Der Europamarkt für Biomaterialien

Aussichten auf ein rasches Umsatzwachstum bietet derzeit der Europamarkt für resorbierbare und erodierbare Biomaterialien. Im Jahr 2002 noch auf 539,3 Millionen US-Dollar beziffert, soll das Marktvolumen bis 2009 auf 794,1 Millionen US-Dollar ansteigen.

Als indirekt wichtigsten Wachstumsmotor nennt die internationale Unternehmensberatung Frost & Sullivan die zunehmende Sportbegeisterung über sämtliche Altersgruppen hinweg. Denn damit steigt die Zahl der Sportverletzungen, die eine medizinische Behandlung notwendig machen.

Von diesem Trend profitiert vor allem der Sektor für orthopädische Biomaterialien. Noch liegt sein Marktanteil erheblich unter dem des Sektors für chirurgische Wundversorgung, dem Frost & Sullivan in seiner Analyse ein Wachstum von 436,4 Millionen US-Dollar im letzten Jahr auf 522,3 Millionen US-Dollar in 2009 prognostiziert. Doch im Vergleich dazu ist im orthopädischen Markt mit zweistelligen Zuwachsraten zu rechnen: So sollen die Erträge im Prognosezeitraum von 102,9 Millionen US-Dollar auf 271,8 Millionen US-Dollar steigen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstumsrate von 14,9 Prozent.

Zweitoperationen entfallen

Der Einsatz resorbierbarer Biomaterialien in der Therapie von Verletzungen der Weichteilstrukturen und von Frakturen birgt enorme Vorteile. Die Materialien werden vom Körper assimiliert, was den Vorteil hat, dass der natürliche Heilungsprozess nicht beeinflusst wird. Im Gegensatz zu Metallimplantaten entfällt zudem bei bioresorbierbaren Implantaten die Zweitoperation zur Wiederentfernung, und es kommt nicht zu Problemen bei postoperativen radiologischen Untersuchungen (MRT, CT).

Biomaterialien als synthetischer Knochenersatz

Signifikante Zuwächse werden daher laut Frost & Sullivan vor allem in den zwei Teilbereichen des orthopädischen Sektors zu verzeichnen sein: zum einen bei den resorbierbaren und erodierbaren Biomaterialien, die als synthetischer Knochenersatz verwendet werden und damit nach und nach die autogenen und allogenen Knochentransplantate ablösen; zum anderen bei den resorbierbaren Implantaten zur Frakturfixierung. „In letzterem Segment werden die wichtigsten Impulse von den steigenden Umsätzen bei absorbierbaren Platten und Schrauben zum Einsatz in der Traumatologie und der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie ausgehen,“ erläutert Research Analyst Paul Taylor.

Kürzere Wartezeiten bei chirurgischen Eingriffen

Im Vergleich zu den orthopädischen Biomaterialien wächst der Sektor für chirurgische Wundversorgung nur langsam. Dank der stabilen Nachfrage wird die Branche allerdings auch 2009 noch 65,8 Prozent des Umsatzes und damit den Löwenanteil am Gesamtmarkt erwirtschaften. Neben der erhöhten Anzahl der Verletzungen nennt Taylor die Bemühungen um verkürzte Wartezeiten bei chirurgischen Eingriffen als wichtigsten Antriebsfaktor.

Lukrative Einsatzbereiche für chirurgische Kleber

Gleichzeitig dehnt sich auch das Anwendungsspektrum für Produkte zur Wundversorgung immer weiter aus. So sollen Fibrin-/Gewebekleber beispielsweise den Blutverlust eindämmen und den Wundverschluss bei parenchymatösen Organen wie Leber, Lunge und Milz unterstützen. Zudem stellen Gefäßchirurgie, Geburtshilfe und Gynäkologie potenziell lukrative Einsatzbereiche für chirurgische Kleber dar.

Kosmetische Chirurgie benötigt bessere Wundversorgung

Auch die signifikanten Zuwächse bei kosmetischer und plastisch-rekonstruktiver Chirurgie sorgen für eine Steigerung des Bedarfs an Wundversorgungsprodukten. Davon werden vor allem die Anbieter modernster Gewebe- und Hautkleber profitieren. Mit einem ähnlichen Aufschwung ist auch bei den Hämostaten zu rechnen.

Synthetisches Nahtmaterial überholt Catgut-Materialien

Als größten Teilbereich des Sektors für Biomaterialien zur Wundversorgung mit einem Umsatz von 307,9 Millionen US-Dollar im Jahr 2002 nennt Frost & Sullivan die synthetischen resorbierbaren Nahtmaterialien. Aufgrund wachsender Bedenken zur biologischen Sicherheit der traditionell verwendeten Catgut-Materialien sind synthetische Produkte europaweit auf dem Vormarsch.

Wundklammern reiner Nischenmarkt

Weniger positiv sind die Aussichten im Untersegment für Wundklammern. Zwar werden die Anbieter nach wie vor die Erwartungen ihrer Kunden erfüllen, doch ist davon auszugehen, dass dieser Nischenmarkt auch weiterhin der kleinste Umsatzgenerator im Sektor für Wundbehandlung bleibt.

Wachstumshemmer minimal invasive Chirurgie

Als eine der Schlüsselherausforderungen für die Hersteller von Produkten zur Wundversorgung betrachtet die Analyse die zunehmende Popularität der minimal invasiven Chirurgie. Die bei diesen Eingriffen entstehenden Wunden sind um ein vielfaches kleiner, was sich negativ auf die Nachfrage nach Klebern, Klammern und Nahtmaterialien auswirkt.

Unternehmensquartett hat den Markt fest in der Hand

Der Gesamtmarkt für resorbierbare und erodierbare Biomaterialien wird derzeit dominiert von den Unternehmen Ethicon (J&J), Tyco Healthcare, Baxter International und B.Braun, die gemeinsam einen Marktanteil von 75,5 Prozent erwirtschaften. „Trotz dieser Übermacht ist zumindest im Sektor für synthetische Knochentransplantate mit einer Erhöhung des Konkurrenzdrucks durch Marktneulinge zu rechnen,“ so die Einschätzung von Paul Taylor. „Gleichzeitig gehen wir bei den traditionellen Anbietern von einer Konsolidierung aus. Neben Übernahmen und Zusammenschlüssen wird es eine Reihe von Joint-Venture-Vereinbarungen geben.“

Media Contact

Katja Feick Frost & Sullivan

Weitere Informationen:

http://medicaldevices.frost.com

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