Suizidrisiko bei älteren und neueren Antidepressiva gleich

Medikamente erreichen nicht sofort volle Wirksamkeit

Das Risiko eines suizidalen Verhaltens ist bei neueren Antidepressiva wie Prozac gleich hoch wie bei älteren Präparaten. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Boston University gekommen. Berichte von Selbstmordgedanken und suizidalem Verhalten von unter Achtzehnjährigen, die neuere Medikamente, so genannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) einnahmen, hatten unter Experten zu Besorgnis geführt. Die neuen Studienergebnisse gehen jedoch davon aus, dass alle Antidepressiva Zeit brauchen um zu wirken. Sie wurden im Journal of the American Medical Association veröffentlicht.

Prozac und Seroxat gehören zu der Gruppe der SSRIs. Diese Medikamente werden als Alternative zu älteren trizyklischen Antidepressiva verschrieben. Diese Antidepressiva gelten in einer Überdosierung als gefährlicher. Aus diesem Grund galten SSRIs als gute Alternative für möglicherweise selbstmordgefährdete Patienten. Das Team um Hershel Jick untersuchte das Risiko von suizidalem Verhalten bei 2.500 britischen Patienten, die eines von vier Antidepressiva einnahmen. Zu den ausgewählten Medikamenten gehörten Prozac und Seroxat sowie die trizyklischen Antidepressiva Amitriptylin und Dothiepin. Allgemein zeigte sich, dass die Teilnehmer während des ersten Monats der Einnahme ein erhöhtes Risiko von Selbstmordgedanken und suizidalem Verhalten aufwiesen. Besonders stark betroffen waren die ersten neun Tage. Diese Risikosteigerung konnte für alle vier Medikamente festgestellt werden.

Laut Jick sei die wahrscheinlichste Erklärung für diese Ergebnisse, dass die Behandlung mit Antidepressiva nicht sofort ihre volle Wirksamkeit erreichte. Daher sei das Risiko von suizidalem Verhalten bei einer Neudiagnose höher als bei jenen Patienten, die bereits seit langer Zeit behandelt würden. Zusätzlich sei es denkbar, dass diese Beobachtungen widerspiegelten, dass die Betroffenen mit der Einnahme begännen wenn ihre Depressionen am stärksten seien. Er gehe davon aus, dass es unwahrscheinlich sei, dass SSRIs die Depression verstärkten und damit zu suizidalen Gedanken und Verhalten führten. Gänzlich auszuschließen sei es laut BBC jedoch nicht.

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer