Hybrid-Antriebstechnik fährt der Brennstoffzelle voraus

Studie von PricewaterhouseCoopers belegt: Automobilhersteller, die den Hybridtrend ignorieren, können dauerhaft Marktanteile verlieren / Wirtschaftlichkeit versus Emotion / Toyotas Strategie zwingt Mitbewerber zu reagieren

Am Hybridantrieb führt kein Weg mehr vorbei – auch wenn die wirtschaftlichen Vorteile für den Autofahrer derzeit noch nicht gegeben sind. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie: „Wirtschaftliche Chancen alternativer Antriebstechnologien“ von PricewaterhouseCoopers (PwC). Steigende Energiekosten und Verschärfungen bei den Emissionsrechten drängen die Automobilhersteller, Alternativen zum Verbrennungsmotor zu entwickeln, auch wenn die Investitionen in diese Technologie für die Unternehmen starke Belastungen bedeuten. „Die weitere Entwicklung des weltweiten Marktes für Hybridfahrzeuge ist zwar schwer abschätzbar, trotzdem müssen die Firmen das Risiko eingehen, in diese Technologie zu investieren“, urteilt Franz Wagner, Leiter Automotive bei PwC. Entscheidend für den Erfolg des Hybridmotors sind laut PwC die Märkte in den USA und China. Deutsche Hersteller versuchen dort mit sauberen Dieselkonzepten Boden gut zu machen. PwC prognostiziert allerdings Vorteile für den Hybridantrieb. Wagner: „Der Diesel gilt in beiden Märkten als laut und schmutzig, während Hybridautos ein umweltfreundliches Image genießen. Außerdem ist die Versorgung in der Fläche mit hochwertigem Dieselkraftstoff unzureichend.“ Auch wenn aus Sicht der europäischen Automobilkonzerne derzeit wirtschaftliche Argumente für den Diesel sprechen, erlaubt der Hybridantrieb technologische Fortschritte im Bereich der Elektromotoren. Er kann so die Ausgangslage im Rennen um die Einführung der Brennstoffzelle mitentscheiden.

Emotionale Verbraucher bestimmen den Markt

Hybridfahrzeuge stoßen gerade bei amerikanischen Kunden auf Begeisterung. Laut PwC-Erhebungen wurden 2004 weltweit rund 245.000 Hybridautos verkauft. Die Käufer, die sich derzeit für Hybridfahrzeuge entscheiden, tun das nicht aus ökonomischen Erwägungen. „Derzeit kaufen die Kunden Hybridfahrzeuge aus irrationalen Gründen“, sagt Franz Wagner. „Der Markt wird eher von Trends als von wirtschaftlichen Überlegungen bestimmt.“ Hybridautos spielen ihre Mehrkosten erst nach sechs bis zehn Jahren Betriebszeit wieder ein. Trotzdem entscheiden sich Verbraucher schon heute für diese Technik, weil sie sich als Vorreiter sehen.

PwC geht davon aus, dass bis zum Jahr 2010 der Markt für Hybridfahrzeuge bei etwas über einer Million Fahrzeuge liegen wird – das entspräche immer noch weniger als zwei Prozent der weltweiten Leichtfahrzeugproduktion. Über 70 Hybridmodelle sollen dann am Markt vertreten sein.

Wer macht das Rennen – Diesel oder Hybrid?

Ob diese Entwicklung auch langfristig Zukunft hat, hängt davon ab, ob Hybridautos auch wirtschaftlich Sinn machen. PwC prognostiziert nach dem Abebben der Vorreiterphase einen Einbruch der Verkaufszahlen. Danach werde sich entscheiden, wer das Rennen macht. Wagner: „Wenn sich das Hybridauto behaupten und es auf dem Massenmarkt schaffen will, dann muss es bessere Gründe ins Feld führen, als die emotionalen Reaktionen der Erstkäufer“.

Emissionsoptimierte Dieselfahrzeuge besitzen derzeit hinsichtlich des Kosten-Nutzen-Verhältnisses erhebliche Vorteile gegenüber dem Hybrid. Mit kurzen Amortisationszeiträumen haben Dieselmodelle in Europa einen Großteil des Marktes für große Luxuslimousinen erobert. Die Verbraucher in den USA und China sind jedoch dem Diesel gegenüber skeptisch. Schon früher war die Einführung von Dieselmodellen gescheitert, sie haben das Image, laut und schmutzig zu sein. Strengere Abgasgrenzwerte werden den Preis für Dieselfahrzeuge künftig in die Höhe treiben. Außerdem dürften technischer Fortschritt und Massenproduktion die Hybridautos billiger machen. Laut einer Studie der EU-Kommission könnte der Preis pro Kilometer bei Hybridfahrzeugen bereits im Jahre 2013 den von Dieselfahrzeugen unterschreiten. Wagner erwartet, dass „wer diesen Trend verpasst, dauerhaft Marktanteile verlieren kann, seine Wettbewerbsposition schädigt und in der Wahrnehmung der Verbraucher Schaden nimmt.“

Hohe Investitionen in eine ungewisse Zukunft

Europas Autokonzerne entwickeln zwar Hybridmodelle, sie tun sich aber schwer mit der Investition. Zum einen sehen sie sich einer Ungewissheit bezüglich des zukünftigen Potenzials ausgesetzt, zum anderen können sie nicht einschätzen, in welche Art der Hybridtechnologie die Investition lohnt. Das in den USA favorisierte Vollhybridkonzept, so die PwC-Analysten, muss – aufgrund des unterschiedlichen Fahrverhaltens – nicht zwangsläufig auch in Europa das erfolgreichste sein.

Der wichtigste Grund: Nach großen Investitionen in die Entwicklung abgasoptimierter Dieselfahrzeuge ist der finanzielle Spielraum zu klein, um in ähnlichem Maß auch in die Hybridtechnologie zu investieren. Jeder Aufwand in diese Richtung führt dazu, dass andere Investitionen zurückgestellt werden. Oder er führt zu Einsparungen in anderen Feldern. Wagner: „Wer hier falsche Umverteilungen vornimmt, gefährdet seine gesamte Wettbewerbsposition.“

Toyotas Rolle als Treiber

Vorreiter auf dem Gebiet der Hybridtechnologie im PKW-Markt ist Toyota. Dass der japanische Hersteller so intensiv in die Hybridsparte investiert, hat nicht zuletzt strategische Gründe. Das Unternehmen rechnet für die Amortisation wichtiger Investitionen in einem Zeitraum von 20 Jahren und nicht nur im Lebenszyklus eines einzelnen Produkts. Profit und Rendite müssen entsprechend nur sehr langfristig realisiert werden. Hier kommen die Vorteile der guten Finanzlage des japanischen Automobilkonzerns zum Tragen: Toyota rollt mit einer kostspieligen Technologie, in die kein anderer Hersteller investieren wollte oder konnte, den Markt auf. Damit kann das Unternehmen sich weiter von der Konkurrenz abheben. Wagner: „Der Vorteil für die Marke ist bereits heute ein besseres Argument als die Gewinne, die aus dem Verkauf der Hybridfahrzeuge herrühren könnten.“

Zudem kann sich der Automobilkonzern so für den endgültigen Griff nach der Brennstoffzelle rüsten, was einen noch größeren Wettbewerbsvorteil verspricht. „Der Hybridantrieb kann Automobilkonzernen einen technologischen Vorsprung in der Entwicklung der Brennstoffzelle verschaffen,“ sagt Wagner. „Toyota will einen Massenmarkt für Hybridautos entwickeln, um später über eine entsprechend große Kundschaft für Brennstoffzellenfahrzeuge zu verfügen.“ So könnte der Hybrid eine Doppelrolle einnehmen: Er rettet den Verbrennungsmotor durch verringerte Emissionen, geringeren Verbrauch und mehr Fahrspaß. Nebenbei bereitet er den Weg für die Brennstoffzelle der Zukunft.

Die Studie „Wirtschaftliche Chancen alternativer Antriebstechnologien“ können Sie unter Maren.Goldenbogen@de.pwc.com bestellen.

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Weitere Informationen:

http://www.pwc.com

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