Knapp jedes dritte Kind erhält die falschen Medikamente

Infektionskrankheiten werden unnötig durch starke Antibiotika unterdrückt

Bis zu 40 Prozent der medikamentösen Therapien von Kindern, die von ihren Eltern oder im Krankenhaus durchgeführt werden, sind unnötig. Derzeit werden rund 70 Prozent der Erkrankungen bei Kindern durch Infektionen ausgelöst. Diese Infektionserkrankungen sind auch der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt und eine oft unangebrachte und übermäßige Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit starken Medikamenten und Antibiotika. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Società Italiana di Infettivologia Pediatrica (Sitip), die am derzeit stattfindenden Pädiatriekongress präsentiert wurde.

Die Wissenschafter des Sitip konnten ermitteln, dass die Besorgnis der Eltern oft eine falsche und unsachgemäße Behandlung nach sich zieht. Denn rund 30 Prozent der Kinder, die unter einem grippalen Infekt leiden, und 40 Prozent der Kinder, die an gastroenteralen Beschwerden leiden, werden mit starken Medikamenten behandelt, ohne dass dazu eine wirkliche Veranlassung besteht. Auch bei der Behandlung akuter Infektionskrankheiten wird oft exzessiv Gebrauch von starken Medikamenten – insbesondere Antibiotika – gemacht.

„Der unsachgemäße Einsatz von starken Medikamenten kann für die Gesundheit der Kinder schwerwiegende Folgen haben. Denn meist haben diese Medikamente Nebenwirkungen und führen darüber hinaus zu einem erhöhten Risiko, dass die Kinder durch einen mehrmaligen Gebrauch eine bakterielle Resistenz entwickeln“, erklärte Alfredo Guarino, der Präsident der Sitip. „Das ist, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen“, so Guarino.

Da die unsachgemäße medikamentöse Behandlung nicht nur gesundheitliche und soziale Konsequenzen hat, sondern durch die Kosten für Medikamente, Ärzte und Krankenhausbehandlungen auch wirtschaftliche Konsequenzen nach sich zieht, fordern die Wissenschafter nun mehr Sensibilität bei der Behandlung von Kindern und ein höheres Bewusstsein für dieses Problem.

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Evelyn Lengauer pressetext.austria

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