Wie ernährt sich Europas Jugend? Internationale Studie nimmt Essgewohnheiten von 13- bis 16-Jährigen unter die Lupe

Rund 3.500 Jugendliche aus ganz Europa helfen im kommenden Sommer und Herbst der Wissenschaft: Sie füllen Fragebögen aus, erzählen, was sie zu Fetten, Vitaminen und Kalorien wissen, lassen ihre Fitness testen und spenden sogar ein paar Milliliter Blut. An der von der Europäischen Kommission geförderten Untersuchung sind 25 wissenschaftliche Institute aus zehn Ländern beteiligt. Deutschland wird durch das Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund und das Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn vertreten. Die Forscher wollen mehr über Lebensstil und Ernährungsgewohnheiten von Jugendlichen in Europa erfahren, aber auch über genetische Faktoren, die die Anfälligkeit für Krankheiten wie Diabetes erhöhen.


Der Name des Projekts ist Programm: Die HELENA-Studie (Healthy Lifestyle in Europe by Nutrition in Adolescence; zu deutsch: gesunder Lebensstil in Europa durch adäquate Ernährungsweise in der Jugend) will nicht zuletzt die Basis zu einer gesunderen Lebensweise von Jugendlichen legen. „Gerade in der Pubertät findet die Botschaft ’ernähre dich gesund’ wenig Anklang“, bedauert Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund. „Das ist besonders schade, weil viele lebenslange Angewohnheiten aus dieser Lebensphase stammen.“ Ziel der HELENA-Studie ist es daher unter anderem, ein computergestütztes Lernprogramm zu entwickeln, das Jugendliche über eine gesunde Lebensweise aufklärt und für diese Zielgruppe auch attraktiv ist.

Pilotstudie läuft jetzt an

Davor wollen die beteiligten Projektpartner jedoch zunächst einmal erheben, wie es um die europäische Jugend bestellt ist. „In Kürze besuchen wir für eine Pilotstudie die ersten Schulen“, erklärt Mathilde Kersting. „Die Schüler sollen beispielsweise angeben, was sie in den letzten 24 Stunden gegessen haben. Außerdem fragen wir ab, was sie über gesunde Ernährung wissen, ob sie Sport treiben und wenn ja, welchen.“ Zudem bestimmen die Forscher Größe, Gewicht, Fettverteilung und Knochendichte ihrer Probanden, prüfen in Lauf- und Sprungtests ihre körperliche Fitness und zeichnen für eine Woche ihre Aktivität mit einem so genannten „Akzelerometer“ auf, das die Jugendlichen am Körper bei sich tragen. Ergänzt wird der Testmarathon bei jedem dritten Teilnehmer durch eine Blutprobe. Diese Untersuchungen erfolgen durch sämtliche Projektpartner in den zehn beteiligten Ländern, und zwar stets nach demselben standardisierten Verfahren.

„Dann kommen wir ins Spiel“, sagt Christina Breidenassel vom Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften – Humanernährung der Universität Bonn (IEL): „Wir analysieren alle 1.200 Blutproben, die bei dem Projekt schätzungsweise anfallen: Wir messen die Konzentration der wichtigsten Vitamine, dazu Fett- und Cholesterinwerte, den Blutglucosespiegel und bestimmte Hormone wie das Insulin. Unsere Partner in Madrid und Rom bestimmen dazu noch verschiedene Immunwerte und Parameter des Eisenstoffwechsels.“ Zusätzlich werden die Proben genetisch analysiert.

Anhand dieser Werte wollen die Forscher Jugendliche identifizieren, die ein erhöhtes Risiko tragen, an Fettsucht, Typ 2-Diabetes oder einer so genannten Eisenmangelanämie zu erkranken. Dabei wollen sie auch prüfen, welche Rolle die genetische Veranlagung spielt. „Letztlich können die Ergebnisse helfen, viele drängende Fragen zu beantworten“, erklärt Breidenassel: „Inwiefern ändert beispielsweise eine bessere Aufklärung über Ernährung, Lebensstil und Gesundheit das Verhalten der Jugendlichen? Oder wie sollten gesunde Lebensmittel aussehen und schmecken, um von dieser Zielgruppe akzeptiert zu werden?“

Koordinator des Projekts ist Professor Dr. Luis Moreno an der Universität Zaragoza in Spanien. „Das Projekt ruht vor allem auf dem großen Erfahrungsschatz der beteiligten Gruppen“, betont er: „Jeder Partner ist Experte in seinem Spezialgebiet.“

Weitere Informationen zum HELENA-Projekt gibt es unter http://www.helenastudy.com

Kontakt:
Christina Breidenassel
Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften – Humanernährung
der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-3767
E-Mail: c.breidenassel@uni-bonn.de

Dr. Mathilde Kersting
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund
Telefon: 0231/7922-1018
E-Mail: kersting@fke-do.de

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Frank Luerweg idw

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