Zahlungsbereitschaft für die WM mit 3,15 Euro pro Kopf gering

Ausländische Touristen könnten konjunkturelle Belebung herbeiführen

In einer aktuellen Studie haben Wirtschaftswissenschaftler des Instituts Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen und der Technischen Universität München eine repräsentative Stichprobe vor ein fiktives Szenario gestellt, demzufolge die WM aus Sicherheitsgründen kurzfristig in die Schweiz verlegt werden sollte. Nach der Ergänzung, dass eine Verhinderung der Verlegung nur durch einen finanziellen Beitrag der deutschen Bevölkerung verhindert werden kann, wurde die individuelle Bereitschaft, sich an solchen Kosten zu beteiligen, abgefragt. Die Studie ergab, dass die individuelle Zahlungsbereitschaft der Deutschen für den Verbleib der WM in ihrer Heimat im Schnitt nur bei 3,15 Euro liegt. Der indirekte, qualitative Nutzen der WM-Ausrichtung fällt daher mit 260 Millionen Euro für Deutschland verhältnismäßig gering aus.

„Von allen Befragten zeigten sich nur knapp 20 Prozent bereit, einen Beitrag zu leisten“, so Forscher Malte Heyne der Universität Bremen im pressetext-Gespräch. „Die Mehrzahl der Deutschen geben sich offensichtlich bereits damit zufrieden, mit Freunden über die WM zu reden, ohne darüber hinaus auch noch Geld zahlen zu wollen“, erklärt Heyne. Ein weiterer Grund für die geringe Zahlungsbereitschaft sei, dass die Deutschen mit dem Image ihres Landes schon zufrieden sind. Auch ohne die WM 2006 genießt Deutschland das Ansehen, bereits einmal WM-Ausrichter gewesen zu sein. „Und drittens sind 90 Prozent der befragten Personen ohne Zahlungsbereitschaft zu keinem finanziellen Beitrag bereit, weil sie der Meinung sind, dass die profitierende Unternehmen und Organisationen, wie etwa die Sponsoren und die FIFA, für die Kosten aufkommen sollten.“

Saldiert man direkte Kosten und Nutzen, dann bringt die Ausrichtung der WM einen Gewinn von ungefähr sechs Mrd. Euro. Ein Großteil der Investitionen ist jedoch bereits im Vorfeld der WM realisiert. Die Hoffnungen einer konjunkturellen Belebung der deutschen Wirtschaft ruhen daher vor allem auf den Konsumausgaben der ausländischen WM-Besucher. „Die ausländischen Touristen tragen etwa 600 Mio. Euro bei“, erläutert Heyne gegenüber pressetext. Eine zeitliche Auflebung der inländischen Konsumentenausgaben während der WM sei jedoch auch denkbar, vor allem vor dem Hintergrund der Mehrwertssteuererhöhung am 1. Januar 2007. Eine dauerhafte Stärkung der Konjunktur ist dagegen unwahrscheinlich, so der Forscher.

Demnächst werden die Forscher mit einer ähnlichen Studie anfangen, in der sie untersuchen werden, welcher Wohlfahrtsgewinn einer hypothetischen EM oder WM für die österreichische beziehungsweise schweizerische Wirtschaft bringen würde.

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Reanne Leuning pressetext.deutschland

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