Fondgebundene Lebensversicherungen

Fondsgebundene Lebensversicherungen – was wirklich abläuft
Eine Studie Ulmer Aktuarwissenschaftler

Fondsgebundene Lebensversicherungen – Lebensversicherungen also, deren Sparbeitrag in verschiedene Fonds investiert wird – sind in Deutschland unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Bereits Ende 2000 hatte jedes zweite Lebensversicherungsunternehmen Fondspolicen und/oder Fondsrenten im Programm, zum kommenden Jahreswechsel rechnen Experten mit rund 80 Anbietern sogenannter »investitionsorientierter Lebensversicherungsprodukte«.

Nürnberger oder Aspecta, Deutscher Herold oder Skandia – welche ist die Beste? Entsprechende Vergleiche haben Fachleute schon verschiedentlich angestellt, da aber die zukünftigen Wertentwicklungen der verschiedenen Fonds unbekannt sind, wird der Einfachheit halber für alle Produkte die gleiche hypothetische Wertentwicklung zugrunde gelegt. Prof. Dr. Hans-Joachim Zwiesler und seine Mitarbeiter am Institut für Aktuarwissenschaften der Universität Ulm mochten sich damit nicht bescheiden. Sie wollten wissen, welche Renditen sich konkret ergeben hätten, wenn beispielsweise ein Dreißigjähriger in den letzten 12 Jahren monatlich 250 DM zu den tatsächlichen Fondskursen investiert hätte. Deshalb berechneten sie von ausgewählten Anbietern die Ablaufleistungen der meistverkauften fondsgebundenen Lebensversicherungen erstmals unter Berücksichtigung der Wertentwicklung, die (nach Angaben der Kapitalanlagegesellschaften) innerhalb der letzten 12 Jahre tatsächlich realisiert wurde.


Den »Besten« gibt es nicht

Wer sich als Kunde für eine fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherung entscheidet, kann zwischen verschiedenen Tarifen und Laufzeiten wählen. In ihrer Vergleichsstudie untersuchten die Ulmer Wirtschaftsmathematiker drei Varianten: einen 30jährigen Versicherungsnehmer, der über 30 Jahre monatlich 200 Deutsche Mark einzahlt, einen gleichaltrigen, der für 12 Jahre mit monatlichen 250 Mark abschließt, und einen 45jährigen, dessen Vertrag 15 Jahre läuft, wobei er lediglich in den ersten fünf Jahren je 5000 Mark investiert.

Schritt eins war die Berechnung der »realistischen Sparrate«, das heißt desjenigen konstanten monatlichen Betrags, der bei einem angenommen jährlichen Fonds-Zuwachs von 9% investiert werden muss, damit die vom Anbieter vorausgesagte Ablaufleistung erreicht wird. Diese Rate wurde anschließend für jedes einzelne Versicherungsangebot unter Verwendung der historischen monatlichen Performance-Werte hochgerechnet. So ergab sich die »realistische Ablaufleistung« und aus ihr wiederum eine jährliche Rendite.

Überraschendes Ergebnis Nummer eins: die realistischen Ablaufleistungen der einzelnen Versicherungsprodukte divergieren um bis zu 15 Prozent. Überraschendes Ergebnis Nummer zwei: den »besten« Versicherer gibt es nicht. Ob Aachener und Münchner oder Gerling, Aspecta oder Skandia, Nürnberger oder Deutscher Herold besser abschnitten, hing ganz von der Auswahl des zugrunde liegenden Fonds ab. So ergab es sich nicht selten, dass ein und derselbe Anbieter mit einer Versicherungsvariante in seiner Kategorie das Rennen machte, mit einer anderen auf den untersten Rängen landete.

Wer also für sich selbst die optimale Rendite sucht, muss Kleingedrucktes studieren und vergleichen. Er sollte auch einmal in die August-Ausgabe der Wirtschaftszeitschrift FINANZEN hineinschauen, wo die Ulmer Studie auszugsweise abgedruckt ist. Eine ausführlichere Version steht im Internet als PDF-Dokument zum Downloaden ( http://www.ifa-ulm.de/downloads/Ablaufleistungen_FLV.pdf ).

Eine Checkliste wichtiger Punkte, um bei fondsgebundenen Rentenversicherungen generell die Spreu vom Weizen zu trennen, hatten Zwiesler und sein Team bereits im November vergangenen Jahres im Fachblatt »Performance« veröffentlicht. Die wichtigsten Produktcharakteristika fondsgebundener Lebens- und Rentenversicherungsprodukte zur Beurteilung im Rahmen eines Vergleichs wurden schon 1999 als »Qualitäts-Siegel« dargestellt – nachzulesen in der Fachzeitschrift »Versicherungswirtschaft« (Ausgabe September ’99). Ein dreigeteilter Artikel über fondsgebundene Lebensversicherungen in der Zeitschrift KURS (September – Oktober 2000) gehört gleichfalls in den Kontext der IFA-Veröffentlichungen über investmentorientierte Lebensversicherungsprodukte.

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Peter Pietschmann idw

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