"GEM 2004": Internationale Studie zum Gründergeschehen

Zahl der Gründungen bleibt stabil, Gründungsklima eher negativ

Den diesjährigen Länderbericht Deutschland des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) stellte heute Prof. Dr. Rolf Sternberg von der Universität zu Köln gemeinsam mit Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, und Dr. Ulrich Walwei, Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit in der KfW Niederlassung in Berlin vor. Die Studie untersucht jährlich das Gründungsgeschehen in Deutschland im internationalen Vergleich. Dabei befragte GEM im vergangenen Jahr in 33 Ländern knapp 150.000 Bürger und mehr als 1.350 Gründungsexperten.

Die zentralen Aussagen des Berichts zur Struktur des Gründergeschehens in Deutschland sind:

Die Anzahl der Existenzgründungen aus der ökonomischen Not hat zu-, die der Gründungen zur Ausnutzung einer Marktchance relativ abgenommen. Die Gesamtquote der „werdenden“ Gründer ist lediglich minimal gesunken, nämlich um 0,1 Prozentpunkte auf 3,39 % und bleibt damit stabil. 16% der „werdenden Gründer“ waren zum Zeitpunkt der Befragung bei der Bundesagentur für Arbeit arbeitslos gemeldet.

Erfreulich ist der siebte Rangplatz Deutschlands beim Anteil potenziell wachstumsstarker Gründungen. Ernüchternd ist dagegen, dass nur 13% der befragten Erwachsenen die Gründungschancen positiv einschätzen – so wenig wie in keinem der übrigen 33 GEM-Länder. Deutschland belegt bei der öffentlichen Förderinfrastruktur, also der Anzahl und Qualität staatlicher Förderprogramme für Gründer, den ersten Platz. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Förderung von Gründungen hierzulande richtig aufgestellt ist.

In einem Sonderbeitrag widmet sich der diesjährige GEM-Länderbericht ausführlich dem Thema „Existenzgründungen an Schulen und Hochschulen“. In Deutschland bestehen sowohl innerhalb von Schulen als auch im außerschulischen Bildungsbereich (Hochschule, Wirtschaft) erhebliche Defizite gegenüber vergleichbaren GEM-Ländern bzgl. der Behandlung des Themas „Existenzgründungen“. „Dies ist besonders deshalb bedenklich, weil viele Werte und Einstellungen, die die spätere Gründungsneigung steuern, bereits bei Heranwachsenden von deren Umfeld geprägt werden“, erläuterte Wirtschaftsgeograph Prof. Rolf Sternberg. Besonders ernüchternd fällt der internationale Vergleich im Bereich der Schule (Primar- und Sekundarstufe) aus, obgleich eine leichte Verbesserung seit 1999 feststellbar ist. „Hier ist dringend zusätzliches, im Themenfeld ’Wirtschaft/Gründungen’ kompetentes, Lehrpersonal erforderlich“, sagte Prof. Sternberg. „Ohne entsprechende Ausbildung dieses Lehrpersonals an den Universitäten ist keine nachhaltige Verbesserung zu erwarten.“

„Obwohl sich in Deutschland jährlich deutlich mehr als eine Million Menschen selbständig machen und diese beachtliche Anzahl eine große Bedeutung für die Volkswirtschaft hat, ist die Datenlage zu dieser Zielgruppe immer noch stark unterentwickelt. Die KfW Bankengruppe gibt deshalb selber den jährlichen repräsentativen Gründungsmonitor heraus und unterstützt seit fünf Jahren die GEM-Studie, die auf dem Gebiet der internationalen Vergleichbarkeit Pionierarbeit geleistet hat. Dabei ist Forschung für uns nie Selbstzweck, sondern fließt in unsere Förderstrategie und -produkte ein“, sagte Dr. Norbert Irsch. Im Produktangebot der KfW Mittelstandsbank stehen Gründern die Programme „Unternehmerkredit“, „Unternehmerkapital“ und für Beteiligungen im Hochtechnologiebereich der „ERP-Startfonds“ offen. Darüber hinaus gibt es speziell für Kleingründungen „StartGeld“ (bis 50 000 EUR) und „Mikro-Darlehen“ (bis 25 000 EUR). Aktuell wurde im Mikro-Darlehen mit „Mikro 10“ ein neues Förderfenster für Gründungen unter 10 000 EUR bereit gestellt, um dieses risikoreiche und ertragsschwache kleinteilige Kreditgeschäft für die durchleitenden Hausbanken attraktiver zu gestalten.

Dr. Ulrich Walwei erläuterte, dass das Engagement der Bundesagentur für Existenzgründungen erheblich zugenommen hat. Für eine wachsende Anzahl Arbeitsloser werden Überbrückungsgeld und Ich-AG ein Weg aus der Arbeitslosigkeit. Im Einklang damit hat auch das Gewicht der entsprechenden Forschung im IAB zugenommen. Dazu gehöre auch die erstmalige Beteiligung am GEM im Rahmen einer Forschungskooperation.

Forschungen des IAB belegen, dass durch eine rege Gründungstätigkeit neue Arbeitsplätze entstehen, die sich auch qualitativ durchaus sehen lassen können. Insofern sind vermehrte Existenzgründungen eine Quelle wirtschaftlicher Dynamik. Allerdings ist bereits lange bekannt, dass dies für „Gründungen aus Not“ in geringerem Umfang gilt, als für Gründungen, bei denen andere Motive wie z.B. neue Geschäftsideen im Vordergrund stehen. Dies ist vor allem in Ostdeutschland problematisch, da hier eine mangelnde Beschäftigungsalternative für fast jeden Zweiten der Grund ist, auf die Selbständigkeit hinzuarbeiten.

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Sonja Höpfner presseportal

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