Dialyse-Patienten müssen nicht auf Herzoperation verzichten

Eine Studie mit mehr als 518 Patienten, an der neun deutsche Zentren beteiligt waren, macht deutlich dass das Operationsrisiko von Dialyse-Patienten vielfach falsch eingeschätzt wurde. Tatsächlich zeigte sich bei einer multifaktoriellen Analyse, dass das Nierenversagen für sich genommen weit weniger Einfluss auf das Operationsrisiko hat als andere Faktoren. Das individuelle Risiko können jetzt aufgrund der vorliegenden Daten besser berücksichtigt werden, sagen Herzchirurgen.

„Eine Multicenter-Studie bei Patienten mit chronischer Dialyse, die sich einer offenen Herzoperation unterziehen müssen, zeigt dass Operationen trotz der schweren Begleiterkrankung erfolgreich und mit nur begrenztem Risiko durchgeführt werden können“, berichtete Dr. Matthias Bechtel, Klinik für Herzchirurgie in Lübeck, auf der 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Hamburg.

Weil in der Herzmedizin ursprünglich von einem weit höheren Risiko ausgegangen wurde, sollte die Studie unter einer Beteiligung von neun Zentren bei 518 Patienten die Faktoren untersuchen, die eventuell das Risiko von Dialyse-Patienten erhöhen könnten. Die Frage dabei war, ob die chronische Dialysenotwendigkeit als solche bereits ein erhöhtes Risiko mit sich bringt. Dafür wurden Faktoren vor, während und nach der Operation zusammen mit Endergebnissen analysiert.

Die Multivarianzanalyse ergab dass kardiovaskuläre Vorerkrankungen, ein erhöhter Schweregrad der Erkrankung erfasst durch einen speziellen Score, Diabetes und/oder kardiogener Schock, sowie die Anzahl von benötigten Blutkonserven hochsignifikant mit der Operationssterblichkeit korrelierten. „Überraschender Weise jedoch haben Faktoren, die als typisch für Patienten mit chronischem Nierenversagen angesehen werden, keinen signifikanten Einfluss auf das Operationsrisiko“, fasst Dr. Bechtel die Ergebnisse zusammen. „Also etwa der Zeitraum in dem Dialysen notwendig waren, und der Abstand zwischen der letzten Dialyse und der Herzoperation. Das Risiko hängt also weit stärker von den klassischen Faktoren ab als von der Dialyse selbst.“

Die erhobenen Daten können dazu dienen, das individuelle Risiko besser vorher zu sagen und sich gegebenenfalls optimal auf die Verhinderung von Komplikationen einzustellen, sagte Dr. Bechtel.

Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer betrug 61 Jahre, ein Drittel waren Frauen. Der mittlere Zeitraum vor der Operation, während dessen eine Dialyse durchgeführt wurde, betrug drei Jahre (Zeitspannen zwischen 3 Monaten und 26 Jahren). 63 Prozent der Patienten hatten eine Bypass-Operation, 17 Prozent eine Klappenoperation, beim Rest waren kombinierte Eingriffe nötig. 57 Patienten (11 Prozent) verstarben während oder nach der Operation.

Kontakt:
Prof. Dr. Eckart Fleck, Berlin (Pressesprecher der DGK)
Christiane Limberg, Düsseldorf (Pressereferentin der DGK), D-40237 Düsseldorf, Achenbachstr. 43, Tel.: 0211 / 600 692 – 61; Fax: 0211 / 600 692 – 67 ; Mail: limberg@dgk.org
Roland Bettschart, Bettschart & Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH; Mobil: 0043-676-6356775; bettschart@bkkommunikation.at

Media Contact

Christiane Limberg idw

Weitere Informationen:

http://www.dgk.org http://www.gstcvs.org

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer