Neue BVL-Studie "Trends und Strategien in der Logistik"

Internationalisierung der Logistik-Branche schreitet schnell fort

77 Prozent der Industrieunternehmen erwarten Zunahme der internationalen Kunden / Nur rund 47 Prozent aller Unternehmen können ihre Logistikkosten beziffern / RFID-Einsatz erst in 17 Prozent der Industrieunternehmen geplant

Die Internationalisierung und Export-Orientierung schreitet auch in der Logistik immer weiter fort. Sie profitiert dabei vom weltweit anerkannten Logistik-Know- how, das den Ruf des Export-Weltmeisters Deutschland entscheidend mitgeprägt hat. So erwarten mehr als drei Viertel (77 Prozent) aller deutschen Industrieunternehmen und 73 Prozent der Handelsfirmen eine Zunahme ihrer internationalen Kunden. Das ist eines der Hauptergebnisse der alle relevanten Wirtschaftbereiche einbeziehenden Studie der Bundesvereinigung Logistik (BVL) „Trends und Strategien in der Logistik“, die heute im Rahmen des 22. Deutschen Logistik-Kongresses in Berlin vorgestellt wurde. Darüber hinaus gehen zwei Drittel aller deutschen Industrie- und mehr als die Hälfte aller Handelsunternehmen (54 Prozent) von einer wachsenden Zahl ihrer internationalen Lieferanten aus. Die zum zehnten Mal vorgelegte Studie beinhaltet auf der Basis von über 400 befragten Unternehmen nicht nur den heutigen Stand der Logistik in den Unternehmen, sondern zeigt darüber hinaus die notwendigen Entwicklungen für die Logistik bis in das Jahr 2010 auf. Für den Projektleiter der BVL-Trendstudie, Prof. Dr.-Ing. Frank Straube von der TU Berlin, zeigt die Studie eindrucksvoll, „in welchem Ausmaß die deutsche Wirtschaft von der Exzellenz der heimischen Logistik- Branche profitiert“.

Das Logistik-Management beschäftigt sich der Studie zufolge derzeit vor allem mit operativen Fragen, mit denen Abläufe weiter verbessert und Kostensenkungen realisiert werden können. Dementsprechend haben zur Zeit Transportoptimierungs-Projekte für 81 Prozent der Handelsunternehmen und 71 Prozent der Industrieunternehmen eine hohe Priorität. Grundsätzlich steigert der Einsatz von Informationstechnologie laut der BVL-Studie die Produktivität und Effizienz der Logistik, senkt jedoch nicht in jedem Fall die Kosten. Bislang sind nur rund 47 Prozent der Unternehmen in der Lage, ihre Logistik-Kosten genau zu beziffern. Dies verwundert, da die Logistikkosten beispielsweise in der Industrie bis zu zehn Prozent und im Handel sogar bis zu 25 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Im Schnitt über alle Branchen liegt der Anteil der Logistikkosten an den Gesamtkosten zwischen fünf und acht Prozent.

Die aktuelle Studie belegt eine zunehmende Marktsättigung im Outsourcing von Transport- und Lager-bezogenen Leistungen. Bereits 87 Prozent der Industrieunternehmen haben die Leistungen vollständig oder teilweise fremdvergeben. Dagegen ist bei den höherwertigen Leistungen wie Netzwerkmanagement mit gerade 21 Prozent oder im Beschaffungs-, Auftrags- und Anlaufmanagement mit einer durchschnittlichen Outsourcingquote von 8-14 Prozent ein weitaus größeres Wachstumspotential zu erwarten. Von den Dienstleistern wird dabei zunehmend Innovationsgenerierung und nachhaltige Wertsteigerung für das eigene Unternehmen statt schlichter Aufgabenerfüllung und reiner Kostenfokussierung erwartet. Die Nachfrage nach Innovationen kann von den Dienstleistern nur durch Kompetenzerweiterung bedient werden. Sie müssen sich zum Supply Chain Manager entwickeln und Beratungsleistungen anbieten.

Die systematische und zielgerichtete Personalentwicklung ist insbesondere für die Logistik-Dienstleister ein wesentliches Zukunftsthema. Insgesamt wird über alle Branchen hinweg die Förderung und Nutzung der Ressource Mitarbeiter kaum ausreichend berücksichtigt. Die Effizienz-steigernde Abstimmung der Personalinstrumente auf den jeweiligen Mitarbeitertyp setzen in der betrieblichen Praxis bislang nur 46 Prozent der befragten Unternehmen ein, 15 Prozent von ihnen nutzen sogar falsche Instrumente.

Technologische Innovationen wie etwa RFID üben nach wie vor eine große Faszination auf das Logistik-Management aus. Dennoch sehen sich Unternehmen bei der Einführung solcher neuen Systeme mit großen Herausforderungen konfrontiert. So halten sich laut der BVL- Trendstudie zwar mehr als zwei Drittel der Unternehmen (67 Prozent) für gut informiert über die Möglichkeiten von RFID, aber nur 41 Prozent haben einen entsprechenden Kenntnisstand über die Einsatzpotenziale in ihrem Unternehmen. Dies erklärt, warum gegenwärtig in nur 31 Prozent der Handelsunternehmen und 17 Prozent der Industrie-Unternehmen die Einführung von RFID in konkretisierter Planung ist.

Die Logistik ist heute unbestritten ein wesentlicher Faktor für den Unternehmenserfolg. Zur Darstellung des Wertschöpfungsanteils der Logistik existieren aber erst in wenigen Unternehmen Ansätze zur Wertbeitragsmessung der Logistik, obwohl in fast zwei Drittel der Unternehmen (63 Prozent) eine Wert-Orientierung gefordert wird. Der sehr unterschiedlich weit fortgeschrittene Implementierungsgrad logistischer Konzepte in der Praxis wird auch durch die in der Studie nachgewiesenen Unterschiede zwischen Logistik-Innovatoren und Logistik-Nachzüglern deutlich. Die Studie definiert die Fähigkeit von Unternehmen, fortschrittliche Logistikkonzepte mit einer hohen internen und externen Vernetzung erfolgreich umzusetzen, als Netzwerk-Reife und setzt diese als Gradmesser im Wettbewerbsvergleich der Branchen ein. Danach erzielt der Fahrzeugbau mit gegenwärtig 37 Prozent und für das Jahr 2010 prognostizierten 52 Prozent den höchsten Reifegrad. Die geringste Netzwerk-Reife ergibt sich im Gummi-/Kunststoffwaren-Bereich mit heute 18 Prozent und 28 Prozent im Jahr 2010.

Im Rahmen des 22. Deutschen Logistik-Kongresses vom 19. bis 21. Oktober 2005 in Berlin präsentiert die Bundesvereinigung Logistik die erstmals gemeinsam an vier Universitäten erarbeitete Trendstudie zum gesamten Themenfeld der Logistik. Die Untersuchungsreihe startete 1988 an der Technischen Universität Berlin unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Helmut Baumgarten. Zum ersten Mal wurde die TU Berlin in diesem Jahr unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Frank Straube von drei weiteren deutschen Universitäten unterstützt: der Technischen Universität Paderborn mit Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Dangelmaier, der Technischen Universität München mit Prof. Dr.-Ing. Willibald A. Günthner und der Technischen Universität Darmstadt mit Prof. Dr. Dr.h.c. Hans-Christian Pfohl.

Die BVL-Studie „Trends und Strategien in der Logistik“ kostet 89 Euro und kann beim Deutschen Verkehrs-Verlag in Hamburg bestellt werden.

Die Bundesvereinigung Logistik ist eine neutrale Plattform für Manager der Logistik mit rund 6.900 Mitgliedern aus den Führungsebenen von Industrie, Handel, Dienstleistung und Wissenschaft. Sie gibt Anregungen und Impulse für branchenübergreifende und zukunftsweisende logistische Konzepte zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen im In- und Ausland.

Für weitere Informationen und Rückfragen:
Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.
Ulrike Dautzenberg
Tel.: 0421 – 173 84 21
Mail: dautzenberg@bvl.de

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