Banken kalkulieren sich ins Abseits: wenig Zusammenhang zwischen Preisen und Kosten

Bei deutschen Banken besteht oftmals kein Zusammenhang zwischen den Kosten einzelner Leistungen und den Preisen, die die Institute dafür vom Kunden verlangen. Das ergibt der „Branchenkompass Kreditinstitute“, eine aktuelle Studie von Mummert Consulting und dem F.A.Z.-Institut auf Basis einer Forsa-Umfrage unter 100 Topentscheidern der Bankenbranche in Deutschland. Laut der Studie müssten die meisten Preise steigen, zumal sie im internationalen Vergleich sehr niedrig ausfallen. Ob privates Konto oder Firmenkredit: An vielen Stellen zahlen die Institute sogar dazu. Für den Privatkunden geben die Experten dennoch Entwarnung: Wegen des großen Wettbewerbs seien Preiserhöhungen in Deutschland kurzfristig nicht zu erwarten.

Der fehlende Zusammenhang zwischen Preisen und Kosten ist allerdings der Hauptgrund dafür, dass die Gewinne der Banken in Deutschland mager ausfallen. So seien die Erlöse pro Einwohner in Großbritannien etwa doppelt so hoch wie die Kosten. In Deutschland liegen die Erlöse dagegen nur ein knappes Drittel darüber. Beispiel Privatkunden: Ein Musterkonto mit Kerndienstleistungen kostet den Kunden in Deutschland jährlich 100, in den USA 175 und in Italien sogar 500 Euro.

Im Schnitt haben die deutschen Kreditinstitute in den vergangenen vier Jahren fast 75 Cent ausgegeben, um einen Euro zu verdienen. Im Vergleich dazu kommen britische, italienische und spanische Banken auf ein Verhältnis von Aufwand und Ertrag, das bei 45 bis 60 Prozent liegt. Eine Ausnahme ist in Deutschland allein die Citibank, die auf eine Relation von 41 Prozent kommt. Ihre Erfolgsstrategie ist es, sich auf wenige Geschäftsfelder zu spezialisieren, Geschäftsprozesse zu standardisieren und deren Abwicklung zu zentralisieren.

Dies sind die Felder, auf denen die deutschen Banken aufholen müssen, um mehr zu verdienen. Denn laut der Studie haben die deutschen Kreditinstitute keine Chance, ihre Preise kurzfristig spürbar zu erhöhen – dies lasse die Wettbewerbslage nicht zu. Die Kunden seien nicht bereit, für gleiche Leistungen mehr zu zahlen. In der Folge meinen fast zwei Drittel der befragten deutschen Topentscheider, dass das Ende der Universalbank absehbar ist. Die Bankenlandschaft werde sich weitaus stärker als bislang aufteilen in Vertriebs- oder Transaktionsbanken, Produktions- oder Investmentbanken. Zugleich sind die Manager zuversichtlich, dass sich die Ertragslücke im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz langsam schließt: Mehr als neun von zehn Befragten erwarten, dass die deutschen Banken bei Profitabilität und Kosteneffizienz aufholen werden. Ein Drittel bezeichnet diese Angleichung sogar als einen „deutlichen Trend“ der Bankenbranche in den Jahren bis 2006.

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Joerg Forthmann Mummert Consulting

Weitere Informationen:

http://www.mummert-consulting.de

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