Im Frühjahr geborene Kinder haben schlechtere Bildungschancen

Die Bildungschancen im deutschen Schulsystem hängen in erheblichem Maße vom Geburtsmonat eines Kindes ab. Zu diesem Ergebnis kommt das DIW Berlin in seinem aktuellen Wochenbericht 17/2006. Kinder, die kurz nach dem für die Einschulung relevanten Stichtag geboren sind, erhalten mit einer um acht Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit in der vierten Klasse eine Gymnasialempfehlung als Kinder, die kurz vor diesem Stichtag geboren sind.

In Westdeutschland liegt der bereinigte Anteil an im Juni geborenen Kindern mit Gymnasialempfehlung bei 36,8 %. Dies sind fast 8 Prozentpunkte weniger als bei Kindern, die im Juli geboren wurden und entsprechend 11 Monate älter sind. Diese Gruppe zeigt eine bereinigte Empfehlungsquote von 44,6%. In Ostdeutschland liegen die bereinigten Quoten für eine Gymnasialempfehlung bei 37,0 % für die jüngeren „Maikinder“ und 43,1 % für die älteren, im Juni geborenen Kinder. Die Unterscheidung von Ost- und Westdeutschland ist aufgrund der unterschiedlichen Stichtage zur Einschulung notwendig. In der früheren DDR wurden die Kinder schulpflichtig, die bis zum 31. Mai das sechste Lebensjahr vollendet hatten. In der Bundesrepublik galt der 30. Juni als einheitlicher Stichtag. Zwar lassen sich durch den Einschulungsstichtag hervorgerufene Ungerechtigkeiten nicht ganz vermeiden, dennoch lässt sich die gegenwärtige Praxis der Empfehlung der Grundschule für die weiterführende Schule verbessern. Denn es ist völlig unklar, auf welche Erfahrungswerte sich Grundschullehrerinnen und -lehrer bei ihren Empfehlungen stützen, da die Schulen in der Regel keine Erfolgskontrollen ihrer Prognosen durchführen. Neben dem Mitspracherecht der Eltern als notwendiges Korrektiv könnten zentrale Einstufungstests, die das Leistungsvermögen unabhängig von Alter und sozialer Herkunft prognostizieren, kurzfristig zu einer verbesserten Chancengleichheit führen. Langfristig ist jedoch auch die von vielen Bildungsforschern geforderte zeitliche Verschiebung der Zuordnung der Schüler und Schülerinnen zu den verschiedenen Schultypen in Betracht zu ziehen, da sich altersbedingte Unterschiede in schulischer Leistung und sozialer Reife verringern dürften.

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Renate Bogdanovic idw

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