Wirtschaftskriminalität wird völlig unterschätzt

Inkonsequente Deliktahndung animiert zu weiteren Straftaten

Beinahe jedes zweite österreichische Unternehmen ist in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden – und das zum Teil mehrfach. Ungeachtet dessen, bleibt das Risikobewusstsein bzw. die Bereitschaft in zusätzliche Maßnahmen gegen Wirtschaftskriminalität zu investieren, äußerst gering. Gerade einmal jedes fünfte Unternehmen hält es für wahrscheinlich, in den kommenden fünf Jahren selbst Opfer zu werden. Dies sind die Ergebnisse einer heute, Donnerstag, präsentierten Studie von PwC PricewaterhousCoopers Österreich.

Ähnlich wie in Deutschland (pressetext berichtete: http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=051129037 ) stammen auch in Österreich die Täter zumeist aus den eigenen Reihen. Mit Veruntreuungen, Diebstählen und Unterschlagungen, die 76 Prozent der entdeckten Delikte ausmachen, weist Österreich in der Deliktpalette allerdings andere Schwerpunkte als seine Nachbarländer auf. „Hierzulande sind – ganz im Gegensatz zur Schweiz oder auch dem internationalen Vergleich – Bilanzfälschungen eindeutig unterproportional vertreten“, meint Dorotea Rebmann, Forensic-Accounting-Spezialistin bei PwC Österreich, gegenüber pressetext. Sie führt dies auf die Unternehmensstrukturen sowie die Rechnungslegung-Philosophie in Österreich zurück.

„Hier herrscht angesichts der Steuerbemessungsgrundlage gerade in mittelständischen Betrieben immer noch das Vorsichtsprinzip, dass man sich nicht reicher machen darf, als man ist“, so Rebmann. Börsennotierte internationale Konzerne, Banken- und Versicherungsgruppen, die beispielsweise den Wirtschaftsstandort Schweiz in weitaus größerem Maße prägten, würden hier zum Teil wohl andere Strategien und Unternehmensphilosophien verfolgen.

Den Anstieg der von Wirtschaftskriminalität betroffenen Unternehmen von 20 Prozent im Jahr 2001 auf über 40 Prozent in den Untersuchungsjahren 2003 und 2005 führt Rebmann auf eine höhere Sensibilisierung und geringere Toleranz vieler Unternehmen gegenüber dem Thema zurück. Als Gegenmaßnahmen zur Eindämmung von kriminellen Handlungen rät Rebmann Unternehmensführungen Delikte konsequent aufzuklären und zu verfolgen. „11 Prozent der intern festgestellten Delikte bleiben ohne jede Konsequenz für den Täter. Wenn bei den Mitarbeitern der Eindruck entsteht, dass das Unternehmen bei Unregelmäßigkeiten mindestens ein Auge zudrückt, prägt dies die Unternehmenskultur nachhaltig und bereitet den Boden für weitere Delikte“, warnt Rebman im Gespräch mit pressetext abschließend.

Media Contact

Martin Stepanek pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.pwc.at

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