Künstliche Befruchtung als Tabu-Thema

Wirtschaftlich schlechter gestellte Paare entscheiden sich bei einer künstlichen Befruchtung eher für einen anonymen Spender. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Leids Universitair Medisch Centrum gekommen. Die Forscher gehen davon aus, dass neue Gesetze in Großbritannien und den Niederlanden zur Aufhebung der Anonymität negative Auswirkungen auf diese Paare haben könnten. Ab April werden in Großbritannien allen Kindern ab dem 18. Lebensjahr entsprechende Informationen zur Verfügung gestellt. Aufgrund der niedrigen Spenderzahlen startet in Großbritannien derzeit die Kampagne „Give Life, Give Hope“. Derzeit sind laut BBC 250 männliche und 1.100 weibliche Spender registriert. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin Human Reproduction veröffentlicht.

Die leitende Wissenschafterin Anne Brewaeys betonte, dass Informationskampagnen notwendig seien, um eine weitere Stigmatisierung der Unfruchtbarkeit zu verhindern. Ihr Team analysierte die Daten von 105 heterosexuellen und lesbischen Paaren. 40 der 64 heterosexuellen Paare entschieden sich für einen feststellbaren Spender sowie 40 der 41 lesbischen Paare. Der Großteil der 39 Prozent der heterosexuellen Paare, die sich für einen anonymen Spender entschieden, stammte aus wirtschaftlich ärmeren Verhältnissen. Laut Brewaeys ist der Zusammenhang zwischen der Spenderentscheidung und dem Bildungsgrad und der Verzweiflung über die Unfruchtbarkeit verblüffend. Dafür verantwortlich sei, dass männliche Unfruchtbarkeit und künstliche Befruchtung in ärmeren Gesellschaftsschichten immer noch stärker mit einem Tabu belegt seien.

Eine Studie der City University London ergab, dass 61 Prozent von 46 Paaren, die mittels künstlicher Befruchtung Eltern wurden, sich gegen die Weitergabe von Informationen an ihre Kinder entschieden. 13 Prozent der Paare mit Kindern zwischen vier und acht Jahren hatten bereits mit ihren Kindern gesprochen. Weitere 26 Prozent planten ein derartiges Gespräch zu führen. Die beiden wichtigsten Gründe für die Offenheit waren die Vermeidung einer zufälligen Entdeckung und der Wunsch nach Ehrlichkeit. Die leitende Wissenschafterin Emma Lycett erklärte, dass sich trotz der bestehenden Tendenz zur Verschwiegenheit eine Veränderung abzeichne. „Ich gehe davon aus, dass es eine Trendwende in Richtung mehr Offenheit gibt. Die Stigmatisierung der künstlichen Befruchtung nimmt langsam ab.“ Diese Studie wurde ebenfalls in Human Reproduction veröffentlicht.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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