Kostendiskussion im Gesundheitswesen allein greift zu kurz

Pharmaunternehmen müssen mehr Verantwortung für Behandlungserfolg übernehmen


Unisono gehen Patienten, Ärzte, Krankenversicherer und Pharmaunternehmen in Europa wie auch den USA von einer deutlichen Veränderung des Gesundheitswesens aus. Mit veränderten Finanzierungsformen wird dabei auch die Frage nach neuen Methoden und besseren Ergebnissen der Gesundheitsversorgung aufkommen: Bei den Patienten steigt der Anteil der direkten Zuzahlungen und damit auch ihr Interesse an und Einfluss auf Behandlungsformen. Ärzte sehen sich immer besser informierten, mündigen Patienten gegenüber. Versicherer erwarten genauere Auskünfte über den langfristigen Behandlungserfolg bei Krankheiten und dem ökonomischen Nutzen der angewendeten Methoden. Pharmaunternehmen werden sich bei Forschung & Entwicklung, in ihren Ärztebeziehungen und im Verhältnis zu den Versicherern diesen Fragen stellen müssen und darauf reagieren. So das Ergebnis der diesjährigen Studie „Vision & Reality“ Studie der Management- und IT-Beratung Capgemini. Befragt wurden 347 Patienten, 223 Ärzte und Krankenhäuser, 131 Krankenversicherer in Europa und den USA. Hinzu kamen 165 Vertreter von Pharmaunternehmen. Ergänzend wurden zwei Expertenrunden in New York und München durchgeführt.

„Nur wenn neben der Finanzierung gleichzeitig auch über das Ergebnis der Gesundheitsversorgung gesprochen wird, ist eine Balance von Kosten und Leistungen erzielbar. Die Zusammenarbeit zwischen Patienten, Ärzten, Krankenkassen und Pharmaunternehmen wird sich dafür ändern müssen“, so Günther Illert, Vice President bei Capgemini Zentraleuropa.

Patienten zahlen mehr und sind besser informiert

Rund zwei Drittel aller befragten Patienten gehen davon aus, dass ihre direkten Zuzahlungen in den nächsten Jahren um bis 25 Prozent steigen werden. Schon heute liegen diese häufig bei 300 US-Dollar pro Jahr in Europa und 700 US-Dollar bei US-Amerikanern (bei unterschiedlichen Gesundheitssystemen). Fast alle Befragten äußern daher den Wunsch nach mehr Kostentransparenz. Ebenso wie sie sich nicht mehr nur auf die Informationen ihres Arztes verlassen. Der steht zwar immer noch in dieser Hinsicht an erster Stelle, doch das Internet hat inzwischen deutlich an Bedeutung als Quelle für Gesundheitsinformationen gewonnen. Und mit den dort gefundenen Informationen wird der Arzt konfrontiert: 54 Prozent der befragten Patienten haben beim Arztbesuch eine bestimmte Behandlungsmethode oder ein konkretes Medikament im Auge, 62 Prozent meinen sogar einen deutlichen Einfluss auf ihre letzte Verschreibung gehabt zu haben. Die Effizienz im Gesundheitswesen haben die Versicherer im Kopf: Über 80 Prozent sehen ihre künftige Rolle in der eines Gesundheitsmanagers. Der Druck nimmt zu, eine Behandlung und ihre Kosten über die gesamte Dauer zu betrachten – zusammen mit einer Erfolgskontrolle.

Pharmaunternehmen müssen messbare Behandlungserfolge vorweisen können

„Pharmamanager müssen umdenken: Nicht mehr der reine Vertrieb von Medikamenten kann als Erfolg verbucht werden, sondern erst der Nachweis, dass ihre Präparate auch den gewünschten Behandlungserfolg erzielen“, so Illert. Die Branche ist sich der Veränderungen bewusst: Die Herausforderungen, innovative Produkte zu entwickeln (73 Prozent Nennungen) und einzuführen (41 Prozent) sind zwar nach wie vor die beiden wichtigsten Aufgaben. Ebenso aber sehen die befragten Pharmamanager eine engere Zusammenarbeit mit Kassen (37 Prozent) oder der Nachweis von Nutzen und Sicherheit von Medikamenten (34 Prozent) als Top Aufgabe. Der Nachweis der Wirksamkeit der Medikamente – evidenzbasierte Medizin – wird nach Meinung von 93 Prozent der Unternehmensvertreter sämtliche Geschäftbereiche der Hersteller betreffen. Ebenso wie 76 Prozent glauben, dass Disease- oder auch Compliance Management über das reine Produkt hinausgehende Dienstleistungen notwendig machen werden. „Klar ist, dass Schlagworte wie ’Effizienz’ oder ’Preistransparenz’ alleine in der Zukunft nicht ausreichen. Der Knackpunkt für die Pharmaindustrie wird neben dem Nachweis des Behandlungserfolgs eine engere Zusammenarbeit mit den anderen Beteiligten im Gesundheitssystem sein: den Patienten, den Ärzten und den Krankenkassen“, so Günther Illert.

Studie als PDF: http://www.de.capgemini.com/servlet/PB/menu/1714340/index.html

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Thomas Becker presseportal

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