Stiefkind Produktionsmodernisierung: Modernisierung der Produktion häufig ohne Strategie

Während Unternehmen der Entwicklung neuer Produkte eine große Bedeutung beimessen, gilt dies für die Planung einer dazugehörigen Produktion nur bedingt.

Das zeigen jüngste Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe. Die Personalkapazitäten für die Planung der Produktions-modernisierung liegen in den über 1600 befragten Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes im Mittel bei nur 0,4 Prozent der Beschäftigten. Das ist nur ein Zehntel der Beschäftigten, die in der produktbezogenen Forschung und Entwicklung tätig sind. Die Chemische Industrie ist mit ca. 0,5 Prozent Spitzenreiter, der Maschinenbau bildet mit 0,3 Prozent das Schlusslicht.

Mit der Modernisierung der Produktion wird nach den Untersuchungen des Fraunhofer-ISI oft nur auf Zwänge reagiert, zum Beispiel wenn neue Produkte eine Prozessinnovation erfordern. Mangelnde Ressour-cen ermöglichen kaum eine strategische Planung. Selbst Unternehmen, die in den vergangenen zwei Jahren Produktneuheiten auf den Markt gebracht haben, investieren nicht messbar mehr in die Modernisierung ihrer Produktion. Der Personalaufwand für Prozessinnovationen steigt zudem nicht mit einem wachsenden Anteil der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung. Dies widerspricht der verbreiteten These, wonach es eine enge Verbindung zwischen Produkt- und Prozessinnovationen gibt.

Mehrheitlich übernimmt die Geschäfts-, Produktions- oder Betriebsleitung die Planungsarbeiten zur Modernisierung der Produktion. Doch ist sie oft durch das Tagesgeschäft überlastet. Die geringen Ressourcen für die Planung von Modernisierungsmaßnahmen in der Produktion lassen sich zumindest teilweise durch diese zeitlichen Engpässe erklären.

Der wichtigste Auslöser für die Modernisierung ist die Marktentwicklung der eigenen Produkte, also Schwankungen der Absatzzahlen sowie Veränderungen der Seriengröße und Variantenvielfalt. Einem Technologiewechsel wird dagegen eine geringere Bedeutung beigemessen. Größere Veränderungen für die Produktion erwarten die Planer in nächster Zeit zudem eher von neuen Material- und Werkstoffentwicklungen als von der Informationstechnik.

Die Bedeutung der Energie- und Rohstoffpreise sehen die ISI-Wissenschaftler differenziert. Von Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten wird dieses Thema an letzter Stelle genannt. Im Gegensatz dazu spielen für knapp 60 Prozent der kleinen Betriebe die Kosten für Energie- und Rohstoffe eine „sehr große“ oder zumindest „große“ Rolle.

Neue Trends bei Organisationskonzepten sind oftmals Themen auf Konferenzen. Sie haben als Informationsquelle aber eine sehr geringe Bedeutung. Die Betriebe informieren sich vorrangig auf Messen und Ausstellungen. Mittlere und große Unternehmen benennen zudem Lieferanten von Maschinen und Anlagen als wichtige Quelle. Große Unternehmen beziehen neu Erkenntnisse ferner von Konkurrenz- und Partnerfirmen sowie aus Kontakten zu Forschungsinstituten.

Bei den schriftlichen Informationsquellen setzen die Unternehmen überwiegend auf die traditionellen gedruckten Medien: auf Fachzeitschriften, Bücher und Forschungsberichte. Knapp 75 Prozent der Betriebe können gut über gedruckte Medien erreicht werden, während bei der elektronischen Verbreitung von Informationen über das Internet, Fachdatenbanken oder Newsletter nur jeder zweite Betrieb zu erreichen ist. Auffällig ist darüber hinaus die geringe Nutzerquote des Internets bei mittleren Betrieben. Diese geht mit einer höheren Nutzerquote bei Zeitschriften einher.

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotenziale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationspolitik.

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Bernd Müller idw

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