Studie untersucht Zweitsprachkenntnisse der Südtiroler Schüler

Für erhitzte Diskussionen hatte die vergleichende Studie von Chiara Vettori, Linguistin an der Europäischen Akademie Bozen (EURAC), in Südtirol gesorgt, in der sie die Deutschkenntnisse italienischsprachiger Mittel- und Oberschüler der Städte Bozen und Trient untersucht hatte. Grund für die öffentliche Erregung war die Tatsache, dass die Studie den Trentiner Schülern bessere Deutschkenntnisse attestiert hatte – bzw., wie Vettori präzisiert, „die Tatsache, dass die im Vergleich zu Trient höhere Anzahl an Deutschstunden in Bozen nicht zu besseren Ergebnissen geführt hat.“

Woran liegt es, dass die Jugendlichen im italienischsprachigen Trient scheinbar besser Deutsch können als ihre Bozner Kollegen, obwohl diese in einer zweisprachigen Realität leben? fragte man sich. „Die Einflussfaktoren sind sehr vielfältig“, erklärt Andrea Abel, Kollegin von Chiara Vettori und Koordinatorin des EURAC-Instituts für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit. „Voreilig Schlüsse zu ziehen oder pauschale Schuldzuweisungen zu machen, ist hier sicherlich gefährlich“, sagt sie.

Mit einem neuen Projekt möchte die EURAC nun den Ursachen für das schlechte Abschneiden der italienischsprachigen Südtiroler bei den Sprachtests auf den Grund gehen.

Gemeinsam mit der Universität Trient startet das EURAC-Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit in diesen Tagen die Studie KOLIPSI. Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen sprachlicher Leistung und außersprachlichen Einflüssen aufzudecken. „In dem neuen Projekt analysieren Linguisten, Psychologen, Soziologen und Pädagogen gemeinsam die Zweitsprachkompetenzen der Südtiroler Schüler der Sekundarstufe II“, umreißt Andrea Abel den Inhalt der Studie. „Wir möchten aber nicht nur die sprachlichen Fähigkeiten der jungen Leute testen, sondern besonders soziolinguistische, soziokulturelle und psychologische Faktoren aufdecken, die das Sprachenlernen beeinflussen.“ Das Spektrum solcher Faktoren ist breit gefächert: Das geht vom Wohnort über die Wahrnehmung der Beziehungen zwischen den Sprachgruppen bis hin zur Rolle von Schule, Eltern und Freunden.

Getestet werden in der Studie neben den Deutschkenntnissen der italienischsprachigen Schüler auch die Italienischkenntnisse ihrer deutschsprachigen Altersgenossen. Außerdem soll die Rolle des Dialekts beleuchtet werden. „Die Ergebnisse einer solchen Studie können ein wertvolles Instrument für eine zukunftsgerichtete, innovative Sprachenpolitik der Provinz Bozen sein“, zeigt sich Andrea Abel zuversichtlich. Das Projekt ist auf drei Jahre angesetzt, Zwischenergebnisse sollen jährlich bekannt gegeben werden.

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