Didaktikerinnen und -didaktiker untersuchen Lernangebote im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Wie lebt eigentlich ein Wattwurm? Was fressen Möwen am liebsten? Und wie sieht eine Muschel von innen aus? Antworten auf diese Fragen können Besucherinnen und Besucher in den Nationalpark-Häusern entlang der niedersächsischen Nordseeküste erhalten.

Um den Lerneffekt in den Häusern und Zentren der jeweiligen Gebiete zu steigern und die Qualität der Ausstellungen und Führungen zu verbessern, haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Institut für Didaktik der Naturwissenschaften (IDN) der Leibniz Universität Hannover im Auftrag der Nationalverwaltung „Niedersächsisches Wattenmeer“ erstmals eine Muster-Evaluation an sechs der 14 Nationalpark-Häuser durchgeführt.

Die Niedersächsische Wattenmeer-Stiftung unterstützte die Untersuchung finanziell.

Die Besucherinnen und Besucher der Nationalparks füllten rund 2500 Fragebögen aus. Ein Projektteam mit drei Mitarbeiterinnen führte, dokumentierte und analysierte darüber hinaus in einem halben Jahr mehr als 110 gezielte Einzelinterviews. „Bei dem Projekt handelt es sich um eine der größten qualitativen Muster-Evaluationen in Deutschland“, sagt der Biologe Dr. Jorge Groß vom Institut für Didaktik der Naturwissenschaften der Leibniz Universität Hannover, der die Evaluation geleitet hat.

Insgesamt zeigte sich dabei, dass die Häuser durchaus ausgezeichnete Arbeit leisten: Sie stiften neue Erfahrungen zur einmaligen Tier- und Pflanzenwelt des Wattenmeeres, und die Besucher haben Spaß an den vielfältigen Lernangeboten. Am besten schnitten dabei betreute Angebote wie beispielsweise Führungen ab, die allerdings aufgrund der begrenzten Personalkapazität nicht überall von gleicher Qualität sind. Die Ergebnisse waren aber auch verblüffend: Selbst heute, 22 Jahre nach der Gründung des 278.000 ha großen Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, hatten viele der Gäste eine nur sehr ungenaue Vorstellung davon, was sich hinter dem Begriff Nationalpark verbirgt. Von der Vorstellung, dass man „wie in Afrika mit dem Jeep herumfahren kann“ bis hin zu der Überzeugung, dass die Nationalparks ausschließlich dazu dienen, bedrohte Tierarten „der Nation“ zu schützen, reichte die Bandbreite der Antworten.

Auch nach dem Besuch einer Ausstellung oder einer Führung durch das Wattenmeer war vielen Besucherinnen und Besuchern nicht klar, was genau ein Nationalpark ist. An diesem Punkt wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leibniz Universität ansetzen. „Der Lernerfolg ist ganz klar vom Thema abhängig“, erklärt Dr. Groß. „Die abstrakte Idee des Nationalparks mit seinen drei Zonen ist nur schwer zu vermitteln.“ Künftig sollen die Gäste auf möglichst handlungsorientierte und spielerische Art und Weise mit dem Thema Wattenmeer vertraut gemacht werden. Wer die Sommerferien für einen Besuch nutzen will, dem rät der Biologie-Didaktiker, auf jeden Fall an einer Führung teilzunehmen: „Vieles erschließt sich erst mit einer Erklärung. Die häufig eingesetzten Infotafeln tragen nur begrenzt zum Verständnis bei.“

Die neuen Erkenntnisse sollen den Häusern und Zentren in den Gebieten rund ums Wattenmeer helfen, ihre Inhalte zu überdenken und neu zu definieren. Die Evaluation soll außerdem als Muster für die acht Nationalpark-Informationseinrichtungen dienen, die noch nicht untersucht wurden. Hierzu werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nationalpark-Häuser weiter von den Fachdidaktikerinnen und -didaktikern der Leibniz Universität Hannover geschult und begleitet.

Media Contact

Dr. Stefanie Beier idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-hannover.de

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