Käfer gefährden Rasenflächen – Neue Bekämpfungsstrategien

Bausatz

Neue Bekämpfungsmethode gegen Käfer-Plage

Immer mehr Golfwiesen und Rasenflächen in Privatgärten leiden unter Fressattacken des Gartenlaubkäfers. Die Engerlinge fressen die Wurzeln der Gräser und rauben ihnen damit die Möglichkeit der Wasser- und Nährstoffaufnahme. Das kann, wenn zu viele Schädlinge an einer Stelle wüten, zum Absterben großer Rasenflächen führen. Die Schäden werden meistens zwischen Juli und Oktober sichtbar. Auch im Obstbau und bei Rosen hat der Gartenlaubkäfer Phyllopertha horticola in den vergangenen Jahren große Schäden verursacht. Bei der Bekämpfung stellt der Einsatz von Insektiziden oft ein Problem dar, da diese nicht nur die Schädlinge, sondern auch Nützlinge bedrohen. Alternativ können Sexuallockstoffe oder attraktive Pflanzenduftstoffe verwendet werden. Doch für den Gartenlaubkäfer waren bislang solche Lockstoffe nicht bekannt. Dr. Joachim Ruther von der Freien Universität Berlin hat jetzt ein Lockstoffgemisch entwickelt, das im Rahmen von Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Gartenlaubkäfer eingesetzt werden kann. Die Erfindung ist international zum Patent angemeldet worden und wird von der Patentverwertungsgesellschaft ipal GmbH exklusiv für die Freie Universität Berlin verwertet.

Von der Gartenlaubkäferplage sind Bäume, Sträucher und Sportrasenflächen in großen Teilen Europas betroffen. Während die ausgewachsenen Insekten Fraßschäden an Blättern, Blüten und Früchten verursachen, fressen die bodenbewohnenden Larven (Engerlinge) an den Wurzeln der betroffenen Pflanzen und nehmen diesen so die Möglichkeit zur Wasser- und Nährstoffaufnahme. Lockstoffe können auf verschiedene Weise dazu beitragen, eine aus dem natürlichen Gleichgewicht geratene Schädlingspopulation zu regulieren. So kann zum Beispiel durch Massenfang ein Großteil der Schadinsekten in einem bestimmten Areal in Lockstofffallen gefangen und abgetötet werden. Zudem können Lockstofffallen für das so genannte „Monitoring“ eingesetzt werden, um die Entwicklung einer Insektenpopulation zu kontrollieren und drohende Massenvermehrungen rechtzeitig zu erkennen. „Auf diese Weise kann dann gegebenenfalls der geeignete Zeitpunkt für weitere Bekämpfungsmaßnahmen bestimmt werden“, erklärt der Insektenforscher Dr. Joachim Ruther von der Freien Universität Berlin.

Joachim Ruther hat jetzt ein Lockstoffgemisch entwickelt, das sowohl männliche als auch weibliche Käfer anzieht. Mit diesem Gemisch bestückt er eine ebenfalls von ihm entworfene Falle, bei der über einen Dispenser die Lockstoffe freigesetzt und die fliegenden Käfer gefangen werden.

Die Trichterfalle wird etwa in einem halben bis einen Meter Höhe installiert. „In dieser Höhe fliegen die Käfer während des Schwärmfluges, so dass die Falle hier am wirkungsvollsten ist“, erläutert Joachim Ruther. Die Falle besteht aus einem mit senkrechten Prallflächen versehenen Trichter, durch den die angelockten Käfer in eine Kunststofftüte fallen, aus der sie nicht wieder entkommen können. Der Lockstoffdispenser wird direkt über den Prallflächen angebracht. Bestehen die Prallflächen aus gelbem – im Gegensatz zu grauem – Kunststoff, steigt die Zahl gefangener Käfer drastisch an. „Das hängt wohl damit zusammen, dass die gelben Fallen in Kombination mit den verwendeten Pflanzenduftstoffen auf die Käfer wie Blüten wirken, durch die sie verstärkt angezogen werden“, so Ruther.

Joachim Ruther entwickelt jetzt eine weitere Bekämpfungsstrategie für die Gartenlaubkäferplage bei Obstbaumkulturen.

Hintergrundinformationen zum Gartenlaubkäfer:
Der Entwicklungszyklus des Gartenlaubkäfers ist ein- bis zweijährig. Der Käferflug des erwachsenen Käfers findet zwischen Mitte Mai und Anfang Juli statt. Die Käferweibchen legen in einer Tiefe von fünf bis 16 Zentimeter durchschnittlich dreißig bis vierzig Eier einzeln in Erdhöhlen ab. Die Engerlinge, das sind die Larven des Gartenlaubkäfers, schlüpfen nach etwa drei Wochen und entwickeln sich sehr rasch, indem sie sich von Feinwurzeln ernähren. Das dritte Larvalstadium wandert dann ab Oktober zur Überwinterung in tiefere Bodenschichten ab. Die Verpuppung erfolgt im April des darauf folgenden Jahres und dauert etwa vier Wochen.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Priv.-Doz. Dr. Joachim Ruther, Institut für Biologie der Freien Universität Berlin (Angewandte Zoologie), Tel.: 030 / 838-55910, E-Mail: ruther@zedat.fu-berlin.de

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Ilka Seer idw

Weitere Informationen:

http://www.fu-berlin.de

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