Zappelphilipp-Syndrom: Göttinger Studie zu ADHS im Erwachsenenalter

Pyschologen untersuchen Umgang mit Stress und Möglichkeiten der Stressbewältigung

Innere Unruhe, Unaufmerksamkeit, Konzentrationsschwierigkeiten: Anders als lange angenommen, tritt das so genannte Zappelphilipp-Syndrom nicht nur bei Kindern und Jugendlichen auf. Nach aktuellen Schätzungen sind von der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) auch zwei bis fünf Prozent der Erwachsenen betroffen. Am Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie der Universität Göttingen wird jetzt eine Studie zu ADHS im Erwachsenenalter durchgeführt. Die Untersuchung geht dabei der Frage nach, wie Erwachsene mit ADHS auf Stress reagieren und welche Möglichkeiten der Stressbewältigung bestehen. Die Forscher wollen insbesondere herausfinden, ob sich der Aufenthalt in der Natur positiv auswirkt. Für ihre wissenschaftliche Studie sucht die Psychologin Halina Lackschewitz daher erwachsene Betroffene, die eine ADHS-Diagnose erhalten haben, oder Personen, die selbst vermuten, dass sie unter einer solchen Störung leiden.

Wie die Göttinger Psychologin betont, kann ADHS das private und berufliche Leben erheblich beeinträchtigen: „Den Betroffenen fällt es häufig schwer, ihren Alltag zu organisieren. Sie neigen dazu, sich zu verzetteln und von einer Tätigkeit zu anderen zu springen, ohne etwas zu beenden. Flüchtigkeitsfehler und ineffektives Arbeiten sind die Folge. Vielfach kommt es zu Schwierigkeiten mit Vorgesetzten und Kollegen.“ Auch wenn die Hyperaktivität bei vielen Erwachsenen nicht mehr so ausgeprägt sei wie bei Kindern und Jugendlichen, fühlten sich viele Betroffene getrieben und ruhelos. „Nach eigenen Angaben können Menschen mit ADHS den Alltagsstress nur schwer bewältigen. Wir wollen daher mit unserer Studie untersuchen, wie sie mit stressbelasteten Situationen umgehen und wie sie lernen können, Stress besser zu bewältigen.“

Nach Angaben von Halina Lackschewitz spielt die Umgebung bei der Stressbewältigung eine entscheidende Rolle. „Aktuelle Untersuchungen in den USA haben gezeigt, dass Kinder mit ADHS positiv auf ein natürliches Umfeld reagieren. Die ADHS-Symptome waren nach Aufenthalten in der Natur deutlich geringer ausgeprägt als nach Aktivitäten in der Stadt. Zugleich haben verschiedene Studien mit gesunden Erwachsenen ergeben, dass der Kontakt mit der Natur Stress mildert und die Aufmerksamkeit verbessert.“ Die Göttinger Studie soll nun Aufschluss darüber geben, inwieweit Naturkontakte die Stressbelastung von ADHS-Erwachsenen im Alltag verringern können und ob diese sich auch positiv auf den Umgang mit dieser Störung und ihren Symptomen auswirken.

Die Untersuchung ist an der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie angesiedelt. Den Teilnehmern der Studie wird dabei eine mehrstufige, wissenschaftlich fundierte Diagnostik angeboten, außerdem erhalten sie Informationen zu ADHS und zu Möglichkeiten der Stressbewältigung. Interessenten können unter der Telefonnummer (0551) 39-3567 (montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr) oder unter der E-Mail-Adresse hlacksc@uni-goettingen.de Kontakt aufnehmen und sich näher informieren.

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Marietta Fuhrmann-Koch idw

Weitere Informationen:

http://www.psych.uni-goettingen.de

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