Aktionspaket Stromeffizienz für Haushalts- und Bürogeräte: 20 Prozent Einsparung möglich

Bei Haushalts- und Bürogeräten lassen bis zum Jahr 2010 rund 20 Prozent Strom einsparen. Das entspricht rund 7 Prozent des gesamten Nettostromverbrauchs in Deutschland. Zur Erschließung dieser Einsparpotenziale ist die Verknüpfung verschiedener Politikinstrumente zu einem Aktionspaket Stromeffizienz notwendig. Die Umsetzung könnte über einen Energieeffizienzfond für Deutschland finanziert werden.


Das ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg entwickelte im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) ein Aktionspaket zur Steigerung der Stromeffizienz bei Elektrogeräten und -anlagen auf bundespolitischer Ebene. Betrachtet wurden die Anwendungssektoren „private Haushalte“ und „Gewerbe, Handel, Dienstleistungen“. Die Studie wurde mit Unterstützung des Wuppertal Instituts und ebök/Tübingen durchgeführt.

Grundlage für die Untersuchung waren die Erkenntnisse aus einer Vorgängerstudie, wonach rund ein Drittel des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland in diesen Sektoren erfolgt, mit dem Einsatz effizienterer Technik hier jedoch rund 20 Prozent bis zum Jahr 2010 eingespart werden könnten. Das entspricht 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid gegenüber der Trendentwicklung bis 2010 und rund sieben Prozent des gesamten Nettostromverbrauchs in Deutschlands im Jahr 2001. Die Erschließung dieser Einsparpotenziale hätte daher auch Auswirkungen auf die Planungen der umfangreich anstehenden Kraftwerkserneuerungen.

Ziel der Studie war es, konkrete Politikinstrumente vorzuschlagen, die zur Realisierung dieser Stromsparpotenziale beitragen können. Die Analysen bestehender Politikinstrumente zeigten, dass es keinen „Königsweg“ gibt, um zu Effizienzsteigerungen bei Elektrogeräten und -anlagen zu gelangen. Dazu sind die betroffenen Techniken, Zielgruppen und Hemmnisse innerhalb der betrachteten Sektoren zu unterschiedlich. Dem deshalb gewählten Multi-Policy-Ansatz liegt die Erfahrung zugrunde, dass erst die Verknüpfung und Abstimmung verschiedener Politikinstrumente zu „Instrumentenpaketen“, die jeweils gezielt die verschiedenen Hemmnisebenen ansprechen, optimale Voraussetzungen für eine Zielerreichung schafft. Deshalb wurde ein umfangreiches „Aktionspaket Stromeffizienz“ zusammengestellt, das die folgenden Inhalte und Grundsätze berücksichtigt:

1. Eine übergreifende Politiksteuerung mit politischen Zielsetzungen und einem begleitenden Monitoring ist zur Forcierung der Stromeffizienz notwendig.

2. Querschnittsinstrumente sollen einen Rahmen zur Stärkung der Energieeffizienz bei der Stromanwendung für alle Zielgruppen bieten. Hierzu zählen unter anderem bestehende Institutionen wie die Deutsche Energieagentur (dena), aber auch die Einrichtung neuer Strukturen wie eines Energieeffizienzfonds.

3. Ergänzend müssen zielgruppenspezifische Instrumente zum Einsatz gelangen, die jeweils dort vorherrschende, spezifische Hemmnisse zu überwinden helfen. Diese zielen nicht ausschließlich auf einen effizienteren Stromeinsatz ab, sondern bereiten vielfach allgemein die Basis, um verstärkt Energieeffizienz zu ermöglichen. Dazu gehören zum Beispiel ein Förderprogramm zum „Contracting-Coaching“ im Gewerbe oder die Einführung von informativeren Stromrechnungen für private Haushalte.

4. Schließlich sind technikspezifische Instrumentenpakete notwendig, die jeweils gezielt auf die Hemmnisse und Chancen einer bestimmten Stromanwendungstechnik einwirken. Dazu gehören Produktkennzeichnungssysteme für Bürogeräte wie das „GEEA-„Label und der „Energy-Star“ sowie freiwillige oder gesetzliche Mindesteffizienzstandards. Insbesondere diese Instrumente bedürfen der internationalen Abstimmung, um den Hersteller- und Handelsstrukturen Rechnung zu tragen.

Als wichtiger Baustein in diesem „Aktionspaket“ wurde ein Energiesparfonds empfohlen. Der Fonds soll durch die Finanzierung sehr gezielter Programme dazu dienen, den Informations-, Beratungs- und Investitionsaufwand für effiziente Produkte und Dienstleistungen bei den Stromanwendern zu verringern. Zudem tragen seine Programme dazu bei, Angebote im Energiedienstleistungsbereich zu standardisieren und dadurch die Kosten weiter zu senken. Für den Energieeffizienzfond wurde ein jährliches Finanzvolumen von mindestens 330 Millionen Euro vorgeschlagen. Über den Fond sollen Effizienzprogramme ausgeschrieben werden, um deren Umsetzung sich Handwerk, Handel, Energieversorgung, Hersteller, Anbieter von Verbraucher- und Energieberatungen oder bestehende Energieagenturen bewerben können. Beispielsweise soll der Fonds Markteinführungsprogramme für A+/A++-Kühlgeräte und hocheffiziente Heizungspumpen ermöglichen.

Die Ergebnisse der Studie „Politikinstrumente zum Klimaschutz durch Effizienzsteigerung von Elektrogeräten und -anlagen in den Privathaushalten, Büros und im Kleinverbrauch“ bieten Hilfestellungen, die aktuell auf europäischer Ebene diskutierte Richtlinie zur Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen (EDL) auf nationaler Ebene umzusetzen. Mit der EDL-Richtlinie wird unter anderem die Aufstellung so genannter Energieeffizienz-Aktionspläne bis zum Jahr 2007 gefordert.

Weitere Informationen:
Markus Duscha, Fachbereichsleiter Energie
ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg
Wilckensstraße 3, 69120 Heidelberg
Tel: 06221/4767-18
Email: markus.duscha@ifeu.de

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Elke Dünnhoff idw

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