Gentherapie in Europa: Unverändert hohe Erwartungen

Trotz aller Rückschläge entwickelt sich die Gentherapie allmählich zu einem ernst zu nehmenden Markt. Für klinische Versuche werden Gentherapieprodukte bereits in größerem Maßstab hergestellt und werden voraussichtlich ab 2005 im Handel erscheinen. Bis 2010 soll ihr Jahresumsatz in Europa nach einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan knapp 1,1 Milliarden US-Dollar erreichen.

Wissenschaftler und Pharmaindustrie warten gespannt auf die erfolgreiche Bestätigung des Funktionsprinzips der Gentherapie. Advexin (ad5CMV-p53) von Introgen für fortgeschrittene Tumorerkrankungen im Kopf- und Halsbereich und Generx (ad5-FGF4) von Schering für die koronare Herzkrankheit (KHK) (geplante Einführung jeweils 2005) könnten diesen Nachweis in den Schlüsselsegmenten Krebstherapie und Gefäßerkrankungen erbringen. Mit einer Neubewertung der Zukunftsaussichten dürfte dann die anfängliche Begeisterung zurückkehren, sodass mit einem Investitionsaufschwung in Forschung und Entwicklung zu rechnen ist.

Erste Umsätze bei Krebs und Gefäßerkrankungen

Die ersten Umsätze im Jahr 2005 werden wahrscheinlich zu gleichen Teilen mit Therapien für Krebs und Gefäßerkrankungen erzielt. Danach dürfte dank zusätzlicher Produkte und aufgrund der großen Patientenzahlen die Behandlung von Gefäßkrankheiten dominieren. Die Bedeutung der Krebstherapie soll wegen der geringeren Patientenzahlen bei den betreffenden Tumorarten dahinter zurückbleiben. Wenn allerdings ab 2008 weitere Indikationen und Produkte hinzu kommen, könnten 2010 mit Krebsmedikamenten immerhin 28 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet werden.

In 15 Jahren ein lohnendes Geschäft

Tatsächlich beschränkt sich die Gentherapie nicht mehr nur auf monogen bedingte Erkrankungen. Diese bieten zwar weiterhin die besten Erfolgsaussichten, dürften aber wegen der geringen Patientenzahlen trotz Zuwächsen im Jahr 2006 kaum größere Umsätze bringen. „Wenn das Geschäft mit Gentherapieanwendungen in zehn bis 15 Jahren richtig lohnend wird, dann eher in Verbindung mit verbreiteten chronischen und Infektionskrankheiten als mit seltenen Tumoren,“ so die Einschätzung von Nicola Furley, Programme Manager bei Frost & Sullivan.

Aventis, Novartis und Schering an der Spitze

Hinsichtlich Technologien und Krankheitstypen ist der Gentherapiemarkt extrem divers. „Die Atmosphäre ist zurzeit noch eher akademisch als wettbewerbsorientiert,“ meint Furley. „Mit der Markteinführung der ersten Produkte wird sich der Wettbewerb allerdings erheblich verschärfen.“ Führend bei der Entwicklung sind die Unternehmen Aventis, Novartis und Schering, die deshalb auch den zukünftigen Markt dominieren dürften.

Aufklärung statt Euphorie

Von großer Bedeutung bleibt die Aufklärung von Ärzten und Öffentlichkeit über Funktionsweise und Sicherheitsaspekte der Technologie. Euphemistische Produktbeschreibungen mögen zwar mittelfristig dem Aktienkurs nützen, dienen aber laut Frost & Sullivan langfristig kaum dazu, den Gentherapiemarkt insgesamt zu etablieren.

Die Produktgeneration, die demnächst klinisch geprüft wird, hat den Vorteil, dass das gewünschte Gen auf eine bestimmte Position auf einem bestimmten Chromosom gelenkt werden kann. Die Vektoren sollen so verändert werden, dass sie sich auf bestimmte Gewebetypen ausrichten lassen. Dadurch würden der Bedarf für die direkte (Mikro-)Injektion von DNA und deren unerwünschte systemische Auswirkungen weiter reduziert.

Media Contact

Katja Feick Frost & Sullivan

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