Baden-Württemberg ist die innovationsstärkste Region in der Europäischen Union

Statistisches Landesamt stellt neuen Innovationsindex vor

Baden-Württemberg ist die Region innerhalb der Europäischen Union mit der höchsten Innovationskraft. Nirgendwo in der EU ist der Beschäftigtenanteil industrieller Hochtechnologiebranchen höher und nirgendwo werden – bezogen auf die Bevölkerungszahl – mehr europäische Patente angemeldet als in Baden-Württemberg. »Den europäischen Spitzenplatz verdankt das Land insbesondere der hohen technologischen Leistungsfähigkeit des Stadtkreises Stuttgart sowie der Landkreise Bodenseekreis und Böblingen«, so Dr. Gisela Meister-Scheufelen, die Präsidentin des Statistischen Landesamtes.

Zusammen mit Prof. Dr. Peter Frankenberg, Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, stellte Meister-Scheufelen heute den vom Statistischen Landesamt neu berechneten Innovationsindex der Landespresse vor. Der Innovationsindex wurde sowohl für alle EU-Länder bzw. -Regionen1) als auch für die baden-württembergischen Kreise und Raumordnungsregionen berechnet, indem jeweils alle zur Verfügung stehenden Innovationsindikatoren zu einer Globalkennzahl zusammengefasst wurden. Die Berechnung des Innovationsindex erfolgte in mehreren Schritten. Zunächst wurde mit Hilfe der jeweils aktuellsten Werte von sechs Innovationsindikatoren, dazu zählen zum Beispiel Ausgaben und Personal für Forschung und Entwicklung (FuE) und Patentanmeldungen der Teilindex »Niveau« berechnet. Dieser Teilindex gibt Aufschluss über den technologischen Ist-Zustand der untersuchten Gebiete. In einem zweiten Schritt wurde der Teilindex »Dynamik« ermittelt. Dieser setzt sich aus den jahresdurchschnittlichen Veränderungsraten der sechs Innovationsindikatoren seit Mitte der 90er-Jahre zusammen und gibt Hinweise auf die mittelfristige Entwicklung der Innovationsfähigkeit. Die beiden Teilindizes »Niveau« und »Dynamik« wurden abschließend im Verhältnis 3:1 zum Innovationsindex zusammengefasst.

Nach den Ergebnissen dieser Berechnungen verfügt Baden-Württemberg über die höchste Innovationskraft in der Europäischen Union. Auf den folgenden Plätzen liegen im Innovationsindex Berlin, Schweden, Île de France und Bayern. Unter den neuen EU-Mitgliedsländern schneidet die polnische Region Centralny2) auf Rang 42 am besten ab. Am Ende des 73 Gebiete umfassenden Innovationsrankings finden sich süd- und osteuropäische Länder und Regionen. Die drei letzten Plätze belegen Lettland, Portugal und die Kanarischen Inseln.

Ausschlaggebend für die Spitzenposition Baden-Württembergs im EU-weiten Innovationsindex ist vor allem die außerordentlich starke technologische Basis des Landes. Das Land verfügt über den höchsten Anteil an Erwerbstätigen in industriellen Hochtechnologiebranchen, zu denen zum Beispiel der Maschinenbau, die Elektro- und Nachrichtentechnik sowie der Fahrzeugbau zählt. Ferner wurden – bezogen auf die Einwohnerzahl – von Erfindern aus dem Land so viele Patente beim Europäischen Patentamt angemeldet wie nirgendwo sonst. Beim Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt und beim Anteil des FuE-Personals an den Erwerbspersonen insgesamt lag Baden-Württemberg jeweils auf Platz drei. Schwächer abgeschnitten hat das Land dagegen beim Anteil der Erwerbstätigen in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen, zu denen u. a. Finanz- und Unternehmensdienstleister gerechnet werden, und bei der mittelfristigen Entwicklung der Innovationskraft. Nach Meister-Scheufelen ist der im Land vergleichsweise geringe Beschäftigtenanteil wissensintensiver Dienstleistungsbranchen aber zu relativieren. Sie weist darauf hin, dass die unterdurchschnittliche Bedeutung dieses Dienstleistungssegments auch ein Spiegelbild des großen Gewichts industrieller Hochtechnologiebranchen im Land ist.

Die auffallend starke technologische Basis Baden-Württembergs spiegelt sich im ersten Platz des Landes im Teilindex »Niveau« wider. Ursächlich für den sehr guten technologischen Ist-Zustand ist die Tatsache, dass hier zu Lande einige große Technologiekonzerne ihren Hauptsitz oder bedeutende Tochterunternehmen haben. Ergänzt werden die großen Innovationskapazitäten dieser Unternehmen durch ein Netzwerk innovativer Zulieferer und Dienstleister sowie ein dichtes Netz an Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen. Im Teilindex »Niveau« liegen die gleichen EU-Länder bzw. -Regionen hinter Baden-Württemberg an der Spitze, die bereits im Gesamtindex die vorderen Plätze belegen. Hier befinden sich wiederum ausschließlich süd- und osteuropäische Regionen auf den hinteren Rängen.

Ein anderes Bild als der Niveauindex zeichnet der Teilindex »Dynamik«. An dessen Spitze liegen überwiegend solche EU-Länder und -Regionen, die im Niveauindex verhältnismäßig schlecht abschneiden. Auf Platz eins befinden sich die französischen Überseedépartements, die nicht zuletzt von Mitteln aus dem Europäischen Raumfahrtprogramm profitieren. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen die spanischen Regionen Noroeste, das Gebiet im Nordwesten Spaniens, und Centro, die zentralspanische Region ohne den Großraum Madrid. Diese »Aufholregionen« profitieren allerdings davon, dass sie von einem vergleichsweise geringen Ausgangsniveau starten und damit ihre Wachstumsraten höher ausfallen.3) Das technologisch bereit sehr hoch entwickelte Baden-Württemberg hinkt unter anderem deshalb bei der mittelfristigen Entwicklung der Innovationskraft der europäischen Spitze hinterher: Das Land liegt im Dynamikindex lediglich auf Rang 35. Besonders bei der Entwicklung des Anteils der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt schneidet Baden-Württemberg mit Platz 48 nur unterdurchschnittlich ab. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Land bei diesem Indikator bereits einen europäischen, ja weltweiten, Spitzenwert erreicht hat. Eine weitere nennenswerte Erhöhung würde daher hier zu Lande entsprechend höhere Anstrengungen voraussetzen als in den »Aufholregionen«. Das mittelmäßige Abschneiden Baden-Württembergs im Dynamikindex wird auch dadurch relativiert, dass von den fünf im Niveauindex erstplatzierten Regionen nur Berlin auf Rang 19 und Bayern auf Position 24 im Teilindex »Dynamik« besser platziert sind. Schweden und Île de France liegen auf den Plätzen 51 und 63 sogar am Ende des Dynamikrankings.

Innerhalb Baden-Württembergs befinden sich die technologischen Hochburgen im Stadtkreis Stuttgart sowie in den Landkreisen Bodenseekreis und Böblingen. Diese drei Kreise bilden die Spitzengruppe des Innovationsindex für Baden-Württemberg. Die Schlussgruppe der 44 Kreise besteht aus den Landkreisen Sigmaringen, Schwäbisch-Hall, Hohenlohekreis, dem Stadtkreis Pforzheim, den Landkreisen Ortenaukreis und Breisgau-Hochschwarzwald, dem Stadtkreis Heilbronn und dem Landkreis Neckar-Odenwald-Kreis. Den Vergleich der zwölf Raumordnungsregionen des Landes führt die Region Stuttgart vor der Region Bodensee-Oberschwaben an. Über die geringste Innovationskraft im Land verfügen dagegen die Regionen Heilbronn-Franken und Südlicher Oberrhein.

Die innovationsstärksten Stadt- und Landkreise verdanken ihre gute Position ihrer hervorragenden technologischen Basis. Daher liegen beim Niveauindex mit dem Stadtkreis Stuttgart sowie den Landkreisen Bodenseekreis und Böblingen wiederum die gleichen Kreise an der Spitze wie im Gesamtindex. Als Spitzenreiter im Niveauranking zeichnet sich der Stadtkreis Stuttgart vor allem durch eine – bezogen auf die Einwohner – hohe Zahl von Existenzgründungen im Hochtechnologiebereich und durch eine sehr hohe FuE-Intensität der Wirtschaft aus. »Hier macht sich bemerkbar, dass zahlreiche Großunternehmen in Stuttgart bedeutende Forschungsstätten unterhalten«, so Meister-Scheufelen. Die Kreise mit der schwächsten technologischen Basis im Land sind die Landkreise Neckar-Odenwald-Kreis, Ortenaukreis und Sigmaringen. Im Regionenvergleich liegen die Regionen Stuttgart und Bodensee-Oberschwaben auf den ersten und die Regionen Heilbronn-Franken und Südlicher Oberrhein auf den letzten Plätzen des Niveauindex.

Bei der mittelfristigen Entwicklung der Innovationskraft schneiden der Stadtkreis Baden-Baden sowie die Landkreise Heidenheim und Rhein-Neckar-Kreis am besten ab. Den Spitzenplatz im Teilindex »Dynamik« verdankt Baden-Baden vor allem seiner guten Entwicklung bei High-Tech-Gründungen und bei nationalen Patentanmeldungen. Die ungünstigste Entwicklung der Innovationskraft weisen in Baden-Württemberg der Stadtkreis Pforzheim, der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und der Stadtkreis Heilbronn auf. Von den drei im Niveauindex erstplatzierten Kreisen schneidet Stuttgart im Dynamikvergleich mit Platz fünf am besten ab. Ausschlaggebend dafür waren nicht zuletzt stark zunehmende Unternehmensgründungen in High-Tech-Branchen. Beim Dynamikindex wird das Regionenranking von den Regionen Ostwürttemberg und Stuttgart angeführt. Den Schluss bilden die Regionen Heilbronn-Franken und Südlicher Oberrhein.

Detaillierte Ergebnisse des Innovationsindex finden Sie in der Oktober-Ausgabe der Reihe »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg«, das zum Preis von 4,50 Euro zuzüglich Versandkosten bestellt werden kann.

Bestellungen richten Sie bitte an das: Statistischen Landesamt Baden-Württemberg, Böblinger Str. 68, 70199 Stuttgart, Telefon: (0711) 641- 2866, Fax: (0711) 60 18 74 51, E-Mail: vertrieb@stala.bwl.de

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