Die meisten Europäer wollen Europa marktwirtschaftlich, tolerant und sozialstaatlich

Deutsche lehnen am heftigsten weitere Einwanderung von Immigranten ab – Polen sind am stärksten für Todesstrafe und gegen Homosexualität

Eine Mehrheit der Europäer sieht Europa immer noch weit von gemeinsamen Werten entfernt. Dennoch sind sich die Bürger des Kontinents über viele Grundwerte erstaunlich einig. Die größte Übereinstimmung besteht beim Bekenntnis zum freien Wettbewerb und zum Sozialstaat. Dies ist das wichtigste Ergebnis einer repräsentativen Untersuchung der internationalen Kommunikationsagentur Euro RSCG über die Wertebeurteilung der Europäer, die mit jeweils 1.000 Telefoninterviews in den zehn Ländern Tschechien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Spanien und Großbritannien durchgeführt wurde.

Eine satte Mehrheit von 73 Prozent aller Europäer befürwortet die Aussage, dass ein freier Wettbewerb sich positiv auf Wachstum und Beschäftigung auswirke. Gleichzeitig finden allerdings 85 Prozent aller Befragten, dass Menschen mit niedrigem Einkommen eine kostenlose Gesundheitsversorgung erhalten sollten, auch wenn dies zu erheblichen Belastungen der Staatshaushalte führe.

Die Deutschen fallen bei der Studie insbesondere durch ihre Einwanderungsmüdigkeit und eine breite Skepsis gegenüber den Triebkräften des Kapitalismus auf. Der Aussage, keine weiteren Immigranten mehr aufzunehmen, stimmen in Deutschland 70 Prozent der Befragten zu. Damit liegen die Deutschen erheblich über dem Durchschnitt der mit 53 Prozent ebenfalls mehrheitlich eine weitere Zuwanderung ablehnenden Europäer. Dass die Jagd nach Profit positiv für die Gesellschaft sei, glauben dagegen im Unterschied zu 66 Prozent der übrigen Europäer nur 55 Prozent der Deutschen. Dagegen ist die Gruppe der Kapitalismusskeptiker in Deutschland am stärksten. Während 30 Prozent der übrigen Europäer Profitgier negativ beurteilen, gibt es in Deutschland mit immerhin 43 Prozent die signifikanteste Zahl von Europäern, die im Profitstreben keine positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft entdecken können.

Die viel beschworene Wiederkehr der Religiosität in Europa kann die Studie nicht bestätigen. Zwar befindet immer noch eine Mehrheit von 58 Prozent der Europäer, dass Religion eine wichtige Rolle in ihrem persönlichen Leben spiele, aber zentrale Moralvorgaben der Kirchen werden weithin nicht mehr akzeptiert. 62 Prozent aller Europäer akzeptieren das Recht der Frauen auf Abtreibung. Unter diesen ragen interessanterweise die überwiegend katholischen Länder Tschechien und Frankreich mit 81 bzw. 78 Prozent Zustimmung zur Abtreibung eindeutig hervor. Bei der Toleranz gegenüber der Homosexualität, ein wichtiger Gradmesser für die Durchsetzung liberaler Wertvorstellungen, sind die Europäer ebenso einig: 64 Prozent akzeptieren Homosexualität als Lebensweise und Ausdruck persönlicher Sexualorientierung. Eine signifikante Ausnahme machen hier die Polen: Sie lehnen mehrheitlich mit 57 Prozent, offenbar gemäß ihrem katholischen Glauben, Homosexualität und die Berechtigung, diese auszuleben, ab. Ebenso stark dagegen ist die Zustimmung der Polen zur Todesstrafe. Während die Mehrheit der übrigen Europäer diese mit 60 Prozent ablehnt, können sich 58 Prozent der Polen nicht wirklich oder überhaupt nicht gegen die Todesstrafe entscheiden.

Erstaunlich, dass gerade die Polen und die sich bei einer positiven Abstimmung zur EU-Verfassung so schwer tuenden Franzosen die höchste Zustimmung zu der Aussage signalisieren, dass die europäischen Nationen bezüglich ihrer Werte näher zusammen gerückt seien. 49 gegen 44 Prozent der übrigen Europäer sehen das jedenfalls noch anders.

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Wolfgang Kreuter presseportal

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