Konventionell und alternativ erzeugte Lebensmittel im Qualitätsvergleich

Die Qualität von Lebensmitteln aus verschiedenen Produktionsverfahren ist in einer Studie umfassend bewertet worden

Lebensmittel aus Ökologischem Landbau haben eine hohe Qualität und sind hinsichtlich ihrer Erzeugung konventionell produzierten Produkten in vielen Punkten überlegen. Dass Öko-Lebensmittel aber generell gesünder sind, lässt sich derzeit wissenschaftlich nicht belegen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine umfangreiche Studie, die jetzt von einer Arbeitsgruppe des Senats der Bundesforschungsanstalten vorgelegt wurde.

Ziel der Studie, an der namhafte Experten aus den Forschungseinrichtungen des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, aus Universitäten sowie Vertreter von Forschungsinstituten des Ökologischen Landbaus mitgewirkt haben, war eine vergleichende Bewertung von Lebensmitteln aus alternativer und konventioneller Produktion. Dabei wurde sowohl die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugung von Lebensmitteln (Prozessqualität) als auch die Qualität der Produkte selbst betrachtet und sozioökonomische Aspekte mit berücksichtigt. „Der jetzt vorgelegte Bericht ist die umfassendste Studie, die bislang zu diesem Thema in Deutschland erarbeitet wurde“, erklärte Professor Bernhard Tauscher, Sprecher der Senatsarbeitsgruppe und Leiter der Bundesforschungsanstalt für Ernährung (BFE) in Karlsruhe. Für den mehr als 100 Seiten starken Bericht wurde die vorliegende wissenschafliche Fachliteratur in einem breiten Ansatz ausgewertet.

Der Anspruch des Ökolandbaus, weitgehend in geschlossenen Kreisläufen zu wirtschaften, wirkt sich günstig auf den Naturhaushalt aus. So ist die Artenvielfalt an Ackerwildkräutern und Insekten auf Ökoflächen meist höher als auf konventionell bewirtschafteten Äckern. Die Eutrophierung von Gewässern und Böden durch Stickstoff und Phosphat wird bei ökologischer Wirtschaftsweise deutlich vermindert. Auch werden flächenbezogen weniger fossile Energieträger verbraucht. Dagegen ist der Flächenbedarf im Ökolandbau wegen des geringeren Ertragsniveaus größer. Unübersichtlich ist die Datenlage zu den Auswirkungen der verschiedenen Produktionsformen auf den Treibhauseffekt. Durch intensive Düngung mit mineralischem Stickstoff, wie sie bei konventioneller Landwirtschaft möglich ist, kann das Treibhausgas Distickstoffoxid (N2O, Lachgas) verstärkt freigesetzt werden. Dem steht eine mögliche höhere N2O-Emission im Ökologischen Landbau infolge des umfangreicheren Anbaus von Leguminosen gegenüber. In der Rinderhaltung ist die Methanbilanz – also die Menge freigesetzten Methans pro kg Milch bzw. kg Fleischmasse – bei intensiveren Haltungssystemen günstiger.

Pflanzliche Lebensmittel werden regelmäßig auf Pflanzenschutzmittel-Rückstände untersucht. Generell ist bei Ökoprodukten mit wesentlich weniger Rückständen zu rechnen, gänzlich frei – so haben verschiedene Untersuchungen ergeben – sind auch sie nicht. Doch auch die Qualität konventionell erzeugter Produkte ist in dieser Hinsicht gut: Weizen und Roggen aus konventioneller Erzeugung sind praktisch frei von Pflanzenschutzmittel-Rückständen, Obst und Gemüse weisen zwar häufiger Rückstände auf, aber selten werden die zulässigen Rückstands-Höchstmengen überschritten. Die Studie zitiert eine aktuelle Untersuchung, in der 1.041 Obst- und Gemüseproben aus ökologischem und 1.836 Proben aus nicht-ökologischem Anbau geprüft wurden. In 0,1 % der Proben aus ökologischem Anbau waren die Höchstmengen überschritten, bei konventionell erzeugten Produkten lag der Wert bei 1,7 %.

Zur Belastung von Getreide mit Mykotoxinen – giftigen Stoffwechselprodukten von Schimmelpilzen – ergibt sich kein klares Bild. Verschiedene Vergleichsuntersuchungen von alternativ und konventionell erzeugtem Getreide kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Das lässt den Schluss zu, dass die Produktionsweise in diesem Punkt von untergeordneter Bedeutung ist und von anderen Einflussgrößen überlagert wird. Nicht nur hier zeigt sich: Äußere Faktoren wie Witterung, Sortenwahl im Pflanzenbau und Standortverhältnisse erschweren einen direkten Vergleich der Produktionsverfahren, da sich diese Faktoren erheblich stärker auf die Qualität der Ernteprodukte auswirken können als die Produktionsweise. So hängt beispielsweise die Schwermetallbelastung pflanzlicher Produkte wesentlich vom Standort und der früheren Landnutzung ab.

Bei Obst und Gemüse sowie bei Getreide lassen die bislang vorliegenden Daten keine markanten anbauspezifischen Unterschiede beim Energie-, Nährstoff- und Vitamingehalt erkennen. Einige ernährungsphysiologisch wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe können bei Obst und Gemüse aus Ökoanbau in höheren Konzentrationen vorliegen. Der Gehalt an Ballaststoffen ist vom Anbauverfahren unabhängig. Bei der Milch kann die begrenzte Fütterungsintensität der Kühe im Ökolandbau zu geringeren Eiweißgehalten führen, der Gehalt an Vitaminen und Calcium wie auch das Fettsäuremuster werden durch die Produktionsweise nicht beeinflusst. Signifikante Unterschiede im gesundheitlichen Wert von Milch aus verschiedenen Produktionsrichtungen sind daher wenig wahrscheinlich.

Die bisher vorliegenden Erkenntnisse erlauben aus wissenschaftlicher Sicht nicht den Schluss, dass der ausschließliche oder überwiegende Verzehr von ökologisch erzeugten Lebensmitteln die Gesundheit des Menschen direkt fördern würde. Die Autoren der Studie betonen, dass für die Gesundheit des Menschen in erster Linie eine ausgewogene Ernährung wichtig ist, also insgesamt eine geringere Verzehrsmenge und dabei weniger Fett und Fleisch, jedoch mehr Gemüse und Obst. Angesicht der hohen Kosten im Gesundheitswesen, die in Deutschland alljährlich durch ernährungsbedingte Krankheiten verursacht werden – die Studie nennt einen Betrag von mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr – wäre es zu begrüßen, wenn die Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Wert auf einen gesunden Lebensstil legen würden, der mit bewusster Ernährung und viel körperlicher Bewegung einher geht.

Die Studie ist im Internet zu finden unter der Rubrik „Thema des Monats“ (Juni 2003). Zusätzlich ist sie in der Rubrik „Senat der Bundesforschungsanstalten / Senatsarbeitsgruppen“ eingestellt.

Media Contact

Dr. Michael Welling idw

Weitere Informationen:

http://www.bmvel-forschung.de

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