Neue Studie zeigt Wege auf: Absolventenzahl um 15.000 erhöhen

– HIS/ZEW-Studie analysiert Gründe für die geringe Wahl von ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen
– Halbierung der Studienabbrecherquote brächte deutlich mehr Absolventen
– VDI: „Ingenieur-Studium“ schafft Perspektive

Eine Verringerung der Studienabbrecherquoten in den Ingenieur- und Naturwissenschaften würde das Problem des derzeitigen Ingenieurmangels auch bereits kurzfristig deutlich mildern, so das Ergebnis einer HIS/ZEW-Studie, die das Potenzial zur Steigerung des Ingenieurnachwuchses analysiert. „Würde durch geeignete Maßnahmen der Studienabbruch um die Hälfte sinken, erhöhte sich die Zahl der Hochschulabsolventen in den Ingenieur- und Naturwissenschaften um etwa 15.000“, erklärte Jürgen Egeln vom ZEW, einer der Autoren der Studie, heute auf der Hannover Messe. Um die Studienerfolgsquote zu erhöhen sieht Egeln mehrere Optionen: „Neben der Verbesserung der Passgenauigkeit zwischen Anforderungen und Leistungsstärken der Studierenden durch Eignungsfeststellungen der einzelnen Hochschulen muss vor allem die Lehre im Grundstudium verbessert werden. Etwa mit Brückenkursen könnten schulische Defizite ausgeglichen werden und die Betreuung der Studierenden müsste intensiviert werden.“

Technik in der Schule verspricht enormes Nachwuchspotenzial

Als Ergebnis zeigt die Studie neben der Erhöhung der Studienerfolgsquote noch zwei weitere Handlungsfelder auf: Zum einen muss die Studienbereitschaft generell erhöht werden und hierbei insbesondere die Studierpotenziale der beruflichen Schulen besser erschlossen werden, und zum anderen die Bereitschaft, dann ein ingenieur- oder naturwissenschaftliches Studium zu ergreifen, stärker unterstützt werden. „Man muss in allen Phasen der Studienentscheidung ansetzen, um mehr Absolventen zu bekommen“, sagt Egeln. Durch die Einführung eines Technikfaches, durch mehr Praxisbezug zur Technik und durch eine deutliche Qualitätsverbesserung des Technikunterrichts in den Schulen, ließen sich mehrere Tausend Studienanfänger mehr motivieren.

Dem kann Dr. Willi Fuchs, Direktor des VDI, nur zustimmen. „Ziel muss die Einführung eines eigenständigen Faches „Technik“ in allen Schulformen sein. Passiert hier nichts, schwächen wir auf Dauer die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands“, mahnt Fuchs. In anderen Ländern, wie etwa Frankreich und Großbritannien, sei Technik Pflichtfach – auch in der Sekundarstufe zwei. Aus diesem Grund bringt der VDI das neue Magazin „Ingenieur-Studium“ heraus, das gezielt an junge Menschen kurz vor dem Abitur gerichtet ist. Diese unterstützende Maßnahme, um Jugendliche für Technik zu begeistern, stellte der VDI auf der Messe vor. Nach der Messe wird das Magazin an alle Schulen mit einer gymnasialen Oberstufe geschickt, damit es geprüft und beim VDI bestellt werden kann. Mit vielen Portraits Studierender und erfolgreicher Ingenieurinnen und Ingenieure will man den jungen Menschen Orientierung vermitteln.

Science-Truck bringt Technik an die Schulen

Um den technischen Nachwuchs wirbt auch die Initiative „Sachen machen!“, an der sich neben Unternehmen technische Hochschulen beteiligen. „Mit unserem Science-Truck bringen wir Schülerinnen und Schülern Technik und technische Studiengänge auf spielerische Weise näher“, sagt Professor Burkhard Rauhut, Rektor der RWTH Aachen, ein Partner der Initiative. „Wünschenswert wäre es, wenn zum Beispiel Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig Fortbildungen in Technik und Naturwissenschaften erhielten, im Unterricht eine höhere Motivation zum Studium dieser Fächer vermittteln zu können.“ Damit ließen sich Schüler stärker für Technik begeistern und die Entscheidung ein Ingenieurstudium zu ergreifen, würde gefördert, so Rauhut weiter. Das dies nötig ist, verdeutlichen die Zahlen: Zwar stiegen zwischen 1980 und 2003 die Studienanfängerzahlen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften um 66 Prozent. Jedoch ist dies mit Ausnahme der Informatik ein niedriger Wert im Vergleich zu anderen Studiengängen. „Nur mit ausreichend gut ausgebildeten Ingenieuren können wir Innovationen und technische Leistungsfähigkeit in Deutschland garantieren“, sagt Fuchs.

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