Betriebsnahe Ausbildungsförderung verbessert Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Absolventinnen und Absolventen einer betriebsnahen Ausbildung haben unmittelbar nach Ausbildungsabschluss bessere Arbeitsmarktchancen als Jugendliche, die in einer rein außerbetrieblichen Fördermaßnahme ihre Berufsausbildung absolvieren.

Ein Ziel der seit 1996 neu gestalteten Bund-Länder-Förderung von nicht vermittelten Lehrstellenbewerbern/-innen in Ostdeutschland wurde damit erreicht: Durch längere Praktikumsphasen in einem Betrieb die außerbetriebliche Berufsausbildung betriebs- und wirtschaftsnäher zu gestalten und die Vermittlung so qualifizierter junger Menschen nach Abschluss ihrer Ausbildung zu verbessern. Gute Prüfungsleistungen der praxisnah Geförderten, die mit denen der betrieblich Ausgebildeten vergleichbar, z.T. sogar besser sind, sind ein weiterer Pluspunkt für das veränderte Förderkonzept. Dennoch können betriebsnah Qualifizierte mit betrieblichen Lehrlingen nicht konkurrieren: Nach der Ausbildung stehen sie erst auf Platz zwei in der Warteschlange um einen Arbeitsplatz.

Weil außerbetriebliche Ausbildung als praxisfern, wenig bedarfsgerecht und nicht zuletzt auch als teure Form der staatlichen Ausbildungsförderung gilt, wurde für die nicht vermittelten Lehrstellenbewerber/-innen in Ostdeutschland 1996 die Bund-Länder-Förderung verändert: Die außerbetriebliche Ausbildung sollte künftig zu einem großen Teil in Praktikumsbetrieben durchgeführt werden. Für die landespezifische Ausgestaltung dieser neuen Bund-Länder-Förderung sind seit dem die Länder selbst verantwortlich. Auf der Grundlage dieser veränderten Förderkonzeption wurden zum Stichtag 31.12.2001 in Ostdeutschland insgesamt 36.431 Jugendliche betriebsnah ausgebildet. Da die Bundesregierung eine Fortsetzung dieser Ausbildungsplatzprogramme Ost bis zum Jahr 2004 plant, hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Wirksamkeit dieser betriebsnahen Förderung untersucht.

Die BIBB-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass längere betriebliche Praktikumsphasen im betriebsnahen Förderangebot der Bund-Länder-Programme das Vertrauen der Betriebe in die Berufskompetenz der so ausgebildeten Fachkräfte gestärkt haben. Gleichzeitig konnte der Bund, der mit rd. 6.770 Euro die Hälfte des Fördersatzes pro Förderfall trägt, seine Ist-Ausgaben pro Ausbildungsplatz nahezu halbieren.

Weitere Ergebnisse der Studie:

  • Die Erwerbssituation der Förderabsolventen wird entscheidend durch die angespannte Lage am ostdeutschen Arbeitsmarkt und die regionale Arbeitsmarktsituation geprägt.

    Trotz der beabsichtigten Orientierung am künftigen Fachkräftebedarf konnte auch nach der betriebs- und wirtschaftsnahen Neukonzeption der Bund-Länder-Förderung eine weitere Verfestigung hergebrachter und geschlechtsspezifischer Berufsstrukturen nicht verhindert werden. Festzustellen ist lediglich ein leichter Rückgang des Anteils der Teilnehmer/innen in den traditionellen Berufsschwerpunkten zugunsten bisher weniger berücksichtigter Berufe (z.B. im IT-Bereich).

  • Das Förderangebot erreichte die Zielgruppe „unvermittelte Bewerber/-innen“ in den einzelnen Regionen unterschiedlich stark. So erhielten insbesondere die Leistungsstärkeren unter den unvermittelten Bewerbern/-innen die Chance auf eine betriebsnahe Ausbildungsförderung. Weniger Leistungsstarke wurden auf nachrangige und nicht unbedingt passgenaue Förderangebote verwiesen.
  • Die Prüfungserfolge der Maßnahmeteilnehmer/-innen zeigen, dass die Qualität der betriebsnahen Ausbildung mit der einer betrieblichen Ausbildung vergleichbar ist. Ein Grund dafür ist, dass die ausgedehnten Betriebspraktika im Gegensatz zur außerbetrieblichen Ausbildungsorganisation bessere Möglichkeiten bieten, betriebliche Produktions- und Geschäftsprozesse in die Ausbildung zu integrieren. Dabei ist allerdings wichtig, dass außerbetriebliche Ausbildungsstätte und Praktikumsbetrieb miteinander kooperieren.
  • Trotz entsprechender Förderkonditionen konnten betriebliche Mitnahmeeffekte nicht immer verhindert werden. Über eine finanzielle Beteiligung der Praktikumsbetriebe an den ohnehin abgesenkten Ausbildungsvergütungen der Förderteilnehmer/-innen ließen sich diese Mitnahmerisiken möglicherweise reduzieren.

Die jetzt vom BIBB veröffentlichten Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Evaluierungsstudie geben wichtige Orientierungen für die Feinabstimmung der geplanten Bund-Länder-Ausbildungsplatzprogramme Ost bis zum Jahr 2004.

Die Veröffentlichung von Klaus Berger und Günter Walden: „Evaluierung der Bund-Länder-Programme zur Ausbildungsförderung in den neuen Bundesländern 1996 – 1999. Bestandsaufnahme, Schlussfolgerungen und Empfehlungen“ ist zum Preis von Euro 17,50 zu beziehen beim W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Postfach 10 06 33, 33506 Bielefeld, Tel. 0521/911 01-11, Fax: 0521/911 01-19, E-Mail: service@wbv.de

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