Kostendruck verantwortlich für Standortverlagerung ins kostengünstige Ausland

Steigender Kostendruck zwingt Fertigungsunternehmen zur Standortverlagerung ins kostengünstige Ausland. Studie von Deloitte & Touche untersucht die Einflussfaktoren.

Immer mehr Unternehmen verlagern ihre Produktion ins kostengünstigere Ausland. Länderspezifische innenpolitische Maßnahmen und die gesamte weltwirtschaftliche Lage mögen auf diese Entwicklung Einfluss nehmen. Steigender Kostendruck und zunehmende Komplexität der Supply Chain zwingen Fertigungsunternehmen aber in jedem Fall an eine Standortverlagerung ins Ausland zu denken. Die genauen Beweggründe für diesen Schritt erfragt Deloitte & Touche derzeit mit einer weltweit durchgeführten Umfrage zum Supply Chain Management in Fertigungsunternehmen. Erste Ergebnisse dieser Umfrage wurden heute in dem Bericht unter dem Titel „The Challenge of Complexity in Global Manufacturing – Trends in Supply Chain Management“ veröffentlicht.

Die Studie untersucht die zunehmende Unübersichtlichkeit und Zersplitterung von Supply Chains, deren Auswirkungen auf die Hersteller und sich daraus ergebende Probleme für die Praxis. Bisher haben sich über 500 Unternehmen aus Nordamerika und Europa an der Umfrage beteiligt. Die Unternehmen kommen aus den Branchen Luft- und Raumfahrt, Rüstung, Automobilbau, Life Sciences, Konsumgüter, Chemie, High-Tech und Telekommunikation sowie der Fertigungsindustrie wie Metallverarbeitung und Anlagen-/Werkzeugbau.

„Unsere Untersuchung macht deutlich, dass drei hauptsächliche Faktoren für die wachsende Komplexität der Supply Chain von Fertigungsunternehmen verantwortlich sind: Der Zwang zur Kostensenkung, die Erschließung neuer Märkte und immer schnellere Produktinnovationen,“ erklärt Jochen Seidel, der für die Studie in Deutschland verantwortliche Manager bei Deloitte & Touche. „Da Entwicklung und Produktion in immer stärkerem Maße international verteilt werden, kommt es unweigerlich zu einer weiteren Zersplitterung der betrieblichen Prozesse.“

Einflussfaktoren auf die Komplexität der Supply Chain

Kostendruck Um Kosten zu senken, werden Produktion, Beschaffung und Entwicklung zunehmend in Niedriglohnländer verlagert.

* 61 % der Befragten haben Teile der Produktion an kostengünstigere Standorte verlagert, 59 % nicht ausreichend ausgelastete Produktionsstätten geschlossen und 58 % verschiedene Fertigungs- und Vertriebstätigkeiten an Subunternehmer oder Dienstleister outgesourced.

* 29 % der europäischen Unternehmen produzieren nicht in ihren Heimatmärkten.

* Sogar die Entwicklungsabteilungen als wichtigster Teil jedes Fertigungsunternehmens werden aus Kostengründen ausgelagert.

Erschließung neuer Märkte Viele der weltweit größten Unternehmen haben auf der Suche nach Kunden in ausländischen Märkten ihre Supply Chain und andere betriebliche Tätigkeiten globalisiert. Dadurch befinden sich mehr Lieferanten und Produktionsanlagen im Ausland als im eigenen Land. Die Supply Chain wird dadurch zusätzlich verlängert.

* Die Hälfte aller befragten Unternehmen in Nordamerika und Europa ist bereits auf dem chinesischen Markt vertreten.

* Mehr als 40% aller nordamerikanischen Unternehmen werden ihre Marketingbasis in Mittel- und Osteuropa sowie in Mexiko und Mittelamerika bis 2006 ausbauen.

Produktinnovation Aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks und des rasanten Fortschritts sehen sich Fertigungsunternehmen gezwungen, ständig neue und innovative Produkte auf den Markt zu bringen.

* Die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen rangierte unter sieben Faktoren zur Verbesserung der Ertragslage in den nächsten drei Jahren an erster Stelle.

* Hersteller führen in immer kürzeren Abständen neue Produkte ein, um so zusätzliche Erträge zu erzielen. Dies hat gravierende Auswirkungen auf die Komplexität der Supply Chain.

Widersprüchliches Supply Chain Management

Trotz Globalisierung findet die Supply Chain Optimierung meist nur auf lokaler Ebene statt.

* Nur bei der Hälfte der befragten Unternehmen gibt es ein Mitglied der obersten Führungsebene oder des Vorstandes, das für globales Supply Chain Management verantwortlich ist.

* Verbesserungen der Supply Chain Performance konzentrieren sich lediglich auf bestimmte Funktionen, Anlagen, Länder oder Kontinente statt auf die End-to-End-Performance.

Die Supply Chain Manager sind trotz kürzerer Produktzyklen auf die immer schnellere Einführung neuer Produkte nicht vorbereitet.

* Obwohl neue Produkte die Garanten für künftigen Umsatz sind, stellen die Supply Chain Verantwortlichen die Unterstützung kürzerer Innovationszyklen und schnelleres Time-to-Market an die letzte Stelle der Prioritätenliste.

* Die Mehrheit der befragten Hersteller verwendet keine speziellen Verfahrensmodelle für den Produkt-Lebenszyklus (55 %) oder Software, die solche Modelle unterstützt (73 %).

Flexibilität wird zwar hoch bewertet, lässt sich jedoch immer schwerer realisieren.

* Flexibilitätshemmende Faktoren wie Fehler bei der Bedarfsprognose, lange Lieferanten-Vorlaufzeiten und Überangebot werden durch wichtige Trends wie kürzere Produktzyklen, höhere Kundenanforderungen, Erschließung neuer Märkte und Verlagerung von Beschaffung und Produktion an kostengünstigere Standorte noch verstärkt.

Die Bedeutung des Risikomanagements wird von den Supply Chain Managern als hoch eingeschätzt. Trotzdem nehmen viele Unternehmer die potenziellen Risiken hin, die durch Zersplitterung ihrer Supply Chain entstehen.

* Die zunehmende Fragmentierung der Supply Chain schafft neue Probleme und Komplikationen bei der Erfüllung von Kundenanforderungen.

Die Qualität des Kundendienstes hat hohe Priorität, doch nur wenige Unternehmen suchen bei strategisch wichtigen Projekten die aktive Zusammenarbeit mit ihren Kunden.

* Fast 50 % erklärten, der Kundendienst habe in globalen Supply Chain Strategien höchste Priorität. Jedoch arbeiten nur 3 bis 8 % der Unternehmen in wichtigen Bereichen wie strategischer Planung und Prognose, Bestandsmanagement und Kostensenkung eng mit ihren Kunden zusammen.

„Die Widersprüche zeigen, dass Hersteller oftmals nicht in der Lage sind, ihre globale und zugleich fragmentierte Supply Chain in Einklang zu bringen,“ erklärt Jochen Seidel. „Unsere Studie identifiziert spezifische Maßnahmen und Lösungen. Hersteller sollen in die Lage versetzt werden, komplexe Supply Chains trotz starkem Wettbewerbsdruck effizienter, flexibler und reaktionsschneller zu gestalten.“

Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage liegen im September 2003 vor. Sie werden ausführliche Analysen, Informationen und Case Studies sowie Strategien im globalen Supply Chain Management von Unternehmen aufzeigen.

Media Contact

Jochen Seidel Deloitte & Touche

Weitere Informationen:

http://www.deloitte.de

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