Studie zur Zukunft von Gewerbevereinen

Ergebnisse einer Erhebung bei Gewerbevereinen zusammen mit dem Bund der Selbständigen (BDS) Baden-Württemberg.

Der Gewerbeverein der Zukunft braucht eine klare Strategie und muss geführt werden wie ein Unternehmen – Mitglieder fragen stärker als bisher nach einem handfesten Nutzen. Dies sind die drei wichtigsten Ergebnisse einer Studie zur Zukunft von Gewerbevereinen, die der Landesverband des Bundes der Selbständigen und die Fachhochschule Aalen heute in Stuttgart präsentiert haben.

Für die Studie wurden über 200 von ca. 1600 Vorstandsmitgliedern von Handels- und Gewerbevereinen aus Baden-Württemberg nach Stärken und Schwächen, Mitgliederentwicklung, Kommunikationsstruktur und Inhalten der Arbeit befragt.

„Ziel war es, erfolgreiche und weniger erfolgreiche Vereine zu vergleichen und herauszufinden, was erfolgreiche Gemeinschaften besser machen. Ein solches Benchmarking zwischen Gewerbevereinen gab es bislang noch nicht“, betont BDS-Präsidentin Dorothea Störr-Ritter, die gleichzeitig eine Checkliste mit Handlungsempfehlungen für die 320 BDS-Mitgliedsvereine vorstellte.

Die Studie hat erhebliche Defizite bei den meisten Vereinen herausgearbeitet. Demnach müssen sich die Gemeinschaften viel stärker als bisher nach den Interessen ihrer Mitglieder richten. Sie verlangen einen höheren Nutzwert und bessere Angebote; die Mitgliedschaft soll sich auszahlen. Hauptergebnis: So wie die Mitglieder ihre eigenen Geschäfte leiten, muss auch der Gewerbeverein geführt werden – mit einer klaren Ziel- und Maßnahmenplanung, Zeitplänen, festen Verantwortlichkeiten und einer thematischen Positionierung, die sich auch von anderen Vereinigungen abgrenzt. Vereine, die den Mitgliederschwund stoppen und neue Interessenten dazu gewinnen wollen, müssen jetzt umsteuern“, so Prof. Holger Held von der Fachhochschule Aalen, der im Studiengang Betriebswirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen (BWL für KMU) im Rahmen einer Stiftungsprofessur der Kreissparkasse Ostalb die Schwerpunkte Existenzgründung, Betriebsübernahme und Existenzsicherung lehrt.

„Lediglich rund 20 Prozent der befragten Vereine verfügen über eine konkrete Ziel- und Maßnahmenplanung“, gibt Held eines der Hauptprobleme wider. „Dabei ist dies ein wichtiger Erfolgsfaktor wie der Vergleich zwischen den Vereinen zeigt. Von den 82 Ortsvereinen, die über keine Ziel- und Maßnahmenplanung verfügen, erwarten nur 13 Vereine steigende Mitgliederzahlen, 33 Ortsvereine glauben jedoch, dass sich die Mitgliederzahl negativ verändern wird. Erfolgreiche Vereine dagegen fühlen sich strategisch besser aufgestellt: Von den 40 Ortsvereinen, die über eine konkrete Ziel- und Maßnahmenplanung verfügen, gehen 17 von einer steigenden Mitgliederzahl aus, lediglich fünf Vereine prognostizieren eine negative Mitgliederentwicklung.

Ein weiteres Problem vieler Gewerbevereine sind passive Mitglieder. Dies entwickelt sich schnell zum Teufelskreis, da sich daraus zwangsläufig eine Überlastung der aktiven Mitglieder ergibt; Zeitmangel ist die Folge. Den wenigen Machern fehlt die Energie. Die Passivität der Mitglieder steigt.

„Es gibt nicht den Erfolgsfaktor, die einzelnen Vereinigungen sind zu unterschiedlich“ so Held. Die ’Best-practice-Auswertung’ zeigt aber verschiedene Erfolgsbausteine: Erfolgreich sind Vereine mit einem hohen Gemeinschaftsgefühl und einer großen Kooperation der Vereinsmitglieder untereinander. In erfolgreichen Vereinen funktioniert auch die gegenseitige Information besser. Gemeinsame Leistungsschauen, Gewerbeausstellungen und verkaufsoffene Sonntage stärken das Wir-Gefühl und haben positiven Einfluss auf die Mitgliederentwicklung.
„Öfters mal einen Vorstandswechsel, so wird Belebung erzielt. Vor allem müssen jüngere Mitglieder integriert werden“, gibt Held eine Erkenntnis aus der Untersuchung wider.

Ziel der BDS-Präsidentin Störr-Ritter ist es, die Dienstleistungen für Gewerbevereine auszubauen. „Mit den Ergebnissen haben wir nun eine solide Basis, um unseren Vereinen bei ihrer Arbeit zu helfen und den Nutzen für die Mitglieder zu erhöhen. Viele Vereine und insbesondere ihre ehrenamtlich arbeitenden Vorsitzenden sind damit überfordert. Wir werden helfen, auch Vereinsarbeit professionell zu betreiben“. Zunächst werden die Ergebnisse auf Regionalkonferenzen vorgestellt und diskutiert. Beim Landesverbandstag im Juli wird eine Muster-Zukunftswerkstatt stattfinden, bei der beispielhaft für einen Gewerbeverein eine strategische Neuausrichtung erarbeitet wird. „Diese Zukunftswerkstatt bieten wir dann den Ortsvereinen an“, so Störr-Ritter.

Weitere Informationen:

Wolfgang Becker, Leiter Mittelstandspolitik & Kommunikation, Tel. 0711/954668-14, presse@bds-bw.de
Prof. Dr. Holger Held, Fachhochschule Aalen, Holger.Held@fh-aalen.deHolger.Held@fh-aalen.de

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Dr. Marc Dressler idw

Weitere Informationen:

http://www.fh-aalen.de

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