Möglichkeit zur Liquiditätsverbesserung durch Working Capital Management wird selten genutzt

Nur jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) nutzt ein gezieltes Working Capital Management (WCM), um seine Kapitalbindung zu verringern und die eigene Liquidität zu verbessern. In 58 Prozent der Unternehmen dominieren andere Geschäftsziele beim Einsatz von WCM. 74 Prozent messen dem WCM „hohe“ bis „sehr hohe“ Bedeutung bei. Doch nur ein Drittel (36 Prozent) verfolgt ein sämtliche Unternehmensaktivitäten umfassendes Steuerungskonzept für das gebundene Kapital. Jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) steuert das Working Capital isoliert. Das hat eine KPMG-Umfrage unter 550 führenden europäischen Unternehmen ergeben, darunter mehr als die Hälfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ziel des Working Capital Managements ist es, die Durchlaufzeit des im Umlaufvermögen gebundenen Kapitals so gering wie möglich zu halten. Auffallend ist, dass die Unternehmen dem Verkaufsprozess ein höheres Potenzial zur Freisetzung von im Unternehmen gebundener Liquidität beimessen als dem Einkaufsprozess.

Hauptanliegen: Verbesserung der Liquidität und Bilanzstruktur

Als Hauptmotive für ihr Working Capital Management nannten die Unternehmen auf einer Skala von 1 („nicht wichtig“) bis 5 („sehr wichtig“) die Bedeutung für die Liquiditätslage und Bilanzstruktur (3,8), die Ergebnisverbesserung (3,4) und die Generierung von Finanzierungsmöglichkeiten aus dem Unternehmensvermögen heraus (3,3).

Für Handel hat WCM die größte Bedeutung

Eine Analyse des Umfrageergebnisses nach Industriezweigen zeigt, dass sich die Branchen Handel sowie Energiewirtschaft und Kommunikationsindustrie deutlich von den Angaben der übrigen Teilnehmer abheben. 92 Prozent der befragten Handelsunternehmen bezeichnen Working Capital Management als „bedeutend“ oder „sehr bedeutend“. Dieses Ergebnis reflektiert den hohen Anteil des Umlaufvermögens am Gesamtvermögen der Unternehmen. Entsprechend weisen Unternehmen aus der Energiewirtschaft oder der Kommunikationsbranche dem Thema einen niedrigeren Stellenwert zu. Die Unternehmen der Energiewirtschaft halten WCM nur zu 51 Prozent für „bedeutend“ oder „sehr bedeutend“, in der Kommunikationsbranche sind es 40 Prozent.

Herausforderungen der Zukunft

Nahezu drei Viertel der Unternehmen sehen in der Zukunft große Herausforderungen für ein Working Capital Management. Viele arbeiten bereits an der Fortentwicklung bereits bestehender Konzepte. Nahezu die Hälfte plant zukünftige Projekte. Eigenen Angaben zufolge werden sich die Unternehmen auf die Optimierung der individuellen Prozessketten sowie das Thema Berichtswesen und Anreizsysteme konzentrieren. Größte Aufgabe wird jedoch die Entwicklung einer übergreifenden Konzeption für das Working Capital Management sein. Schwerpunkte sind die Themen Performance, Prozessoptimierung, Bewusstseinsbildung und Implementierung von Richtlinien.

Entwicklungsstand der zukünftigen Projekte

Bei den geplanten Projekten dominiert das Thema „übergreifendes Working Capital Management“. Jedes dritte Unternehmen (30 Prozent) hat bereits entsprechende Projekte begonnen, und weitere 59 Prozent haben vor, solche zu initiieren. 30 Prozent der Befragten widmen sich schon der Optimierung der Verkaufsprozesse, weitere 11 Prozent planen dies.

Markus Steitz, Partner bei KPMG: „Professionelles Finanzmanagement wird zunehmend zum unternehmerischen Erfolgsfaktor. Mit seiner Hilfe lassen sich Liquiditätsengpässe vermeiden, die Rendite steigern und finanzielle Risiken gezielt steuern. Die Attraktivität des Working Capital Managements beruht auf seiner Doppelwirkung: Eine Verringerung der Kapitalbindung setzt Liquidität frei und wirkt sich so unmittelbar auf die Finanzlage der Unternehmen aus. Gleichzeitig erhöht sich jedoch auch die Kapitalrentabilität, Bilanzstrukturen werden optimiert und Unternehmenskennzahlen verbessert.“

Working Capital Management eröffnet so Wege für weitere Außenfinanzierungsformen, beispielsweise über Kapitalmarktemissionen von Eigen- und Fremdkapitaltiteln, Private Equity- oder Mezzanine-Finanzierungen – also Finanzierungsformen über Kapitalgeber, die ihren Blick verstärkt auf Bilanzstrukturen und Unternehmenskennzahlen richten. Working Capital Management ist damit ein Baustein zur wertorientierten Unternehmensführung.

Hinweis: Die Studie „Working Capital Management – Eine Bestandsaufnahme: Wie europäische Unternehmen ihr Working Capital steuern“ finden Sie unter www.kpmg.de.

Pressekontakt:
KPMG, Marita Reuter/Thomas Blees
Tel.: (0 30) 20 68-11 18/-12 15, Fax: (0 30) 20 68-11 48
eMail: mreuter@kpmg.com / tblees@kpmg.com

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Ute M. Koglin KPMG

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