befragten gibt es allerdings hinsichtlich der Steigerung der Lerneffektivität und der Qualitätsverbesserung des Lernens (23 bzw. 22 Prozent) noch Nachholbedarf. eLearning kommt nach Angaben der Personalverantwortlichen bei den Mitarbeitern dennoch überwiegend gut an. So bewerten 15 Prozent die Akzeptanz mit „sehr gut“ und 61 Prozent mit „eher gut“.

Der relativ geringe Stellenwert des computergestützten Lernens innerhalb der Weiterbildungskonzepte von Unternehmen wird auch an dessen Budgetanteil deutlich. So entfällt nach Angaben der befragten Personalverantwortlichen nur ein Achtel der gesamten Weiterbildungskosten (12,2 Prozent) auf den eLearning-Einsatz. Dabei scheint die Unternehmensgröße eine Rolle zu spielen: In Konzernen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern liegt der durchschnittliche Anteil lediglich bei 9,4 Prozent. Hier scheint sich das Rationalisierungspotenzial der neuen Lerntechnologien stärker auszuwirken als in den anderen Größengruppen, folgern die Autoren der Studie.

Während ein Viertel der deutschen Großunternehmen (25 Prozent) auf absehbare Zeit nicht vorhat, eLearning in der betrieblichen Weiterbildung einzusetzen, planen 29 Prozent mehr oder weniger konkret den Einstieg in das computergestützte Lernen, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Fazit der Autoren: Solange eLearning mehr als zusätzliches Weiterbildungsangebot eingesetzt und nicht in traditionelle Qualifizierungsmaßnahmen integriert wird, werden sich die Erfolge eher schrittweise als in großem Maßstab einstellen.

Die Studie „eLearning zwischen Euphorie und Ernüchterung“ kann zum Preis von 350 Euro Standardversion (Print) bzw. 490 Euro Executiveversion (Datei) angefordert werden bei:

Anja Breuer
KPMG Consulting AG
Elektrastraße 6, 81925 München
Fax: (0 89) 92 82-19 64
eMail: http://www.kpmg.de/about/press-office/2001/11/abreuer@kpmg.com

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